Sein Teint ist orangefarben, auf dem Kopf trägt er einen Filzhut, um den Hals eine Krawatte. Regungslos steht er in einem Vorgarten direkt an der vielbefahrenen Frankenstraße in Aidhausen, von wo aus er seine populistischen Parolen in die Welt posaunt. Die Rede ist von "Kürbinian", der am kommenden Sonntag um einen Sitz im Bayerischen Landtag kämpft. Das zumindest erzählt sein Schöpfer Wolfgang "Mäx" Hochrein – allerdings mit einem kräftigen Augenzwinkern.
Der 63-Jährige hat seinen rund 1,80 Meter großen Kandidaten Anfang Oktober aus Kürbissen erschaffen, quasi als kleine Protestaktion – und damit kurz vor den Wahlen für reichlich Aufmerksamkeit in der 1800-Seelen-Gemeinde gesorgt.
Satirische Botschaften auf den Plakaten
Der Landtagswahlkampf ist in Aidhausen angekommen, nicht nur wegen Kürbinian. Plakate der Parteien säumen die Straßen, Kandidatinnen und Kandidaten versuchen die Wählerschaft mit ihren Botschaften zu mobilisieren. "Seit meinem ersten Urnengang ist es letztlich immer das Gleiche", wird 63-Jährige – von Beruf nicht Satiriker, sondern Mechaniker – im Gespräch mit der Redaktion deutlich. "Die ganze Wahlwerbung ist mir inzwischen zuwider, sie ist einfallslos."
Ein Blatt vor den Mund nimmt Hochrein ohnehin nicht. Auch auf den zwei Plakaten nicht, die neben Kürbinian satirische Botschaften transportieren und die etablierten Parteien vom linken bis zum rechten Rand auf die Schippe nehmen. Etwa mit dem Spruch "Unser Land in Kürbishand", eine Anlehnung an die Wahlplakate der CSU mit der Losung "Unser Land in guter Hand". Oder: "überproportional, regional, klimaneutral", eine Andeutung in Richtung der Grünen. Und: "Die Alternative für Bayern", gemeint ist Kürbinian selbst, ergänzt um den Hinweis: "... nicht die an der Laterne drüben". Tatsächlich hängt gegenüber des Hauses ein Plakat der AfD an einer Straßenleuchte.
Alle Parteien einmal durch den Kakao ziehen
"Das, was die können, kann ich auch, wenn nicht besser", sagt Hochrein lachend, aber nicht ohne Trotz in der Stimme. Grundsätzlich fühle er einigen Verdruss gegenüber der Politik, manchmal gar Zorn. Sich selber ordnet er jedoch klar im demokratischen Parteienspektrum ein. Die AfD sehe er da nicht. "Rechtsextreme Kräfte können nichts zum Besseren bewegen, das zeigt der Blick in die Vergangenheit", sagt Hochrein. "Auch wenn man seine Wut auf die Politik hat, müssen wir demokratisch sein", so seine Botschaft. In einer Partei sei er noch nie Mitglied gewesen.
Bei seiner kreativen Protestaktion gehe es ihm darum, alle Parteien einmal durch den Kakao zu ziehen. Um eine humorvolle Auseinandersetzung mit der Wahl. Die gewichtigen Kürbisse aus seinem Garten habe er mit dem Traktor an Ort und Stelle gebracht. "Sonst hätte ich mir vermutlich einen Bruch gehoben", scherzt Wolfgang "Mäx" Hochrein. Etwa drei Stunden habe er gebraucht, auch um die Plakate zu entwerfen. Nun soll Kürbinian Kandidat für alle Wählerschichten sein. "Vielleicht entscheiden sie ja, die Fünf-Prozent-Hürde zu seinen Gunsten fallen zu lassen", scherzt Hochrein. "Dann hat er über den Winter einen warmen Sitzplatz im Landtag sicher."
