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Eichelsdorf
Landkreis Haßberge: Tourismus kratzt an der 100-Millionen-Marke
Groß war das Interesse an der Veranstaltung im Klosterkeller Eichelsdorf.
Foto: Martin Schweiger | Groß war das Interesse an der Veranstaltung im Klosterkeller Eichelsdorf.
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 13.04.2025 02:33 Uhr

Der Tourismus in den Haßbergen und dem nördlichen Steigerwald wird immer mehr zum Wirtschaftsmotor. Nach Zahlen des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr bezifferten sich die touristischen Umsätze in dieser Region auf fast 100 Millionen Euro im Jahr 2023, sagte Landrat und Vereinsvorsitzender von Haßberge Tourismus Wilhelm Schneider während der Fachveranstaltung "Wirtschaftsmotor Tourismus" am Montag im Klosterkeller Eichelsdorf.

Im Jahr 2014 lag der Umsatz noch bei 60,4 Millionen Euro. Trotz der Corona-Pandemie sei der Wirtschaftsfaktor Tourismus allein in der Zeit von 2017 bis 2023 um 25 Prozent gestiegen, so Schneider. Die positiven Entwicklungen resultierten aus den kontinuierlichen Investitionen der privaten und kommunalen Akteure in die touristische Infrastruktur, wie zum Beispiel neue moderne Beherbergungsangebote, Rad- und Wanderwege, Konzerte, Veranstaltungen und vieles mehr.

Die Reisefrequenz steigt immer weiter an

Laut der Deutschen Tourismusanalyse der gemeinnützigen BAT-Stiftung steige die Reisefrequenz weiter an – und dabei gelte Deutschland als beliebtestes Reiseziel. Auf Platz 1 der Interessen stehe der "Entspannungsurlaub" und von 66 Prozent der Reisenden werde "Abstand vom Alltag" als Hauptmotiv für einen Urlaub genannt. "Motive, die wir hier in den Haßbergen bieten können", betonte Schneider.

Ein Ort, wo die Umsatzsteigerung besonders deutlich ausfiel, ist Sulzfeld. Das gehört zwar zum Landkreis Rhön-Grabfeld, ist aber auch Teil des Naturparks und des Tourismusvereins Haßberge. Bürgermeister Jürgen Heusinger berichtete von einem Tiefstand der Übernachtungszahlen im Jahr 2008. Der neue Gemeinderat setzte auf das Thema Tourismus und learning by doing. Ein Werbefilm wurde selbst produziert, der Badesee erwachte aus dem Dornröschenschlaf, 80 Bänke und 20 Tische, sowie Werbetafeln und Beleuchtungsanlagen wurden selbst gebaut. Eine "Bulliwiese", zehn Themenwanderwege und Radwege entstanden.

Wohnungsmangel in der Gemeinde Sulzfeld

Die Zahl von 2500 Gästeankünften im Jahr 2008 stieg auf heute rund 5000 Ankünfte, die Zahl der Übernachtungen von 8000 auf heute über 25.000, so Heusinger. Die Zahl der gastronomischen Betriebe habe sich von zwei auf vier verdoppelt, die 210 Camping-Stellplätze am Badesee seien ganzjährig vermietet. Auch die Bevölkerungsentwicklung sei positiv. Mittlerweile herrsche Wohnungsmangel in der Gemeinde.

An ein besonderes Projekt haben sich Sebastian Finster und seine Frau Katharina Pellmaier-Finster in Geusfeld (Gemeinde Rauhenebrach) gewagt: da ein Neuseeland-Trip coronabedingt ausfiel, renovierten sie einen ehemaligen Dreiseithof. Ihre "Schlafställe" bestehen aus eine Ferienwohnung in einem ehemaligen Stall, zwei Stelzen-Baumhäusern sowie zwei Tiny-Häusern, die in einer ehemaligen Scheune entstanden. Ein neues Projekt ist bereits in Planung: in Obersteinbach (Gemeinde Rauhenebrach) sollen zehn Stelzen-Baumhäuser mit einer zentralen Terrasse mit Outdoor-Küchen entstehen.

Ähnliches plant Thomas Ötinger in seinem Heimatort Kirchlauter. Der Chef einer Werbeagentur will dort acht Haßberge-Chalets mit einem Seminarhaus, Outdoor-Whirlpools und einem Versorgungshaus auf 5000 Meter Grund errichten. Der Bauantrag soll demnächst im Gemeinderat behandelt werden. Im August dieses Jahres sollen die Bagger anrücken. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2026 geplant. Die Projektkosten bezifferte Ötinger auf rund 900.000 Euro.

Die Marke "Haßberge" soll aufgebaut werden

Vom aktuellen Stand der Evaluation "Lebensraumkonzept Haßberge zur nachhaltigen freizeit-touristischen Entwicklung" referierten Susanne Volkheimer, Geschäftsführerin Haßberge Tourismus und Christof Dilzer, Angebots- und Produktentwicklung Haßberge Tourismus. Besonders erfolgreich war der Verein in puncto Entwicklung neuer Themen-Radtouren, wofür er den Goldenen Award des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) Bayern erhielt, so Volkheimer.

Weitere Betätigungsfelder sind der Ausbau des Wanderkonzepts, die deutsche Fachwerkstraße, der Gartentourismus oder das Natur-Aktiv-Balance-Portal. Eine Nische im Übernachtungsgewerbe seien Angebote für Reisende mit Hund, so Volkheimer.

Die Marke "Haßberge" solle aufgebaut werden, so Dilzer, mit Begriffen wie "bodenständig, originell und sinnlich". Schwerpunkte lägen auf Natur und Kultur. Ein Sky-Walk oder ein Freizeitpark seien fehl am Platz. "Gäste kämen aus dem Allgäu, um bei uns die Ruhe zu genießen". sagte Dilzer.

Bei fränkischen Schmankerln klang die Veranstaltung aus.

Die Protagonisten der Veranstaltung (von links): Christoph Dilzer, Jürgen Bergmann, Jürgen Heusinger, Thomas Ötinger, Katharina Pellmaier-Finster, Sebastian Finster, Susanne Volkheimer, Alexander Bergmann und Wilhelm Schneider.
Foto: Martin Schweiger | Die Protagonisten der Veranstaltung (von links): Christoph Dilzer, Jürgen Bergmann, Jürgen Heusinger, Thomas Ötinger, Katharina Pellmaier-Finster, Sebastian Finster, Susanne Volkheimer, Alexander Bergmann und Wilhelm ...
 
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