Bei dem vom „Förderkreis für das Krankenhaus Hofheim“ einberufenen Informationsabend am 27. Oktober wurden die Hofheimer Zuhörer überrascht. Mehr noch: Sie waren über die aktuellen Daten, die sie über die Krankenhaussituation im Landkreis hörten, zornig und entsetzt. Es zeigte sich nämlich bei den Verantwortlichen ein erschreckendes Maß an Hilf- und Planlosigkeit. Außerdem fiel während des jahrelangen rasanten Anwachsens der Krankenhausschulden als einzige Reaktion eine unglaubliche Untätigkeit auf. Und ein erstaunliches Zuwarten bis heute! Die vom Landrat und Verwaltungsratsvorsitzenden erläuterten Punkte lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1. Seit vier Jahren wird ein kontinuierlich und sich dramatisch steigernder Schuldenberg aller Haßberg-Kliniken von zuletzt über drei Millionen Euro jährlich registriert. 2. Als Ursache wird lediglich die tarifliche Personalkostensteigerung genannt, weitergehende Analysen oder gar Gegenmaßnahmen gibt es bisher wohl nicht. 3. Ein erstes (nach meiner Meinung höchst dilettantisches und sicher auch teures) Gutachten hierzu ist nutzlos, es bleibt ohne jedes Ergebnis. 4. Ein zweites Gutachten wird angefordert. Es soll bei der Interpretation der Millionen-Defizite helfen.
Landratsamt und Krankenhausträger sind hierzu offensichtlich unfähig. 5. Eine Konzeption zur zukünftigen Planung, wie es mit der Krankenhaus-Situation im Landkreis weitergehen soll, ist nicht vorhanden. Vorschnelle Pläne über diverse Schließungen wurden zunächst wieder zurückgenommen, nicht aber aufgehoben. 6. Mitte November 2016 soll hierüber in den Entscheidungsgremien gesprochen, eine Lösung gefunden und diese dann verkündet werden. Vorschläge hierzu werden entgegengenommen, eine direkte Mitarbeit – etwa von Betroffenen in Hofheim – ist jedoch nicht vorgesehen. Zusammenfassend stellt sich die Krankenhaussituation insgesamt (und keineswegs nur in Hofheim) als ziemlich verfahren dar. Die Riege der Verwaltungsexperten ist mit der höchst komplexen Materie allgemein und den zusätzlichen Problemen des ländlichen Raumes überfordert. Die zu Hilfe gerufenen „Gutachter“ ersetzen nicht das unerlässliche Gesamtkonzept, das genau für unseren Landkreis entwickelt werden muss, und zwar von fachkompetenten Leuten, von Experten. Ich bin sehr skeptisch, ob unser Landkreis die Kraft und Energie hat, sich aus diesem Dilemma zu befreien.
Eike Uhlich
Hofheim
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