
Am Dienstagabend traf sich der Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) zu seiner Hauptversammlung im Hotel Goger in Augsfeld. Herbert Lang, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), erzählte, die Beratungsschwerpunkte in diesem Jahr seien Wasserschutz und Biodiversität. „Unsere Bauern sind aufgeschlossen und übernehmen Verantwortung für unsere Lebensgrundlagen“, betonte er.
„Veränderungen begünstigen nur den, der darauf vorbereitet ist“, begann Vorsitzender Steffen Beiersdorfer seine Begrüßung. Gerade in diesem Jahr habe das Wetter in der Landwirtschaft so manches „erlebbar gemacht“ und man stehe vor Veränderungen in der Bewirtschaftung. 50 Prozent der Vorstandsmitglieder des VLF hätten deswegen auf Bio umgestellt. Außerdem stellten die neue Düngeverordnung, und der Pflanzenschutz eine Herausforderung für die Landwirte dar.
Jahr der Biodiversität
2019 sei das Jahr der Biodiversität und die Landwirte seien bereit, ihren Anteil einzubringen, was zum Beispiel mit Blühstreifen oder Blühflächen erfolge. Neue Ackerbaumethoden schützen das Grundwasser.
Beiersdorfer sprach aber auch Probleme mit Erdhaufen und Silolagerung an. „Hier wird bei uns etwas stärker und undiplomatisch kontrolliert, während es in anderen Landkreisen Übergangslösungen gibt.“ Geschäftsführer Lang stimmte zu, dass der Druck auf die Landwirte groß sei. Auch für die Landwirtschaft stehe der Wasserschutz ganz weit oben. Aber das solle nicht nur für einen Teil der Gesellschaft gelten.
Lang ließ keinen Zweifel daran, dass man sich trotzdem auf einem guten Weg befinde, den der VLF 2019 mit engagierter Beratung und zielorientierten Bildungsangeboten fortsetzen wolle. „Landwirtschaft ist nicht der Bösewicht vom Dienst. Landwirtschaft ist strategisch und kulturell von großer Bedeutung. Sie ernährt uns und interessiert viele.“
Trockenheit im Landkreis
Der Behördenleiter des AELF ging dann auf einige Veränderungen des Jahres 2019 ein. So gebe es die „Ausgleichszulage neu“. Auch die Klimaveränderung sprach er an. So sei der Landkreis Haßberge 2018 gleich dreimal unter den zehn trockensten Standorten Unterfrankens aufgetaucht: Auf Platz 2 kam Rentweinsdorf, auf Platz 3 Oberaurach und auf Platz 7 Hofheim.
An „Dürrehilfen“ aus dem Bayerischen Hilfsprogramm für Grundfutterzukauf seien bei 36 Anträgen 161 000 Euro in den Landkreis Haßberge gelangt und in den Landkreis Schweinfurt bei 16 Anträgen 88 000 Euro. Vom Bundesprogramm „Existenzgefährdung“ flossen bei 13 Anträgen aus den Haßbergen und sieben aus Schweinfurt insgesamt 300 000 Euro.
Bildungsberater Martin Mack ging auf den Bildungsjahrgang 2018 ein und meinte: „Während die Ausbildung in den handwerklichen Berufen abgenommen hat, sind wir in der landwirtschaftlichen Ausbildung stabil geblieben.“ Interessant sei dabei, dass die Hälfte der Auszubildenden nicht aus einem landwirtschaftlichen Betrieb käme.
Erfolgreiche Ausbildung
Insgesamt seien in Unterfranken 124 Personen in der landwirtschaftlichen Ausbildung, davon 64 in Schweinfurt und 60 in Ochsenfurt. 77 Jugendliche hätten die Abschlussprüfung im Beruf Landwirt erfolgreich abgeschlossen; aus dem Landkreis Haßberge waren es fünf: Roman Böhm aus Memmelsdorf und Johannes Metzner aus Kirchaich machten die Ausbildung mit landwirtschaftlicher Lehrzeit; im Zweitberuf mit Bila-Seminaren machten Diana Mußbach aus Prappach, Tobias Schmitt aus Ostheim und Michael Schneider aus Üschersdorf die Prüfung.
Außerdem gab es Gratulationen für die Abschlüsse von Christa Dölker aus Zeil als Hauswirtschaftsmeisterin, von Lea Schleicher aus Junkersdorf als staatlich geprüfte Wirtschafterin für Landbau sowie Friedrich Grimmer aus Bischwind am Raueneck, David Wolf aus Bundorf und Simon Holtz aus Geusfeld, die jeweils ein Studium abschlossen.
Anschließend gab es einen „historischen Augenblick“ mit der Verabschiedung in den Ruhestand von Ausbildungsberater Martin Mack und der Vorstellung seiner Nachfolgerin Anne Lutz. Geschäftsführer Herbert Lang zeigte den Werdegang von Martin Mack auf, der 1982 als Referendar ins Amt in Würzburg kam und ab 1983 in Schweinfurt für den Pflanzenbau zuständig war. Er habe „zu den besten Beratern in Unterfranken“ gehört. 2005 wechselte er in die Ausbildungsberatung.
Seine Nachfolgerin Anne Lutz ist im Raum Würzburg auf einem Milchviehbetrieb aufgewachsen, hat dann in Freising studiert und war dort als Bildungsberaterin für Pferdewirte tätig.
Steffen Beiersdorfer gratulierte abschließend Geschäftsführer Herbert Lang zu seiner Auszeichnung mit dem goldenen Verbandsabzeichen.
Düsteres Fazit
Außerdem gab es bei der Hauptversammlung einen Vortrag von Joachim Liebler, der lange als Pflanzenbauberater an verschiedenen Ämtern sowie bei der Regierung von Unterfranken tätig war und einen Maisversuch mit Stickstoffdepotdüngung initiiert und betreut hatte. „Die Landwirte passen sich den Rahmenbedingungen an und werden heute – wie beim Mais – in die Pfanne gehauen“, lautete Lieblers düsteres Fazit. „Wohin geht der Weg und was ist der Ackerbau der Zukunft?“ Seine Analyse beschäftigte sich vor allem mit knapp werdendem Wasser und der Bodenbearbeitung, aber auch mit der Notwendigkeit, „Bauern und Verbraucher als Freunde zusammenzubringen“.
Er kritisierte, dass schon vor 60 Jahren die Bodenkultur aus den Lehrbüchern verschwunden sei. Mit Allradschleppern sei die Zugkraftbeschränkung der „Arbeitstiere“ aufgehoben worden.
Böses Erwachen
Dadurch, dass es immer wärmer werde, nehme die Verdunstung und damit der Wasserbedarf der Pflanzen zu. Auf der anderen Seite gehe das Niederschlagswasser zurück und die Niederschläge fielen zu einem hohen Anteil als Starkregen. „Gelingt es nicht, auch das Starkregenwasser in den Boden zu bekommen, wird es ein böses Erwachen geben.“ Für die Nährstoffaufnahme sei verfügbares Bodenwasser Voraussetzung. „Glauben wir ernsthaft, Gentechnik und Digitalisierung schaffen es, die Nährstoffe ohne Wasser in die Pflanze zu bringen?“
Schließlich befasste sich Liebler mit der Digitalisierung, die vor der Landwirtschaft nicht Halt mache. Sie sei ein wertvolles Instrument. „Sie darf aber kein Selbstzweck sein und den Blick auf das Wesentlich verstellen.“