28 Jahre lang hat Karl Groenen als unterfränkischer Bezirkspräsident im Bayerischen Bauernverband (BBV) die Agrarpolitik im Land geprägt – und das Amt ihn. „Es waren turbulente Jahre, so viel hat sich verändert“, sagt der Mellrichstädter. In der Landwirtschaft geht es heute eben nicht mehr vorrangig um die Region und den Freistaat Bayern, der Focus richtet sich vielmehr auf das Weltgeschehen. Und Karl Groenen war ein so genannter Global Player.
20 Jahre lang, bis zur Auflösung im Jahr 2000, saß Groenen im Bayerischen Senat und hat erlebt, wie in politischen Gruppierungen Ziele umgesetzt werden. Diese Erfahrungen haben sein Handeln im BBV mitbestimmt. „Ich habe dort als junger Bauer, groß geworden in einer Region, die harte Anforderungen an Landwirte stellt, bestehen müssen“, blickt er zurück. Sein oberstes Ziel: dem ländlichen Raum und der Landwirtschaft Zukunft zu geben und damit für viele Heimat zu sichern. Dass er das erreicht hat, macht ihn stolz. „Ich war mit dem Kopf in der Welt zu Hause, mit den Füßen aber immer in Mellrichstadt“, sagt der 68-Jährige.
Veränderungen anstoßen
Groenen stammt aus einer Bauernfamilie, 1975 hat er mit seiner Frau Renate den Hof der Eltern übernommen. Das Paar hat den Betrieb stetig vergrößert, spezialisiert auf Schweinezucht und Mast. Schon als junger Bursche hat er sich für die Belange der Bauern engagiert. Nachdem er Mitte der 50er-Jahre mit vielem, was in der Landwirtschaft passierte, nicht einverstanden war, stieß ihn ein Mitarbeiter des Amts für Landwirtschaft in Mellrichstadt mit der Nase darauf, nicht nur zu schimpfen, sondern sich aktiv für Veränderungen einzusetzen. Und genau das tat Groenen dann auch.
1957 hob er die Bayerische Jungbauernschaft aus der Taufe, um organisiert mitreden zu können, und knüpfte auf diese Weise – zu einer Zeit, in der dies alles andere als üblich war – schon Kontakte zu jungen Bauern aus anderen Nationen. 1966 wurde er in den Mellrichstädter Stadtrat gewählt – damals als jüngster Bürgervertreter. Derweil führte er längst die Rede als Orts- und nachfolgend als Kreisobmann des BBV im Altlandkreis Mellrichstadt. 1979 wurde er jüngster BBV-Bezirkspräsident, anschließend jüngster Senator im Freistaat.
Unzählige Ämter hat Groenen im Verlauf der Jahre bekleidet – und tut dies immer noch: Er ist stellvertretender Vorsitzender der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (Ufop), Gründungsmitglied und Vorsitzender des Fleischprüfrings Bayern, Vorsitzender der Milchwerke Mainfranken, Vorsitzender des Landesausschusses der Bayerischen Tierseuchenkasse und Vorstandsvorsitzender der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft Franken und Oberbayern, um nur einige zu nennen.
52 Wochen im Jahr war er dafür unterwegs. Den Rücken freigehalten haben ihm seine Frau Renate, die zu Hause den Hof bewirtschaftete, und später auch Sohn Markus, der heute den Bündhof führt. In all den Jahren hat Karl Groenen unzählige Telefonate mit Gesprächspartnern in der ganzen Welt geführt, aber nur wenige mit zu Hause. „Jeder hatte seinen Aufgabenbereich, zwischen meiner Frau und mir war vieles selbstverständlich“, sagt er rückblickend.
Keine Chance für Langschläfer
Für Langschläfer wäre sein Alltag nicht zu meistern gewesen. „Ich kam oftmals weit nach Mitternacht von Terminen in München, Bonn, Berlin oder Brüssel zurück, um 5 Uhr läutete der Wecker den neuen Tag ein. Ich habe in all den Jahren wahrscheinlich mehr im Zug geschlafen als im Ehebett“, witzelt Groenen. Und während der alte Koffer noch nicht ausgepackt war, hatte Ehefrau Renate schon einen neuen bestückt.
Im frisch gebügelten Anzug tauschte sich der Mellrichstädter mit Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer aus, aß mit dem bayerischen Staatsminister für Landwirtschaft und Forsten, Josef Miller, zu Mittag und setzte sich mit Regierungspräsident Paul Beinhofer an den runden Tisch. Alltag im Leben des BBV-Bezirkspräsidenten, der als Amtsinhaber Länder wie Brasilien, Argentinien, Tunesien, die USA, China und ganz Europa bereiste. Vom Weltkongress zurück ins heimische Unterfranken – dorthin, wo die Erinnerungen an das Erlebte ganze Aktenschränke füllen.
Scheiden tut weh
Seit diesem Freitag steht die Familie nun endlich an erster Stelle, sagt Karl Groenen. Mehr Privatmann sein, wünscht er sich, auch wenn er noch viele Posten bekleidet. Zeit mit den beiden Enkelkindern verbringen. Dass ihm der Abschied als BBV-Präsident schwerfällt, sein Herzblut an diesem Amt hängt, gibt er unumwunden zu. Und wünscht sich von seinem Nachfolger, dass er den Bauern dient. So wie er es von frühester Jugend an getan hat.