Die Bürgerwehr in Königsberg ist die einzige Bürgerwehr Deutschlands, die seit dem Revolutionsjahr 1848, als sie gegründet wurde, jedes Jahr am Dienstag nach Pfingsten ausmarschiert. Vor 171 Jahren war der Zweck des Ausmarsches die Wehrtüchtigkeit der Bürgerwehrsoldaten zu prüfen. Seitdem hat sich der Auszug der Bürgerwehr zu einem Traditionsfest gewandelt.
Entgegengefiebert wird diesem Bürgerwehrauszug schon Wochen voraus. Wenn die Tamboure der Bürgerwehr dann am Dienstagmorgen zum Weckruf trommelnd durch die Straßen und Gassen ziehen, hält es fast keinen Königsberger mehr zu Hause. Er muss hin zum Marktplatz, wo die Bürgerwehr Aufstellung nimmt, zum alljährlichen Auszug in Erinnerung an das Jahr 1848, in dem die Königsberger Bürger ihre Bürgerwehr aufstellten, um der Herrschaft des Adels entgegenzutreten.
1848 war dieses Vorhaben in Königsberg und ganz Deutschland nicht von Erfolg gekrönt, aber beibehalten hat sich Königsberg diese Tradition des Auszuges seiner Bürgerwehr bis auf den heutigen Tag. So traten auch am Dienstagmorgen wieder rund hundert Männer, „bewaffnet“ mit einem blumengeschmückten Gewehr oder einem symbolischen Spazierstock in Reih' und Glied vor dem Rathaus an, um auf die Bürgerwehrfahne zu warten.
„Guten Morgen, Leute!“
Zuvor wurden noch einmal unter dem Befehl von Oberleutnant Frank Holzberg Gewehrgriffe, Drehungen und Wendungen geübt, um auf keinen Fall gegenüber Bürgerwehrhauptmann Manfred Barfuß negativ aufzufallen, wenn dieser das Kommando über das Bataillon übernahm und seine Befehle über den Marktplatz erschallen ließ. Faszinierend war die Antwort der gesamten Mannschaft auf das „Guten Morgen, Leute!“ des Hauptmanns, die wie ein Donnerschlag über den Marktplatz hallte.
Viel Prominenz dabei
Zeugen des historischen Schauspiels war wieder viel Prominenz, der Oberbürgermeister der Stadt Coburg Norbert Tessmer, Vertreter von Burschenschaften sowie eine Vielzahl Bürgermeisterkollegen und, neben vielen Königsbergern auch viele Gäste aus der Region und darüber hinaus. Diese informierte Bürgermeister Claus Bittenbrünn über die Bürgerwehr und ihren Hintergrund.
In diesem Jahr nutzte das Landeskommando des Bundes Historischer Bürger- und Landwehren in Bayern, vertreten durch Hauptmann Manfred Barfuß, den Auszug, um langjährige Mitglieder des Kommandos der Bürgerwehr auszuzeichnen. Die Bronzene Verdienstmedaille wurde den Tambouren Dominik Blümmert und Reiner Mantel angeheftet.
Auch die Stadt Königsberg würdigte Teilnehmer am Bürgerwehrauszug für ihr oftmaliges ununterbrochenes Ausmarschieren mit der Bürgerwehrmedaille. Das Stadtoberhaupt Claus Bittenbrünn konnte sie Tambourmajor Erich Barfuß und Tambour Helmut Daub für 50-malige Teilnahme und Fourier Markus Daub für 25-malige Teilnahme übergeben. Über den Salzmarkt, im Stechschritt an Bürgermeister Claus Bittenbrünn und den Ehrengästen vorbei, ging es dann zu den Klängen der Heimatkapelle aus Michelau durch die Altstadt hinaus zum Festplatz, wo der Parademarsch von Hauptmann Manfred Barfuß abgenommen wurde. Natürlich gab es danach die Manöverkritik. „Die Wendungen und Gewehrgriffe am Marktplatz haben hervorragend geklappt. Ihr habt das ganz Klasse gemacht!“, urteilte der Hauptmann. Auch vom Parademarsch war Manfred Barfuß angetan. „Ich bin in diesem Jahr sehr erfreut über den Parademarsch.“ Barfuß überreichte zudem Detlef Bartesch die Ehrenscheibe, die dieser beim Landesschießen des Landesverbandes Historischer Bürger- und Landwehren in Bayern als bester Pistolenschütze auf die Königsscheibe gewonnen hatte. Geehrt wurden von Barfuß zudem die jüngsten und der älteste Teilnehmer: Es waren dies die 14-jährigen Zwillinge Philipp und Lukas Hau, ältester Teilnehmer Ernst Zieg, der trotz seiner über 80 Jahre noch immer ein begeisterter Mitmarschierer ist.