Überraschungsbesuch eines Spitzenpolitikers im beschaulichen Haßfurt: Markus Söder, Bayerns Finanz- und Heimatminister, will am Freitag, 10. April, im Landratsamt Haßberge im Rahmen einer Pressekonferenz sein Konzept zur Behördenverlagerung sowie seine Heimatstrategie vorstellen.
Im Rahmen der Regionalisierung von staatlichen Behörden wird Söder über 50 staatliche Einrichtungen mit mehr als 3000 Beschäftigten und Studierenden aus den Ballungszentren des Freistaates in ländliche Regionen verlagern. Einer der Profiteure dieser Strukturmaßnahme ist der Landkreis Haßberge:
Wie Anfang März nach der Entscheidung des Kabinetts berichtet, wird die einstige Kreisstadt Ebern neue Heimat der Landesbaudirektion, die sich noch in Nürnberg befindet. Mit der Landesbaudirektion, die bei der Autobahndirektion Nordbayern angesiedelt war, kommen 100 qualifizierte Arbeitsplätze in die Eberner Kaserne. Davon werde der ganze Raum profitieren, hatte sich am 4. März Landtagsabgeordneter Steffen Vogel gefreut. Denn „Autos müssen repariert, die Gebäude gereinigt, die Computer eingerichtet und gewartet oder auch die Heizung in Schuss gehalten werden“, versprach sich der Parteifreund Söders weitere Impulse für den Arbeitsmarkt im Umfeld der Behörde.
Allerdings wird es in Ebern wohl ein Geschenk auf Raten sein: Der Umzug der Landesbaudirektion dürfte sich über Jahre hinziehen, weil es keine Zwangsversetzung geben soll und die Infrastruktur für die Direktion erst aufgebaut werden muss. Die mit LBD abgekürzte Behörde beaufsichtigt in baulicher und rechtlicher Hinsicht die Planung und Durchführung der Baumaßnahmen der 20 Staatlichen Bauämter im Freistaat.
Sie gingen leer aus:
Ebern war nicht die einzige Kommune im Heimatkreis, die sich für die Ansiedlung einer Behörde bzw. staatlichen Einrichtung beworben hatte. Landrat Wilhelm Schneider und die betreffenden Bürgermeister hatten vier weitere Liegenschaften angeboten: • das Schloss Gleisenau, das durch den Auszug von Bayerns einstmals „schönster Schule“ seit Herbst weitgehend leer steht; • das Schloss Ditterswind, aus dem die Rummelsberger Dienste ausziehen, weil sie in Zeil und Ebelsbach neu gebaut haben; • das Amtsgericht Haßfurt neben dem Landratsamt, das durch den Neubau des Gerichts am EZO-Kreisel ebenfalls nach einer neuen Funktion sucht; • das Büro- bzw. Industriegebäude aus dem Jahre 1999 in der Bahnhofstraße 24, in das einst das Regionalzentrum von E.ON einziehen sollte.
Landrat Schneider (CSU) hatte im März festgestellt, mit Ebern habe es schon den Richtigen getroffen, und dabei an die Einschnitte gedacht, die die alte Kreisstadt in den Jahren zuvor hinnehmen musste – in erster Linie den Abzug der Bundeswehr, die Schließung des Forstamtes und des Amtsgerichts. Unbestritten allerdings ist, dass der Landkreis und seine Kommunen in den kommenden Jahren Lösungen für viele andere leerstehende Immobilien finden müssen, eben zum Beispiel für die Schlösser Gleisenau und Ditterswind.