Das FFH-Gebiet "Ehemaliger Standortübungsplatz Ebern und Umgebung" ist Teil des europäischen Schutzgebiete-Netzes "Natura 2000". Dafür wurde nun einem runden Tisch ein Managementplan vorgelegt. Die Höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Unterfranken wollte alle Beteiligten einbeziehen, Eigentümer, Bewirtschafter, Kommunen, Verbände und die Öffentlichkeit, um geeignete Maßnahmen im Konsens umsetzen zu können. Rund 30 Teilnehmer waren gekommen und äußerten ihre Meinungen und Vorstellungen über den Managementplan.
Bürgermeister Jürgen Hennemann stellte heraus, dass man schon lange darauf gewartet habe. Von der Artenvielfalt her könnte man das frühere Bundeswehrgelände als "Naturpark Haßberge im Kleinen" bezeichnen. Es gebe viele Habitate, Refugien und Pflanzen, die auf der roten Liste stehen. Jetzt gehe es um die Pflege und man sei gespannt wie die Artenvielfalt sichergestellt werden soll.
Die in dem Managementplan festgelegten Ziele und Maßnahmen sind Richtschnur für das weitere staatliche Handeln, erläuterte Matthias Berg, Natur-2000-Koordinator der Regierung von Unterfranken. Verena Biedermann von der Oberen Naturschutzbehörde ging auf die konkreten Ziele ein. Spezielle Arten und Lebensraumtypen wolle man schützen, weil sie Indikatoren seien, die mit ihren hohen Ansprüchen an den Lebensraum stellvertretend für viele andere gefährdete Arten stehen.
Gehölze an Stillgewässern sollen gelichtet werden
Das FFH-Gebiet "Ehemaliger Standortübungsplatz Ebern und Umgebung" umfasst 256 Hektar, davon rund 116 Hektar Offenland und etwa 140 Hektar Wald. Für einzelne Bereiche stellten Biedermann und Maximilian Kleinwechter Maßnahmen zum Erhalt vor. Um die nährstoffreichen Stillgewässer ist die Auslichtung der Gehölze am Ufer vorgesehen. Bei Kalkmagerrasen sei die Fortführung der extensiven Bewirtschaftung mit einschüriger Mahd ab Anfang Juli und Abfuhr des Mähgutes erforderlich.
Für den Lebensraum der Gelbbauchunke konstatierte man einen mittleren bis schlechten Erhaltungszustand, weswegen geeignete Laich- und Aufenthaltsgewässer gepflegt oder geschaffen werden müssten. Die Gelbbauchunke benötigt vor allem Waldtümpel. Für den Wiesenknopf-Ameisenbläuling wären dagegen Wechsel-Brachen und Randstreifenkonzepte notwendig sowie festgelegte Schnittzeiten.
Siloballen und Quadfahrer waren Themen
"Wir schützen noch ganz andere Arten und haben mittlerweile schon 11.000 Arten nachgewiesen. Das gibt es sonst nirgends und wir versuchen, die ganze Biodiversität zu erhalten", so Biologe Klaus Mandery vom Institut für Biodiversitätsinformation. Er nannte die Essigrosen-Dickfühlerweichwanze, die bis zu ihrer Entdeckung in Ebern in Deutschland als ausgestorben galt und auf speziellen Wirtspflanzen an den Waldsäumen lebt. "Wir haben sie als Maskottchen genommen." Zu den Säumen bietet das Institut Anfang Juni einen Workshop an.
In die Diskussion wurden Fragen nach extensiven Wiesen und ihrer Pflege sowie dem Vertragsnaturschutz aufgeworfen oder ob Siloballen im Gebiet gelagert werden dürften, was außerhalb der besonderen Lebensräume möglich ist. Kritisch wurden Quadfahrer gesehen und Bürgermeister Hennemann appellierte an die Vernunft der Menschen.
Ausweisung als Naturschutzgebiet schon 2006 beantragt
Biologe Mandery, erinnerte daran, dass der Bund Naturschutz schon im Jahre 2006 einen Antrag auf Ausweisung des ehemaligen Standortübungsplatzes Ebern als Naturschutzgebiet gestellt habe. Natura-2000-Gebiete sind keine Naturschutzgebiete. Die bisherige Bewirtschaftung ist daher weiter möglich, sofern sie nicht mit den Erhaltungszielen kollidiere. "Einzig verpflichtend ist das Verschlechterungsverbot."
Manfred Hußlein gab zu bedenken, dass ein Naturschutzgebiet viel strenger geregelt sei. "Das wäre ein höherer Schutzstatus, der vielleicht auch nicht jedem schmecken würde. Das haben wir im FFH-Gebiet nicht." Klaus Mandery meinte dazu: "Ich würde mich aber trotzdem freuen, wenn das Eberner Gebiet Naturschutzgebiet werden würde."
Wolfgang Gnannt verwies auf seine forstliche Betreuung und betonte, "was wir im Wald haben, ist das Ergebnis einer naturnahen Bewirtschaftung vor Ort und nicht des Nichttuns". Mit 15 Festmetern Totholz pro Hektar sei man Nummer drei in Unterfranken. "Ich halte nichts davon, darüber noch ein Naturschutzgesetz zu stülpen", so Gnannt. Bürgermeister Hennemann unterstützte dies.