
Professor Markus Lüpertz ist sich selbst treu geblieben: Die von ihm geschaffenen acht Glasfenster für die Bamberger St. Elisabeth-Kirche verankern seine künstlerische Entwicklung in zeitgemäßer Form und einzigartigem Stil. Und als ein Zeugnis des Glaubens in säkularer Zeit. Der nun vollendete Zyklus aus der Vita der Heiligen Elisabeth in Verknüpfung mit den leiblichen Werken der Barmherzigkeit ist für Lüpertz selbst „ein Stückchen Ewigkeit“, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion sagt.
"Die Glasfenster überschütten den Kirchenraum mit farbigem Licht; Licht, farblichtstrahlendes Licht der Fenster sind Botschaft und Verheißung“, so der bildende Künstler bei anderer Gelegenheit. Für die „Initiative Glasfenster Markus Lüpertz“ um Christoph Gatz und Pfarrer Hans Lyer ist die Realisierung der Kirchenfenster eine einzigartige Chance für Bamberg, das Weltkulturerbe auch in die Gegenwart zu tragen. Das aktuelle Gespräch mit Markus Lüpertz im Wortlaut:
Markus Lüpertz: Nun, die Größe der Gemeinde spielt keine wesentliche Rolle, denn jede Kirche steht als Haus Gottes in deren Mittelpunkt. Selbst wenn sie in der Wüste stünde.
Lüpertz: Wenn man für die Öffentlichkeit und die Kirche arbeitet und keine Geduld mitbringt, wird man niemals etwas realisieren. Wenn aber ein Ort mich einmal atmosphärisch ergriffen hat, dann bin ich – ganz gegen mein Naturell – bereit, mich in Geduld zu üben.
Lüpertz: Barmherzigkeit ist keine Erscheinung eines Jahrhunderts, sondern von Anfang an eine Verantwortung – getragen vom ganzen Miteinander. Was die Darstellung in Bildern angeht, gibt es eine Vielzahl von anschaulichen Metaphern. Denken Sie nur an Caravaggios „Die sieben Werke der Barmherzigkeit“ in Neapel. Die Herausforderung liegt nun darin, neue Bilder für den gleichen Inhalt zu finden.
Lüpertz: Heimat kann ich als freischaffender Künstler nur finden, wenn sie mir erlaubt, ungehindert meiner Kunst die Regeln zu geben. Auf jegliche Einschränkung reagiere ich allergisch und breche ab.
Lüpertz: Kunst ist ein Stückchen Ewigkeit, und in diese Ewigkeit finde ich mich mit meinen Beiträgen ein.
Lüpertz: Ich betreibe keine Pädagogik, erkläre nichts, habe in dieser Hinsicht keinerlei Mission. Ich liefere Anreize, und wer darin einen Zugang findet, wird sich angeregt mit der Bildsprache auseinandersetzen.
Lüpertz: Diese Vorstellung von Kunst ist mir zu bürgerlich, denn Kunst ist nicht irgendein Produkt und kann nicht an aktuellen Verständnissen gemessen werden.
Lüpertz: Kunst ereignet sich nicht in Form von Entwicklung, sondern in Form des Behauptens und erzeugt eine Hervorbringung, die ins Herz der Ewigkeit zielt.
Lüpertz: Wissen Sie – ich male und mache Skulpturen, und natürlich erwartet man eine Antwort auf sein Bemühen seitens der Gesellschaft. Jeden Auftrag sehe ich als Kompliment und Anerkennung meiner Leistung. Und ich hoffe, dass dieses Vertrauen, das man mir entgegenbringt, andauert. Was das Träumen betrifft, wahre ich meine Geheimnisse, bevor ich mich an die Umsetzung mache.
Lüpertz: Nun, wie gesagt, sich angeregt mit den Geheimnissen und Fragen der Mystik zu beschäftigen und zu eigenen Positionen zu finden, und wenn ich mit meiner Arbeit dazu beitrage, ist uns allen gedient.
