Das Amt des Landrats im Landkreis Haßberge bleibt in Hand der CSU: Ihr Kandidat Wilhelm Schneider hat die Stichwahl am Sonntag für sich entschieden. Überraschend deutlich sogar. Sein Stimmenvorsprung gegenüber seines SPD-Konkurrenten Bernhard Ruß lag am Ende bei gut sieben Prozent. Das ist mehr, als selbst viele seiner Partfreunde gehofft haben dürften. Mit Schneider übernimmt 40 Jahre nach der Gebietsreform erstmals ein Kandidat aus dem nördlichen Landkreis das Zepter im Landratsamt.
Wie Rudolf Handwerker (CSU) ging es wohl vielen: „Ich hätte mir vor der Stichwahl keine Prognose zugetraut“, gestand der noch amtierende Landrat am Wahlabend, als schon fast alle Stimmbezirke ausgezählt waren und Schneider von Zwischenergebnis zu Zwischenergebnis seinen Vorsprung vor Ruß behauptete. „Ich bin noch immer überzeugt“, sagte Handwerker, „dass der richtige Mann als mein Nachfolger gewählt wurde.“
Zu diesem Zeitpunkt war Schneider, anders als sein Konkurrent Ruß, noch nicht im Sitzungssaal des Landratsamtes in Haßfurt aufgetaucht, wo die Stimmenergebnisse aus den Kommunen zusammenliefen. Auch als Kreiswahlleiter Thomas Albert um 19.34 Uhr das vorläufige Endergebnis verlas – 53,6 Prozent für Schneider, 46,4 Prozent für Ruß –, war der Wahlsieger noch nicht im Saal. Wer ins Internet blickte, konnte ihn jedoch auf Facebook entdecken – bereits in Feierlaune.
Die Zahl der CSU-Anhänger war zwischenzeitlich erheblich angeschwollen, als Schneider mit seiner Ehefrau Larissa den Sitzungssaal betrat. Jubel brach aus. „Das Fiebern hat sich gelohnt“, sagte der frisch gewählte Landrat aus Maroldsweisach, und erweckte dabei fast den Eindruck, als könne er es selbst noch nicht ganz glauben, dass er die Wahl tatsächlich gewonnen hat. Er deute seine deutliche Stimmenmehrheit im nördlichen Kreisgebiet nicht als Sieg des Nordens über den Süden. „Alle Bereiche des Landkreises“, versprach er, „werden gut zusammenarbeiten.“
Obwohl Wahlverlierer Ruß Schneider freundlich gratulierte, wirkte er leicht zerknirscht. „Es ist heute nicht der Tag der Analysen, eher der Emotionen“, wollte er die Stimmenverteilung in den auffällig „schwarz“ wählenden nördlichen und den „roten“ südlichen Landkreis nicht bewerten. Nur so viel: Im Vergleich zur generell niedrigeren Wahlbeteiligung im südlichen Landkreis sei es Schneider gelungen, mit seinem Wahlslogan „Einer von uns“ im Norden mehr zu motivieren. Es werde eine Aufgabe für den neuen Landrat sein, die Teilräume, die es im Landkreis trotz aller Dementis gebe, zusammenzuführen, stellte Ruß fest.
Den Wahlausgang bezeichnete er als ein „tolles Ergebnis für die SPD“ (zum Vergleich: Im Jahr 2008 errang die SPD-Landratskandidatin Kerstin Westphal 28,6 Prozent). Er habe im Wahlkampf zum Thema „Nationalpark Steigerwald“ seine „sachlich begründete Position“ beibehalten, sagte Schneider, und sei als Einzelkämpfer angetreten, ohne Schützenhilfe überregionaler SPD-Prominenz. Anders als sein CSU-Konkurrent, der laut Ruß „die halbe Staatsregierung“ aufgeboten und für sich in den Wahlkampf geschickt habe.
„Wir werden die Staatsregierung daran erinnern, nicht nur in Wahlkampfzeiten für den Haßbergkreis da zu sein“, kündigte auch SPD-Kreisvorsitzender Wolfgang Brühl an, der sich ein besseres Ergebnis des SPD-Kandidaten erhofft hatte.
Naturgemäß ganz anders fühlte sich CSU-Kreisvorsitzender Steffen Vogel, der „sehr zufrieden mit dem Wahlausgang“ war. Schneider habe einen intensiven Wahlkampf geführt. Dennoch: „Fairer hätte ein Landratswahlkampf nicht geführt werden können“, war Vogel überzeugt. Er interpretiert das Wahlergebnis so, dass Schneider ein Landrat „für alle ist“. Das Bild einer Auseinandersetzung Nord gegen Süd trüge, meinte Vogel.
Beim Blick in die Ergebnislisten lässt sich dagegen – trotz aller Politiker Dementis – feststellen: Wie schon beim ersten Wahlgang am 16. März hat der Landkreis in der Stichwahl erneut in zwei Lagern gewählt. Der Norden des Landkreises mit den Ortschaften aus dem Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Hofheim und Schneiders Heimatgemeinde Maroldsweisach gingen in aller Deutlichkeit an den CSU-Kandidaten. Dort konnte Ruß, wie erwartet, in den Gemeinden entlang des Mains punkten. Aber: Schneider konnte dort außer Gädheim keine Gemeinde für sich gewinnen, er wurde aber nicht so deutlich von Ruß deklassiert wie umgekehrt im nördlichen Landkreis.
Und: Die Wahlbeteiligung war im Süden fast durchgängig niedriger als im Norden, was Ruß zusätzlich Stimmen gekostet haben dürfte.
Ein einmaliges Ergebnis konnte Schneider als Maroldsweisacher in Ermershausen einfahren. Er kam dort auf schier unglaubliche 96,9 Prozent, während der Gegenkandidat Ruß sich mit 3,1 Prozent bescheiden musste. In der offiziellen Grafik des Landratsamtes ist das Ruß'sche Ergebnis so gering ausgefallen, dass dort nicht einmal Platz für einen roten Strich blieb.
Überragende Zahlen schaffte Schneider auch in Aidhausen mit 92 Prozent und in Bundorf mit 90,1 Prozent. Ruß blieb dort im einstelligen Bereich hängen und konnte hier kaum Stimmen sammeln – Stimmen, die ihm in der Endabrechnung fehlten. Beachtliche Ergebnisse fuhr Schneider auch in Burgpreppach (88,2 Prozent) und in Pfarrweisach (86,9 Prozent) ein. Interessant auch das Ergebnis in Ebern: Dort schaffte Schneider mit 71 Prozent das nahezu identische Ergebnis, das vor zwei Wochen bei der Bürgermeisterwahl der SPD-Kandidat Jürgen Hennemann gegen die CSU-Frau Barbara Baumbach erreicht hatte.
Große Auftritte hatte Ruß rund um seine Heimatgemeinde. In Sand, wo er künftig weiterhin als Bürgermeister tätig sein wird, schaffte er 70,9 Prozent. Highlights waren auch die Ergebnisse aus Breitbrunn mit 70,5, aus Zeil mit sogar 71,3, aus Ebelsbach mit 65,5, aus Eltmann mit 62,9 und aus Haßfurt mit 60,1 Prozent.
Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag bei nur 60 Prozent. Vor zwei Wochen hatte sie noch mit 69,30 Prozent fast zehn Punkte mehr betragen. Ob das überaus milde Frühlingswetter schuld daran hat?
Der Ausgang der Landratswahl hat auch Auswirkungen auf die Zusammensetzung der CSU-Fraktion im Kreistag. Vor zwei Wochen hatte Wilhelm Schneider bei der Kreistagswahl das beste Einzelergebnis der CSU-Liste eingefahren. Da er nun Landrat wird, zieht mit Theo Diem aus Riedbach der erste Nachrücker für ihn in den Kreistag ein.
Neben dem bekannten Riedbacher Altbürgermeister wird auf der CSU-Liste noch Harald Deringer in den Kreistag nachrücken. Denn die mit nur 29,12 Prozent gescheiterte Bürgermeister-Kandidatin der CSU in Ebern, Barbara Baumbach, hat mitgeteilt, dass sie weder ihr errungenes Stadtratsmandat in Ebern, noch ihren Kreistagssitz antreten wird. Sie werde ihren Verpflichtungen gegenüber ihrem Arbeitgeber in Berlin folgen.
Diese Wahl zeigt aber, dass die Menschen es im Norden leid haben immer hinten anzustehen. Die Wahl zeigt sehr deutlich die Fehler auf, die ein Landrat Handwerker die letzten Jahre gemacht hat, erst kommt Hassfurt dann das Maintal und dann lange lange nichts.
Ich hoffe einem Landrat Schneider gelingt es besser eine ausgewogene Politik für den Landkreis Hassberge zu machen.