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Haßfurt
Luft holen
Pfarrer Thomas Prusseit.
Foto: Silvia Prusseit | Pfarrer Thomas Prusseit.
Thomas Prusseit
 |  aktualisiert: 09.03.2025 02:31 Uhr

Die diesjährige Fastenzeit steht in der evangelischen Kirche unter dem Motto: Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik. Von unserem Atem und dass wir Luft holen, davon hängt unser Leben ab. Wir versorgen unseren Körper mit Sauerstoff. Das beeinflusst unseren Herzschlag und unsere Stimmung. Wir leben in unruhigen Zeiten und gehen manchmal wie atemlos durch die Nacht. Da breitet sich Panik aus, weil wir nicht wissen, welche Katastrophe als Nächstes auf uns zurollen will.

Luft holen. Zur Ruhe kommen. Sich auf das besinnen, was wirklich wichtig ist. Was mir Sicherheit gibt. Darauf kommt es an. Vor einigen Jahren war ich auf einer Fortbildung zum Thema "Durchschnaufen in den Bergen". Da durfte ich mit zwei Kollegen vierzehn Tage lang von Berghütte zu Berghütte gehen. Südlich von Turin über die Seealpen Richtung Mittelmeer. Klar, dass ich im Vorfeld etwas trainiert hatte und viele Treppen rauf und runter gestiegen war.

Die Ruhe in den Bergen, die Bewegung und die Gespräche haben mir dann gutgetan. Ich konnte abschalten von dem Job. Ich habe neu gelernt, dass es reicht, wenn ich einen Schritt vor den anderen setze. Dass ich den nächsten Schritt erst mache, wenn ich einen sicheren Halt auf dem Standbein habe. Ich habe erlebt, dass mir der Regen nichts anhaben kann. Ja, dass ich eher zu mir selbst komme. Mich in dem Regenwetter eher finde, mit meinen Gedanken und Gefühlen. Und die kalten Duschen auf den Hütten habe ich tatsächlich auch ausgehalten und dann genossen.

Und natürlich ist das anstrengend, über einen hohen Berg zu steigen, oder mal zwei Tourabschnitte an einem Tag zu gehen. Aber das geht, wenn man achtsam miteinander unterwegs ist. Sein eigenes Tempo geht. Man kann sich gegenseitig motivieren und hat ja ein gemeinsames Ziel vor Augen. Und die frische Luft belebt einfach und erfüllt. Menschen, die gerne zu Fuß Pilgern gehen, erfahren das auch.

Die Bibel erzählt, dass Gott den Menschen aus einem Klumpen Erde formt und ihm den Odem, den Atem des Lebens einhaucht. Das ist eine uralte Schöpfungsgeschichte. Es ist gut, auf den Atem zu achten und ihn zu üben. Viele Übungen wie Yoga, Meditation, oder autogenes Training sind mit dem Atem verbunden. Natürlich kann ich trainieren und schauen, dass ich eine längere Strecke laufen kann, ohne dass ich außer Atem komme.

Aber wie kann ich das, was mir im Sport gelingt, auf mein alltägliches Leben übertragen? Es ist gut, innezuhalten und sich zu besinnen. Solche Übungen, die Körper und Atem zusammen bringen, können da helfen. Helfen in unruhigen Zeiten ruhig zu werden und nicht in Panik zu verfallen. Zur Besinnung zu kommen, indem ich auf meinen Atem achte, ganz bewusst Luft hole. Die Panikatmung übe, oder bewusst jeden Tag spazieren gehe, um frische Luft zu tanken und den Kopf und die Brust freizubekommen. Selbst Jesus hat sich gerne zurückgezogen, um Atem zu holen und in Kontakt mit seinem Schöpfer zu kommen. Ich wünsche Ihnen gutes Durchschnaufen und Atem holen.

Der Autor: Thomas Prusseit ist Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Haßfurt.

 
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