Von 55 auf 43 Mitarbeiter hat die Firma Haga Metallbau GmbH mit Hauptsitz in Hofheim ihren Ableger in Fuchsstadt bei Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) seit 2014 verkleinert. Vorausgegangen war ein Verbot des Landratsamts Bad Kissingen, auf dem Gelände große Stahlteile zu lackieren.
Nachbarn hatten sich mit Verweis auf die Gesundheit ihrer Kinder erfolgreich gegen die Arbeiten in der Nachbarschaft gewehrt. Anlass ihrer Beschwerde: Mehrere Stunden seien an vielen Tagen Lösungsmittelgerüche wahrnehmbar gewesen. Vergeblich klagte Haga beim Verwaltungsgericht gegen die Auflagen. Die Richter pflichteten der Einstellung der Lackierarbeiten im Mai bei.
„Ich akzeptiere das“, sagt Haga-Geschäftsführer Michael Karlein auf Nachfrage dieser Zeitung. Auch wenn herauszuhören ist, dass ihm das schwerfällt. Er geht weiter davon aus, dass sein Unternehmen den Nachbarn nicht geschadet habe.
Unterschiedliche Ansichten gibt es darüber, was ein genehmigter Stahlbaubetrieb darf, und was nicht. Haga-Geschäftsführer Karlein denkt, das dazu Konservierungs- und Lackierarbeiten gehören. Schließlich komme dies in den entsprechenden Arbeitsnormen vor.
Disput um Produktionsnormen
Doch der Reihe nach: Aufgekommen waren die Beschwerden 2013, nachdem die Gerüche zugenommen hatten. In der Halle nebenan wurden bis zu 25 Meter lange Träger und Brückenteile für den hypermodernen Bau einer Pharmakonzern-Zentrale gespritzt.
Um den Auftrag unter Einhaltung der Verträge fortzuführen, sei man mit dem Landratsamt übereingekommen, die Querlüftung in der betreffenden Halle einzustellen. Dafür sollte das Tor in Richtung der Nachbarn geschlossen bleiben. Außerdem gab Haga wie gefordert ein Immissionsschutzgutachten zu möglichen Auswirkungen der Lackierarbeiten in Auftrag.
Doch das beruhigte die Situation nur kurz. Zumal die Teile wohl aus Zeitgründen weiter gespritzt wurden, anstelle, wie vom Landratsamt später geduldet, unter weniger Geruchsentwicklung gerollt. Weil die Arbeiten wohl auch bei nicht immer geschlossenem Tor weitergegangen seien, verhängte das Landratsamt Zwangsgelder von 7500 Euro und 10 000 Euro.
Rückendeckung sieht Haga nachträglich in dem von ihm beauftragten Gutachten. Dieses kommt zu dem Schluss, dass der Umgang mit den Farben keine Gefahren für die Umgebung bedeuten würde. Die Mittel seien schon beim Hantieren der Arbeiter unbedenklich. Die Grenzwerte in der Nachbarschaft würden ein Fünfzigstel unter einer Schadstoffbelastung von Benzol liegen.
Bauantrag zurückgenommen
Doch dem Landratsamt reicht das nicht. Die Lackierarbeiten seien in der bisherigen Genehmigung nicht ausdrücklich vorgesehen. Es habe öfters Geruchsbelästigungen gegeben, als in dem Gutachten angenommen. Schließlich habe Haga zwischenzeitlich seinen Bauantrag für den Einbau einer mobilen Absauganlage zurückgenommen und für eine Fläche zum Rollen der großen Stahlteile gar nicht eingereicht.
Auch das Verwaltungsgericht sieht nur eine eingeschränkte Aussagekraft des Gutachtens. Es widme sich zu wenig dem Einzelfall. „Die Beurteilung nach der rechtlich nicht verbindlichen Geruchsimmissionsrichtline ist nur ein Kriterium zur Bewertung von Geruchsimmissionen“, wendet es ein. Ziel und Aufgaben des Gutachtens hatte das Landratsamt definiert.
Wie geht es nun in Fuchsstadt mit Haga weiter? Haga produziert als einer der größten Metallbauer Deutschlands an fünf Standorten. Haga hatte 2003 den damals schwächelnden Betrieb in der Fuchsstädter Industriestraße zugekauft. Er besaß große Kompetenz im Stahlbau und verfügte über viel Platz. Der Produktionsanteil von Stahlteilen bei Haga beträgt zehn Prozent und wird auch aus Fuchsstadt abgedeckt.
Haga als Ganzes liefert unter anderem Metallbauteile für Verwaltungsgebäude und Einkaufsmärkte. Aktuell werden unter anderem die Fassaden für die Windows-Europazentrale an der A 9 bei München gefertigt. Millionenaufträge gibt es auch für neue Stadtviertel in Mannheim. Besonders bei Glaskonstruktionen sei man bundesweit mit führend. „Es gibt nur zehn Firmen in Deutschland, die das können“, sagt Karlein.
Hallen werden nicht mehr gebaut
„Wir sind mit Fuchsstadt zufrieden“, verkündete der Geschäftsführer den Mitarbeitern im Sommer bei einer Betriebsversammlung. Auch wenn man mit eigener Produktion von Großteilen schlagkräftiger wäre. Eine Konsequenz: Hallen würden dort jetzt keine mehr produziert.
Wegen der Einstellung der Arbeiten durch das Landratsamt sei man mit den Teilen für den Pharmakomplex in Verzug geraten. Das Unternehmen spricht von Einbußen im sechsstelligen Bereich.
Zum Januar 2015 wurde das Fuchsstädter Schwesterunternehmen Haga Stahlbau-Engineering in die Haga-Metallbau GmbH eingegliedert. Für sich alleine wäre der Betrieb nicht lebensfähig, ist sich Karlein sicher.
Prüfen lassen hat das Unternehmen den Bau einer großen Lackierkabine in Fuchsstadt, ist aber wieder davon abgekommen. „Dafür ist ein siebenstelliger Betrag erforderlich“, so der Geschäftsführer. Das rechne sich nicht. Alle Mitarbeiter, die nicht weiterbeschäftigt werden, hätten eine neue Arbeit oder seien in den Ruhestand gegangen.
Auch heute noch komme es gelegentlich zu Geruchsbelästigung durch Lackierarbeiten, erklären die Nachbarn auf Nachfrage. Weil sie sich aber erheblich reduziert hätten, toleriere man sie.