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KÖNIGSBERG (SN)
Leben und Schaffen eines vergessenen Dichters
Redaktion
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:17 Uhr

Die fränkische Heimat, die so reich ist an landschaftlichen Reizen, hat von jeher Dichter und Schriftsteller zu künstlerischen Schöpfungen angeregt. Bekannt sind beispielsweise Werke von E.T.A. Hoffmann, Friedrich Rückert und Karl Bröger. Diese Dichter preisen entweder Franken als Land oder suchen die fränkische Lebensart zu ergründen. Neben diesen Repräsentanten der deutschen Literatur haben viele Dichter und Schriftsteller, die mit Franken von Geburt an verbunden oder sich diesem Volksteil durch berufliche Wirksamkeit verbunden fühlten, zur Bereicherung der fränkischen Literatur beigetragen. Manche sind vorübergehend in Vergessenheit geraten. Dieses Schicksal teilen auch die Dichtungen des Edmund Stubenrauch, zusammengefasst in seinem Buch „Pflug und Laute“. Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts fand der Haßgausänger weit über Frankens Grenzen hinaus Beachtung.

Edmund Stubenrauch wurde am 21. September 1859 in Hellingen geboren. Zu jener Zeit gehörte das Amt Königsberg – mit ihm Hellingen und einige andere Haßgauorte – zum Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha, bildete also eine Thüringische Enklave in Franken. Nach guter Vorbereitung während der Schulzeit in Hellingen trat Edmund Stubenrauch 1872 ins Coburger Gymnasium Casimirianum ein, verließ es aber nach nur drei Jahren, um seinen Vater Georg Stubenrauch in der Landwirtschaft zu unterstützen. Der Vater war sehr musikalisch und befasste sich in seinen Mußestunden mit Dichtung und Literatur, was sicherlich auch den Sohn prägte.

Edmund Stubenrauch veröffentlichte seit 1876 Gedichte, anfangs in der lokalen Presse in Schweinfurt und Würzburg, später in angesehenen literarischen Blättern. Von schicksalhafter Bedeutung für die weitere literarische Arbeit Stubenrauchs war die Freundschaft mit dem Marschendichter Hermann Allmers. Dieser bedeutende Schriftsteller, Künstler und Gelehrte, dessen Werke noch heute starke Beachtung finden, weilte wiederholt zu Besuch bei der Familie Stubenrauch in Hellingen.

Im Jahr 1893 veröffentlichte Stubenrauch zum Tod seines fürstlichen Gönners Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha die „Herzoglieder“, die in literarischen Kreisen wohlwollende Beurteilung fand. Im Jahr 1895 ließ er seine gesammelten Gedichte unter dem Titel „Pflug und Laute“ folgen. Die Gedichtsammlung ist Hermann Allmers, dem Freund im Norden, gewidmet und enthält den wertvollsten Teil von Stubenrauchs lyrischen Werken. Stubenrauch ist mit diesem Werk auch außerhalb der Grenzen seiner Heimat bekannt geworden, vor allem in nächster Nähe des Herzoghauses. Die Augsburger Schillerstiftung verlieh ihm dafür den Schillerpreis 1896. Ermuntert durch diesen Erfolg und die Verleihung der silbernen Medaille für Kunst und Wissenschaft durch Herzog Albrecht von Sachsen-Coburg-Gotha, arbeitete Stubenrauch an seinem Wanderbuch für den Haßgau, das 1902 erschien.

Stubenrauch starb am 27. März 1925 im Kreise der Familie bei seiner Tochter Ada Bormann in Hellingen. 25 leidvolle Jahre verbrachte er in der Pflegeanstalt in Hildburghausen und geben neuerdings wieder Anlass für Forschungen. Der Nachlass Edmund Stubenrauchs enthält eine Reihe von Erinnerungen an Hermann Allmers, vor allem die große Zahl von Briefen des Marschendichters, aber auch Briefe anderer bedeutender Zeitgenossen, mit denen Stubenrauch in Verbindung stand, solche von Anzengruber, Rossegger, Liliencron und der Marlitt und viele unveröffentlichte Gedichte, sowie Schreiben von Bismarck und dem Herzoghaus. Der Nachlass von Edmund Stubenrauch wurde von seiner Tochter Ada Bormann bewahrt, später von ihrem Sohn Hans-Ernst Bormann sorgfältig weiter geführt und wird jetzt von seiner Familie weiter erhalten.

Das Buch „25 Jahre lebendig begraben“ (Biographie und Gedichte) ist erhältlich in Königsberg bei Schreibwaren Geiger, Kunsthandwerkerhof, „Immergrün“ und in Haßfurt in der Buchhandlung Glückstein.

Edmund Stubenrauch aus Hellingen, ein vergessener Dichter seiner fränkischen Heimat.
Foto: repro: Snater | Edmund Stubenrauch aus Hellingen, ein vergessener Dichter seiner fränkischen Heimat.
 
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