
Regiomontanus, 1436 in Königsberg als Johann Müller geboren, war ein bedeutender Wissenschaftler des 15. Jahrhunderts. In seiner Geburtsstadt Königsberg erinnerten bisher nur die Regiomontanusstatue auf dem Marktbrunnen und die Regiomontanus-Grundschule an den großen Sohn der Stadt. Seit Freitag ist nun eine Besonderheit hinzu gekommen, die nicht nur das Leben des Mathematikers, sondern auch sein umfassendes Wirken zeigt: eine dauerhafte Regiomontanusausstellung, die Peter und Traudl May konzipiert und gestaltet haben. Die Ausstellung in der ehemaligen Neuapostolischen Kirche, Salzmarkt 2, stößt auf großes Interesse, wie der hochkarätige Kreis an Gästen zeigt, die Bürgermeister Claus Bittenbrünn bei der Eröffnung begrüßen konnte. Unter anderem kamen Professor Dr. Alfred Holl aus Regensburg, Christa Wagner, Geschäftsführerin des Vereins zur Förderung von Kunst und Kommunikation Nürnberg, Norman Schmidt von der Sternwarte Nürnberg, Pierre Leich, Präsident der Simon-Marius-Gesellschaft Nürnberg und stellvertretender Landrat Michael Ziegler.
Bittenbrünn ging in seinen einführenden Worten auf die Beziehung Regiomontanus' zu seiner Heimatstadt und die geschichtlichen Verhältnisse ein, in die der Gelehrte hineingeboren wurde. Zusammenfassend meinte er, dass Königsberg zurecht stolz sein dürfe auf seinen nicht nur berühmten, sondern auch aufgeklärten, begabten, denkfähigen und erfinderischen Sohn, der sein Wissen auf der ganzen Welt verbreitet hat.
Im zweiten Teil seiner Ansprache ließ Bittenbrünn die langwierige Entstehungsgeschichte der Regiomontanusausstellung Revue passieren, die, nachdem das ursprüngliche vorgesehene „Regiomontanum“ aus finanziellen Gründen nicht verwirklicht werden konnte, dank des Engagements von Peter und Traudl May zu einer gut gelungenen Lösung gebracht wurde. „Sie haben in akribischer Kleinarbeit diese Ausstellung zusammengetragen, liebevoll alle Tafeln gestaltet, getextet und geschrieben. Sie haben Ausstellungsstücke gesammelt und als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt“, lobte Bittenbrünn das Ehepaar.
„Wir haben eine Ausstellung, die etwas für Wissenshungrige sein soll, für Forschende, die auch einmal ein Buch oder eine Veröffentlichung lesen möchten, für Touristen, die Königsberg und seine Geschichte erleben und entdecken möchten und für alle Königsberger, die an ihrer Heimat hängen, mit ihr verbunden sind und sie lieben“, fasste das Stadtoberhaupt zusammen.
Mit Regiomontanus beschäftigte sich auch Pfarrerin Claudia Winterstein, die zusammen mit Pfarrer Peter Hohlweg die Ausstellung segnete. Winterstein war sich sicher, dass die Himmelskörper Regiomontanus so sehr in den Bann zogen, dass er sie erforschte: „Das, was er über sie herausgefunden hat, war seinerzeit bahnbrechend. Und ich finde es ganz toll, dass Regiomontanus in unserer Stadt nicht nur ein steinernes Denkmal hat, sondern auch mit einem Museum gewürdigt wird.“
Auf die Entstehung der Ausstellung ging Peter May ein. Der 84-Jährige stellte heraus, dass es ihm in erster Linie nicht darum ging, was Regiomontanus geleistet hat, sondern wie er zu seinen Erkenntnissen gekommen ist. Besonders bedankte sich May bei seiner Frau Traudl, die ihm eine große Hilfe gewesen sei, viele Bilder und Texte bearbeitet und letztere per Hand niedergeschrieben hat. Sein Dank galt auch Bürgermeister Bittenbrünn, der das Ehepaar unterstützt hatte – so auch beim Text für die zehn Audioguides, die in der Ausstellung zur Verfügung stehen. Abgerundet wurde die Eröffnung mit einem Gedicht von Traudl May, das die Entstehung der Ausstellung in Versform zusammenfasste.
Das Schlusswort hatte stellvertretender Landrat Michael Ziegler, der nicht nur dem Ehepaar May für das Engagement dankte, sondern auch dafür, dass der Landkreis durch die Ausstellung eine weitere bedeutende kulturelle Einrichtung hinzugewonnen hat.
Welche Bedeutung die Ausstellung für Königsberg und darüber hinaus für die Metropolregion hat, ist auch dem Schreiben von Pierre Leich, dem Präsidenten der Simon-Marius-Gesellschaft in Nürnberg zu entnehmen, das dieser nach der Eröffnung den Veranstaltern zukommen ließ: „Wir freuen uns, dass die Stadt Königsberg neben dem Denkmal als Hinweis nun auch einen Anker für die Auseinandersetzung mit Regiomontanus gewonnen hat.“ Pierre Leich bezeichnet Regiomontanus darin zusammen mit dem römischen Jesuitenastronomen Christoph Clavius aus Bamberg und dem Ansbacher Hofastronomen Simon Marius aus Gunzenhausen zu den wichtigsten Wissenschaftlern Frankens und Nordbayerns. Für das 15. Jahrhundert sei Regiomontanus europaweit führend und ganz sicher seien die Drei die bedeutendsten Astronomen in der Europäischen Metropolregion Nürnberg.
Die Ausstellung ist ab sofort samstags für zwei Stunden von 14.00 bis 16.00 Uhr und sonntags für drei Stunden, von 14.00 bis 17.00 Uhr, geöffnet. Außerdem sind Anmeldungen unter Tel. 09525/92 22 18 möglich.