Die Lage mehrerer Seen entlang des Mains im Landkreis Haßberge ist weiter angespannt. Die Gewässer drohen nach Ansicht von Experten in den kommenden Tagen bei ungünstiger Witterung umzukippen. Schuld daran sind die sich in diesem Sommer explosionsartig vermehrenden Wasserpflanzen in den Seen.
Wie berichtet, hat sich die Lage an dem Messelauer See bei Knetzgau besonders zugespitzt. Das Gewässer ist großflächig mit Algen bedeckt und die Wasserpest hat sich im kompletten See ausgebreitet. Ein Versuch, die Pflanzen zu mähen und aus dem Wasser zu entfernen, war am Mittwoch gescheitert.
Doch auch der Große Wörthsee auf dem gegenüberliegenden Mainufer Richtung Augsfeld ist auch dieses Jahr wieder extrem belastet. Dies berichtet Werner Müller, Fischereifachberater des Bezirks Unterfranken, der den See dieser Tage in Augenschein genommen hat. Der See war vergangenen September umgekippt, was Tausenden Fischen den Tod brachte. Aktuell, so Müller, sei eine sehr starke Algenblüte feststellbar und der pH-Wert, der den Säuregrad des Wassers angibt, lag bei der jüngsten Messung bei 9,8. pH-Werte, die dauerhaft über 9 liegen, sind laut Müller „für alle heimischen Fische schädlich“. Zunächst entzündeten sich deren Kiemen, bevor sie noch stärker erkrankten.
„Theoretisch“, sagt Müller, „ist ein pH-Wert von 10 für Fische tödlich.“ Dass Fische so hohe Werte, die dieser Tage im Messelauer See sowie am 13. August auch im Großen Wörthsee gemessen wurden, dennoch überleben können, hänge damit zusammen, dass der pH-Wert nicht in allen Wasserschichten eines Sees gleich hoch ist, und die Fische so in weniger belastete Tiefen ausweichen können.
Im Vergleich zum September des vergangenen Jahres ist die Biomasse im Großen Wörthsee bislang noch nicht abgestorben. Im Gegenteil: Der Anteil der Nährstoffe (Pflanzen) sei momentan extrem hoch. Da die Pflanzen bei Sonnenschein Sauerstoff produzieren, ist der Sauerstoffanteil im See derzeit mit über 16 Milligramm sehr hoch. Doch dies kann sich schnell ändern. Wenn die Temperaturen in der Luft und im Wasser rasch sinken, dann sterben die Pflanzen sehr schnell ab, Faulgase nehmen rasant zu und verdrängen den Sauerstoff.
Wie schnell dies passieren kann, hat laut Müller vor Kurzem ein Beispiel im Landkreis Schweinfurt gezeigt. Dort kippte ein See um, weil die Pflanzen „schlagartig“ abgestorben waren. Innerhalb einer Woche, schildert der Fischereifachberater, hätten die Algen jedoch bereits wieder stark zu wachsen begonnen.
Belüften als Kurzfrist-Lösung
Neben den Temperaturen spielten auch andere Witterungsfaktoren, wie Nebel oder Regen eine Rolle dabei, wie schnell oder langsam die Pflanzen in einem See im Herbst absterben. Deshalb sind Vorhersagen extrem schwierig. Die für kommende Woche angekündigten moderaten 20 Grad wären für die Seen auf jeden Fall positiv, meint Müller.
Ähnlich sieht dies Frank Pillhofer, der am Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen für den Landkreis Haßberge zuständig ist: „Es sieht so aus, als würden die Temperaturen langsam zurückgehen.“ Das immer wieder diskutierte Belüften von Gewässern betrachtet er allenfalls als kurzfristige Lösung, die auch nur bei kleineren Seen funktioniert. Dass das Abmähen von Wasserpflanzen etwas bringt, zeige das Beispiel des Ellertshäuser Sees bei Stadtlauringen (Lkr. Schweinfurt), wo dies bereits als Übergangslösung praktiziert wird.
Pillhofer berichtet, dass die Situation in ganz Unterfranken derzeit angespannt sei. Auch in Fließgewässern drohe Fischsterben wegen Wasser- und Sauerstoffmangel. Selbst der Main sei trotz Zuleitung von Wasser aus fränkischen Seen und der Donau betroffen; der Fluss habe sich in diesem Jahr stark erwärmt.
Den Anschluss von flussnahen Seen an den Main, wie ihn die Angelfreunde Nassachtal, wie berichtet, für den Messelauer See fordern, bewertet Helko Fröhner vom Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt vorsichtig. Die Forderung tauche in jedem heißen Sommer auf, wenn die Baggerseen ohne ausreichend Frischwasserzufluss mit Problemen kämpfen, meint er. Die Öffnung der Seen hin zum Main sei nur dann möglich, wenn sichergestellt werden kann, dass mittels Dämmen, Rohren oder Öffnungen ein Ausufern des Flusses zuverlässig verhindert werden kann. Andernfalls drohe ein unkontrolliertes Wegschwemmen des Ufers.
Ob dies möglich ist oder nicht, hänge von den örtlichen Gegebenheiten ab, die genau untersucht werden müssen, so Fröhner.
Anträge einreichen
Entsprechende Anträge sind beim Landratsamt als Genehmigungsbehörde einzureichen, was für den Messelauer See bereits erfolgt ist, wie eine Nachfrage bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt in Haßfurt ergab. Das Wasser- und Schifffahrtsamt beziehe dann als Fachbehörde im Genehmigungsverfahren Stellung dazu. Etwa einmal im Jahr, erklärt Fröhner, werde im Zuständigkeitsbereich seiner Behörde zwischen Rothenfels (Lkr. Main-Spessart) und Viereth (Lkr. Bamberg) ein solcher Anschluss eines Sees an den Main tatsächlich umgesetzt.