Ziemlich kalt ist es, Wolken und Regen gibt es mehr als genug. Schon der normale Alltag macht da wenig Freude. Beim Zelten oder Campen können einem diese bescheidenen äußeren Bedingungen erst recht die Stimmung vermiesen. Oder? Am vergangenen Donnerstag haben wir uns auf die Suche nach Antworten auf diese Frage gemacht. Da hat es gerade mal nicht geregnet.
„Na ja, man macht halt das Beste draus“, sagt Lisa. Das Mädchen gehört zu einer großen Gruppe mit über 60 Kindern und 25 Betreuern aus Großeibstadt (Landkreis Rhön-Grabfeld), die wieder einmal für eine Woche auf dem Jugendzeltplatz bei Schweinshaupten ihr Lager aufgeschlagen hat. Auf ihrem Weg vom großen Mannschaftszelt zu den anderen Zelten sind Lisa und ihre Freundin Alisa gerade über ein Holzbrett balanciert, damit sie nicht durch den allergrößten Matsch laufen müssen. Aber auch drumherum ist der Boden ziemlich aufgeweicht. Ohne Gummistiefel geht es eigentlich nicht.
Und recht kalt ist es doch auch, oder? Auch das sieht Lisa pragmatisch. „Dann zieht man halt ein paar Hosen mehr an. Wir werden es überleben.“
Das rustikale Outfit passt ein bisschen zum Thema der Gruppe in diesem Jahr: Die Betreuer haben den Zeltplatz in einen kleinen Bauernhof verwandelt. Sogar Ziegen, Hühner und Hasen sind mit dabei. Trotzdem: Als Spaßfaktor taugt das Wetter nicht gerade.
Beim Aufbau am Pfingstsonntag hatte zuerst noch die Sonne geschienen, berichten Birgit und Bettina vom Betreuerteam. Doch kaum war alles fertig, kam der Regen. Und wie! 30 Liter wurden an dem Tag gemessen, haben sie später erfahren. „Das war der Härtetest für sämtliche Zelte“, sagt Birgit.
Nicht alle bestanden diesen Test: Bei einigen drang Wasser ein, entweder von unten oder von oben. Dabei konnte von vornherein ein Teil des Zeltplatzes nicht genutzt werden, weil der Boden schon sehr matschig war.
Eine Wanderung zu einem echten Bauernhof nach Neuses wurde wegen des Regens von Mittwoch auf Donnerstag verschoben. „Ansonsten haben wir programmtechnisch alles durchgezogen“, erzählt Birgit. Nur Baden war nicht drin, was natürlich besonders schade ist – mit einem See vor der Nase.
Was die Kinder bei Laune hält? „Wir halten sie bei Laune“, sagt Bettina: mit Workshops wie Körbe flechten oder Brot backen zum Beispiel. Nicht zu vergessen: mit den Tieren, die bei den Jungen und Mädchen natürlich besonders gut ankommen. Am Lagerfeuer können sich die Kinder aufwärmen. Und die „Zeltpolizei“ achtet unter anderem darauf, dass nasses Zeug nicht im Zelt herumliegt und die Zeltwände frei bleiben.
Erkältet hat sich jedenfalls bislang noch keiner. Ebenso wenig gab es einen Lagerkoller. „Wir haben die Kinder trotz Regenwetter gut beschäftigt“, sagt Birgit. Außerdem wertet sie es als positiv, dass es nur stückchenweise geregnet habe.
Auf dem Jugendzeltplatz in Nassach campierte unter anderem die Pfarrei-Jugend von Sankt Albert aus dem Würzburger Stadtteil Lindleinsmühle: 27 Kinder und 13 Betreuer. „Durchhalten“, nennt Heiko Henzler die Devise im Umgang mit dem Wetter.
„Es drückt bei den Leitern ein bisschen die Stimmung, aber man darf seine Laune nicht zeigen und sich nicht vom schlechten Wetter aufreiben lassen.“ Im Gegenteil: Die Betreuer tun auch hier einiges dafür, dass die Kinder trotz Regen und Kälte auf ihre Kosten kommen. Und das heißt: „Spielen, spielen, spielen, beschäftigen“, sagt Henzlers Mitstreiter Konrad Henn.
Was noch dazugehört zum Rezept für gute Laune: „Gutes Essen, warme Kleidung, viel Tee und großes Lagerfeuer.“ Und wenn es gelingt, die Kinder bei Laune zu halten, sagt Heiko Henzler, „dann ist irgendwann für einen selber der Punkt erreicht, wo man sagt: Es ist alles nur noch halb so wild.“
Gute Dienste leistet bei Regen das Mannschaftszelt, nicht nur für Spiele. „Einmal, am Sonntag, hat es richtig runtergeschüttet“, erzählt Heiko Henzler, „da haben wir das Essen auch im Mannschaftszelt ausgegeben, sonst wären die Kinder mit voll gelaufenem Teller zurückgekommen.“
In manchen Zelten hatte in dieser Woche auch mal das Wasser gestanden, zum Beispiel im Vorratszelt. Dort ist der Boden immer noch sehr matschig. Im Großen und Ganzen ist der Platz „für die Wetterverhältnisse und die Dauer in gutem Zustand“, findet Konrad Henn.
Auf dem Wohnmobilplatz in Hofheim sind die Bodenverhältnisse kein Thema, alles schön befestigt. Und das Wetter? „Das stört nicht“, findet Irene Birkinger, „das muss man hinnehmen, wie es ist.“ Es sei ja auch immer mal ein Zwischenhoch dabei. Aber selbst Dauerregen schreckt sie und ihren Mann nicht. Das ist auch Enzo zu verdanken, dem Boston-Terrier, der vor dem Wohnmobil Wache hält. „Wir haben einen Hund, wir müssen immer spazieren gehen“, sagt Irene Birkinger schmunzelnd. Und das sei auch kein Problem, man müsse sich nur richtig ausrüsten: Schirm, gescheite Schuhe und Regenjacke. Überhaupt: „Wenn man Urlaub hat, genießt man auch das.“
Sie und ihr Mann sind auf dem Rückweg von Nordfrankreich ins heimatliche Bad Reichenhall. An der französischen Küste sei das Wetter noch schlechter gewesen als hier. „Es war so windig, dass wir Angst hatten, der Bus fällt um. Jetzt sind wir zum Erholen nach Franken gekommen.“ Zwei oder drei Tage wollen Birkingers bleiben, „je nach Wetter.“