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NEUBRUNN
Manchmal wünscht man sich die gute alte Zeit zurück
Das Bild entstand 2018 (von links): Kreisbäuerin Cäcilie Werner mit ihrer jetzt verstorbenen Vorgängerin Rosl Stahl. Mit dabei auch die ehemaligen Kreisbäuerinnen Herta Merkel und Astrid Baum.
Foto: Günther Geiling | Das Bild entstand 2018 (von links): Kreisbäuerin Cäcilie Werner mit ihrer jetzt verstorbenen Vorgängerin Rosl Stahl. Mit dabei auch die ehemaligen Kreisbäuerinnen Herta Merkel und Astrid Baum.
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:47 Uhr

„Seit dem Jahre 1948 gestalten die Landfrauen das Leben auf dem Land. Ob in Kirche, Gesellschaft oder auch in Politik ist ihr Engagement weitreichend. Zuerst ging es darum, die Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen. Heute geht es in erster Linie um den Dialog mit den Verbrauchern, um ihnen Wissen um Lebensmittel und deren Erzeugung zu vermitteln.“ Dies betonte Kreisbäuerin Cäcilie Werner bei der festlichen Veranstaltung „70 Jahre Landfrauen“ vor den Ortsbäuerinnen aus dem gesamten Landkreis Haßberge in Neubrunn. In der schon weihnachtlich geschmückten „Heilig-Länder-Halle“ eröffnete Diakon Joachim Stapf die Feierstunde mit Impulsen zum Advent.

Kreisbäuerin Cäcilie Werner stellte in ihrer Rede heraus, dass sich im Laufe der Zeit viel verändert habe. Die Höfe seien früher auf Selbstversorgung ausgerichtet gewesen. Von Kühen, Schweinen, Gänsen, Enten bis hin zu Hühnern war dort alles vorhanden. Die Bäuerinnen hätten es dabei nicht einfach gehabt, mussten körperlich schwere Arbeiten verrichten, aber sie seien zufrieden gewesen. Später hätten sich die Betriebe spezialisiert und in den letzten Jahren hätten Mechanisierung und auch die Digitalisierung Einzug gehalten. Außerdem seien die Betriebe gewachsen und die Devise „wachsen oder weichen“ war angesagt.

„Auch das Bild der Bäuerin veränderte sich. Viele junge Frauen sind heute beruflich auch außerhalb ihres Betriebes tätig und tragen ihren Teil zum Einkommen bei“, betonte die Kreisbäuerin. „Es müssen zwar kaum noch körperliche Arbeiten von den Bäuerinnen verrichtet werden, dennoch lastet ein enormer Druck auf den bäuerlichen Familien durch die wachsende Bürokratie, durch Vorschriften und ständig neue Anforderungen. Wenn Bäuerinnen und Landwirte es ihren Kindern nicht mehr zumuten wollten, den Betrieb zu übernehmen, dann laufe etwas falsch. „Manchmal denke ich, man wünscht sich in manchen Bereichen die gute alte Zeit zurück.“ Im Landkreis Haßfurt habe es damals noch 4210 landwirtschaftlich Betriebe geben mit 22 709 Hektar Nutzfläche.

Die ehemaligen Kreisbäuerinnen traten dann als „Zeitzeugen“ auf und berichteten aus ihrer Tätigkeit. Ehrenkreisbäuerin Rosl Stahl aus Prölsdorf (1972–1987) gab dabei zu bedenken, dass viele Frauen noch gar keinen Führerschein hatten und es für sie gar nicht so einfach war, zu den Veranstaltungen auf Landkreisebene zu kommen. Bald habe man auch schon den Ernteball eingeführt „und der Göller-Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. Mittag auf dem Acker, dann gemolken, gewaschen und schnell zum Ball. Von Müdigkeit war da nichts mehr zu spüren.“ Später wurde der Landfrauenchor mit Dirigent Kilian Höhn aus Sand gegründet, eine Tracht gefertigt oder das „Haus der Bäuerin“ gegründet, vorwiegend zum Brotbacken. Dazu kamen die bäuerlichen Hilfsdienste.

Ehrenkreisbäuerin Herta Merkel aus Mariaburghausen (1987–1997) meinte, sie habe ein bestelltes Feld übernommen. Sie habe die drei Landfrauentage in den Altlandkreisen zu einem gemacht. „Als dazu nach Trossenfurt eingeladen wurde, gab es Stimmen, da können wir ja gleich nach Paris fahren.“ Nach der Grenzöffnung habe man auch Frauen in Thüringen besucht und auch mit Frankreich habe es einen Austausch gegeben. Servierkurse und andere seien ebenso wie der Gesprächskreis zur Pflegeversicherung gut angenommen worden.

Mit Astrid Baum aus Maroldsweisach sei dann eine verhältnismäßig junge Frau zur Kreisbäuerin gewählt worden. Sie sprach von Neuerungen wie den Werktagen „do it your self“. Kochvorführungen seien der Renner gewesen, ebenso wie die Einführung des „Ernährungsführerscheins für die Kinder“ und der Kindertag auf dem Bauernhof. Die Abschaffung der Milchquote habe sogar zu einer Stammtischgründung geführt. Es habe eine Gesundheitsoffensive gegeben und die Öffentlichkeitsarbeit sei vorangetrieben worden, „die Mitbürger davon zu überzeugen, dass hochwertige Lebensmittel ihren Preis haben müssen. Deswegen müssen wir uns auch in die Agrarpolitik einmischen, denn die Lage auf den Betrieben ist etwas angespannt.“

Anschließend blickte noch Werkkursleiterin Maria Müller aus Eltmann auf ihre Arbeit zurück und Hauswirtschaftsdirektorin Klaudia Schwarz überbrachte die Glückwünsche des Amtes für Landwirtschaft und Forsten.

Der Landfrauenchor unter der Leitung von Kirsten Snater umrahmte die Jubiläumsfeier.
Foto: Günther Geiling | Der Landfrauenchor unter der Leitung von Kirsten Snater umrahmte die Jubiläumsfeier.
 
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