Der Landkreis Haßberge sucht wieder Unterkünfte für Asylsuchende. Das teilte Landrat Wilhelm Schneider in der Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Soziales des Kreistags am Dienstag mit. Die Zahl der Asylsuchenden, die nach Deutschland kommen, steige wieder an. Die Belegung der vorhandenen Asylunterkünfte habe in den letzten Wochen deshalb kontinuierlich zugenommen. Diese Entwicklung treffe auf einen angespannten Wohnungsmarkt. Anerkannte Flüchtlinge könnten zwar die staatlichen Unterkünfte verlassen, fänden aber nicht überall passenden Wohnraum. So seien Wohnplätze für Neuzugänge blockiert.
Im Landkreis Haßberge besteht die Besonderheit, dass es seit September 2020 keine Unterkünfte mehr gibt, die vom Landratsamt verwaltet werden. Der Umsteuerungsbeschluss des Ministerrats in München von April 2016 war so rasch wie möglich umgesetzt worden, was angesichts der aktuellen Entwicklung aber dazu führt, dass die auf den Landkreis entfallende Aufnahmequote nicht mehr erfüllt werden kann. Dies macht es erforderlich wieder Wohnraum zu akquirieren. Eine entsprechende Aufforderung von Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann ist Ende Oktober beim Landratsamt eingegangen.
Neben der kurz- und mittelfristigen Bereitstellung von Unterkünften durch das Landratsamt ist die Regierung weiterhin daran interessiert Gemeinschaftsunterkünfte zu bauen oder anzumieten, die langfristig genutzt werden sollen. Die Sozialverwaltung des Landratsamtes nimmt ab sofort wieder Unterkunftsangebote entgegen. Gesucht werden insbesondere größere Unterkünfte, in denen circa 30 Personen untergebracht werden können. Das Landratsamt beabsichtigt aber, auch wieder Wohnungen anzumieten. Bevorzugt werden Wohnungen, die dem allgemeinen Wohnungsmarkt nicht zur Verfügung stehen, zum Beispiel weil der Eigentümer in absehbarer Zeit einen Eigenbedarf hat.
Ziel: Verteilung im gesamten Landkreis
Wie bei der vormaligen Unterbringung von Asylsuchenden bleibt eine Verteilung der Personen im gesamten Landkreisgebiet das Ziel. Allerdings muss das Landratsamt die Nahversorgung mit Lebensmitteln und Bedarfsgegenstände des täglichen Lebens besonders in den Blick nehmen, da Asylsuchende über kein eigenes Fahrzeug verfügen. Die Akquise von Unterkünften hat erst vor einigen Tagen begonnen, so dass zum jetzigen Zeitpunkt noch keine genaueren Informationen möglich sind. Alle im Netzwerk der Flüchtlingsarbeit tätigen Akteure im Landkreis wird das Landratsamt über die aktuelle Entwicklung regelmäßig informieren.
Weiter wurde der Ausschuss über die Änderung des Betreuungsrechtes informiert, die ab 1. Januar 2023 greifen werde. Hintergrund der gesetzlichen Änderung sind das Ziel der Stärkung der Selbstbestimmung der Bürger, die Vermittelung von niederschwelligen und anderen Hilfsangeboten, um Betreuungen zu vermeiden, die Reduzierung von Berufsbetreuungen durch verstärkte Unterstützung der ehrenamtliche Betreuer (Familien) und die Entlastung der Gerichte.
Als Maßnahmen müssen dabei aktuelle Betreuer begleitet und unterstützt werden sowie zusätzliche Projekte zur Berufsbetreuergewinnung geschaffen werden. Ebenso muss die Gründung weiterer Betreuungsvereine angestoßen und die Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Vorsorgevollmachten zur Betreuungsvermeidung intensiviert werden.
