Das Jahr 1517 hatte es in sich, große Gedanken spalteten den Glauben, Gott wurde vom Richter zum Retter. Mit Martin Luthers 95 Thesen wurde die Welt vor 500 Jahren auf den Kopf gestellt. Nicht nur in Wittenberg auch in Königsberg gibt es rückblickend Menschen, die seinerzeit an den Umbauarbeiten der Kirche beteiligt waren.
In Königsberg kamen am vergangenen Wochenende zahlreiche Vertreter der kirchlichen und weltlichen Gemeinde zusammen, um an diese ereignisreiche Epoche zu erinnern. Eingeladen hatte Claus Bittenbrünn, Bürgermeister von Königsberg. Nach Grußworten an die geladenen Kirchenvertreter und seine Amtskollegen aus den Haßbergen und den Oberbürgermeister Coburgs, Norbert Tessmer, erinnerte Bittenbrünn an den Magister der Theologie, Balthasar Düring. Düring einst in Königsberg geboren und aufgewachsen, zog es über Haßfurt nach Leipzig, dort hielt er ab 1514 nach seinem Studium philosophische Vorlesungen an der Universität. Spekulationen legen nahe, dass er Martin Luther begegnet sein könnte, als Luther im April 1518 Station im Augustinerkloster in Königsberg gemacht hatte. Düring zog es nach Wittenberg, in der Folge wurde er Magister Luthers.
Spannungen überwunden
Pfarrer Peter Hohlweg berichtete, dass Königsberg und das Umland, seit 1523 evangelisch seien, schmunzelnd fügte er hinzu: Mittlerweile sind die konfessionellen Spannungen überwunden. So freute er sich, dass Haßfurts Pfarrer Stephan Eschenbacher von der katholischen Pfarrei St. Kilian seiner Einladung gefolgt war.
Eschenbacher wies darauf hin, dass die Reformation einst eine Spaltung der Kirche bewirkt habe – mit Streitereien bis gar kriegerischen Auseinandersetzungen – eine Erörterung der Schuldfrage hielt er für müßig. „Jeder wird wohl seinen Teil dazu beigetragen haben.“ Obwohl auch heutzutage noch nicht alles „perfekt“ sei, lobte er die gelebte Ökumene.
Oberbürgermeister Norbert Tessmer freute sich, von den gewachsenen Beziehungen zwischen Coburg und Königsberg berichten zu können. Gemeinsamer Berührungspunkt war einmal mehr Balthasar Düring, der in Coburg 1521 ins Predigeramt erhoben worden war und dort mit der Reform des Gottesdienstes betraut war.
Dekan Jürgen Blechschmidt führte an, dass Luther einst durch die Aussage, dass Jesus Christus „unsere Schuld vergibt, uns vom Bösen erlöst“ zur Erkenntnis kam: Gott ist nicht der Richter, sondern der Retter der Welt.
Blechschmidt fügte Kirchenkultur und Musikkompositionen zusammen. Das anschließende Konzert in der Marienkirche zu Königsberg mit Felix Mendelssohn Bartholdys 5. Sinfonie, der „Reformationssinfonie“, sowie der 2. Sinfonie „Lobgesang“ haben zeitlich und thematisch unmittelbare Wurzeln.
Textlich sind Teile des Lutherchorals „Eine feste Burg ist unser Gott“ eingeflochten, die Uraufführung war im November 1833 in Berlin.
Ein brillant aufgeführtes großes Orchester- und Chorkonzert zum Reformationsjubiläum erlebten die Besucher dann in der Marienkirche. 70 Musiker und Sänger, die Kantorei Haßberge und das Symphonische Orchester Würzburg, drei großartige Solisten und ein gutgelaunter Dekanatskantor Matthias Göttemann zogen mit Felix Mendelssohn Bartholdys 5. Sinfonie, der „Reformationssinfonie“ sowie der 2. Sinfonie „Lobgesang“ gut 350 Besucher in der Königsberger Marienkirche in ihren Bann.
Christina Roterberg (Sopran), Anna Haase (Mezzosopran) sowie Tenor Albrecht Kludszuweit ließen im zweiten Teil des Abends zusammen mit dem Dekanatschor Haßberge keine Zweifel zu, es war ein nahezu perfekter Musikabend mit Hochkarätern, Klangwelten zeitlos schön.
Nach gut zwei Stunden verhallten die letzten Noten im Kirchenrund und machten minutenlangen Ovationen Platz.
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