Normalerweise hätte es sicherlich einen richtig großen Bahnhof gegeben zum 90. Geburtstag von Franz Jäger. In Corona-Zeiten ist alles etwas kleiner, aber Glückwünsche gab es für den Trossenfurter in rauen Mengen: per Stippvisite zwischen Tür und Angel, per Telefon, schriftlich oder über den Zaun hinweg. Denn Franz Jäger ist ein echter Einheimischer, geboren in dem schmucken Fachwerkhaus gegenüber der St. Jakobus-Kirche, in dem er heute noch mit der Familie von Sohn Georg lebt.
Spezialist im Treppenbau
Mit zwei Geschwistern wuchs Franz Jäger auf, Bruder Alwin wurde später Bürgermeister im Nachbarort Tretzendorf, die Schwester zog nach Nürnberg. Das Elternhaus war eine Wagnerei und so lernte auch Franz den Beruf des Wagners. Der Vater war schon früh verstorben, Franz hatte daraufhin einen Vormund aus Eltmann und der ältere Bruder übernahm zunächst die Wagnerei. Im Zuge der Motorisierung hatten Wagner zunehmend weniger zu tun und so sattelte Franz Jäger um, lernte erneut als Zimmermann, spezialisierte sich im Treppenbau und arbeitete viele Jahre als Baupolier bei einem großen Schweinfurter Betrieb.
Zwei Kinder und drei Enkel
Erst spät hat er seine Klothilde aus Oberschleichach geheiratet. "Plötzlich waren alle seine Freunde verheiratet, dann hat sich der Papa auch mal auf die Freiersfüße gemacht", scherzt Sohn Georg, unter dem sich das Haus erneut wandelte in eine Schreinerei. Er und seine Schwester Gabriele bescherten Hans und Klothilde, die kurz nach dem 80. Geburtstag von Franz verstarb, die Enkelkinder Simone, Jens und Philipp.
Schlüsseldienst in der Jakobuskirche
Vielfältig war das Engagement von Franz Jäger in Trossenfurt. Ein treuer Fan am Fußballplatz und so brachte der SC Trossenfurt-Tretzendorf zum Ehrentag die Urkunde und Ehrennadel zur 70-jährigen Mitgliedschaft vorbei. Als der Glockenstuhl der Jakobuskirche erneuert oder der Friedhof umgestaltet wurde, war Franz Jäger natürlich unter den Eigenleistern. 15 Jahre lang hatte er Schlüsseldienst in der Jakobuskirche. Das heißt, er schloss die Tür am Morgen auf und am Abend zu, damit die Gläubigen während des Tages zum stillen Gebet in die Kirche konnten. Das klingt wie ein kleiner Dienst, den er aber 15 Jahre lang, 365 Tage im Jahr, zuverlässig versehen hat. Auch im Obst- und Gartenbauverein und im Kirchenchor war er gerne dabei.
Gut gelaunt nahm Franz Jäger die Gratulation von 2. Bürgermeister Hans Albert entgegen, der den Dank der Gemeinde für dieses Engagement überbrachte. Dabei musste er sich wenige Tage vor seinem runden Geburtstag einer Blinddarmoperation unterziehen – sowas wirft ihn aber keinesfalls aus der Bahn.