„Diese Rauschfreiheit! Die Abhörsicherheit!“ Bernd Weiß gerät fast ins Schwärmen, wenn es um den Digitalfunk geht. Mit Freude habe er gelesen, dass die Einführungswelle jetzt ins nördliche Unterfranken schwappt und die Feuerwehrler ganz begeistert seien, erzählt der frühere Landtagsabgeordnete und bayerische Innenstaatssekretär im Gespräch mit der Redaktion.
„Der Digitalfunk ist ein Riesen-Fortschritt“, sagt der ehemalige CSU-Parlamentarier. Er muss es wissen, schließlich war er als Staatssekretär dafür zuständig. Und er steckt noch voll drin in dem Thema, das ihn die politische Karriere gekostet hat. „Das war ja mein Baby“, sagt Weiß. „Ich hab' da wirklich Herzblut reingehängt.“
Bekanntlich zog er 2009 im Streit um die Finanzierung des Projekts mit seinem Parteifreund Georg Fahrenschon den Kürzeren, weil Ministerpräsident Horst Seehofer den damaligen Finanzminister unterstützte.
Weiß, der seinerzeit in Bahra im Landkreis Rhön-Grabfeld lebte, trat enttäuscht von seinem Regierungsamt zurück. Das sorgte damals für viel Wirbel. Die einen hielten zu Weiß, weil er stur blieb und sich nicht hatte verbiegen lassen, die anderen kritisierten ihn, weil sie glaubten, die Region gerate ohne seinen Einfluss nun in der Landespolitik ins Hintertreffen.
Lebensmittelpunkt Schweinfurt
Seitdem ist es stiller geworden um Bernd Weiß, der noch bis 2013 im Landtag saß. Zumindest, wenn er nicht gerade ein Seehofer-kritisches Buch veröffentlicht oder mit dem Politikbetrieb insgesamt hart ins Gericht geht, wie 2013 und 2015. Er ist Notar in Schweinfurt, wo er inzwischen mit seiner Frau und den beiden Kindern wohnt. Familie Weiß hat dort ein Haus gebaut.
Vollständig aus Politik und Partei zurückgezogen hat sich der 47-Jährige indes nicht. Für die Christsozialen sitzt er im Schweinfurter Stadtrat, beschäftigt sich dort bevorzugt mit Konversion und Stadtentwicklung. Aber eher leise. Gerade mal sechs Einträge mit dem Stichwort „Bernd Weiß“ in den vergangenen zwölf Monaten findet das Redaktionsarchiv. Zum Vergleich: 123-mal kam sein Name im Jahr 2009 in der Zeitung allein im Kreis Rhön-Grabfeld vor.
„Ich muss mich da erst mal herantasten“, sagt Stadtrat Weiß, den Parteifreunde in seinem neuen Wohnort überredeten, bei der Kommunalwahl 2014 anzutreten. „So etwas muss wachsen.“ Aber er komme in seiner CSU in Schweinfurt „immer besser in die Schiene“, so seine Einschätzung. „Das ist auch gut gegen den 'Amputationsschmerz‘.“ Wer einmal als Politiker Blut geleckt habe, könne nicht einfach so loslassen, sagt der Ex-Staatssekretär.
Das klingt ganz so, als sei eine Rückkehr auf eine größere politische Bühne nicht ausgeschlossen. Irgendwann. Bernd Weiß bemüht sich auch gar nicht erst, eine solche Spekulation zu zerstreuen. Im Gegenteil. „Ich bleibe dran.“ Und wenn er einen Einstieg fände, „würde ich wohl nicht nein sagen“.
Aber derzeit stelle sich die Frage nicht. Das liegt wohl auch daran, dass er das Gegenteil eines Politikers mit Ellenbogenmentalität verkörpern und niemandem den Posten streitig machen will. „Nennen Sie es deshalb bitte nicht Lauerstellung.“
Im Mai wird Bernd Weiß 48. „Und man ist ja in diesem Alter in der Politik noch jung“, sagt der gebürtige Mellrichstädter, den die CSU in seiner Heimat Rhön-Grabfeld schon vor Jahren zum Ehrenvorsitzenden gemacht hat.
Unter Horst Seehofer würde es mit einem Comeback ohnehin nichts werden. Doch würde Bernd Weiß seinem ehemaligen Chef gerne mal einen Brief schreiben. Der habe unlängst einmal – sinngemäß – geäußert, er habe die Schnauze voll davon, dass in der Politik immer vieles angekündigt, aber nicht umgesetzt werde. „Ich habe schon darüber nachgedacht, ihn zu dieser Aussage zu beglückwünschen – ganz ohne Ironie.“