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Bamberg
Glasfenster: Kunst ist ein Stückchen Ewigkeit
Die Glasfenster in der St. Elisabeth-Kirche zeigen expressionistische Züge im Ausdruck der Figuren.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Die Glasfenster in der St. Elisabeth-Kirche zeigen expressionistische Züge im Ausdruck der Figuren.
Marion Krüger-Hundrup
 |  aktualisiert: 16.06.2022 02:27 Uhr

Professor Markus Lüpertz ist sich selbst treu geblieben: Die von ihm geschaffenen acht Glasfenster für die Bamberger St. Elisabeth-Kirche verankern seine künstlerische Entwicklung in zeitgemäßer Form und einzigartigem Stil. Und als ein Zeugnis des Glaubens in säkularer Zeit. Der nun vollendete Zyklus aus der Vita der Heiligen Elisabeth in Verknüpfung mit den leiblichen Werken der Barmherzigkeit ist für Lüpertz selbst „ein Stückchen Ewigkeit“, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion sagt.

"Die Glasfenster überschütten den Kirchenraum mit farbigem Licht; Licht, farblichtstrahlendes Licht der Fenster sind Botschaft und Verheißung“, so der bildende Künstler bei anderer Gelegenheit. Für die „Initiative Glasfenster Markus Lüpertz“ um Christoph Gatz und Pfarrer Hans Lyer ist die Realisierung der Kirchenfenster eine einzigartige Chance für Bamberg, das Weltkulturerbe auch in die Gegenwart zu tragen. Das aktuelle Gespräch mit Markus Lüpertz im Wortlaut:

Frage: Herr Professor Lüpertz, was bewegt Sie, in einer eher kleinen Stadt wie Bamberg aktiv zu werden?

Markus Lüpertz: Nun, die Größe der Gemeinde spielt keine wesentliche Rolle, denn jede Kirche steht als Haus Gottes in deren Mittelpunkt. Selbst wenn sie in der Wüste stünde.

Sie haben etliche Jahre große Geduld gezeigt im Blick auf die Pläne für Ihre Glasfenster in der St. Elisabeth-Kirche. Es galt, die Hürden seitens der Stadt zu überwinden. Warum ist Ihnen dieses Gotteshaus so wichtig?

Lüpertz: Wenn man für die Öffentlichkeit und die Kirche arbeitet und keine Geduld mitbringt, wird man niemals etwas realisieren. Wenn aber ein Ort mich einmal atmosphärisch ergriffen hat, dann bin ich – ganz gegen mein Naturell – bereit, mich in Geduld zu üben.

Das inhaltliche Programm Ihrer Glasmalerei für die Elisabethenkirche bezieht sich auf die leiblichen Werke der Barmherzigkeit. Wie definieren Sie Barmherzigkeit im Jahr 2022?

Lüpertz: Barmherzigkeit ist keine Erscheinung eines Jahrhunderts, sondern von Anfang an  eine Verantwortung – getragen vom ganzen Miteinander. Was die Darstellung in Bildern angeht, gibt es eine Vielzahl  von anschaulichen Metaphern. Denken Sie nur an Caravaggios „Die sieben Werke der Barmherzigkeit“ in Neapel. Die Herausforderung liegt nun darin, neue Bilder für den gleichen Inhalt zu finden.

Sie haben einmal gesagt, dass die katholische Kirche ihre spirituelle oder mystische Heimat ist. Erlaubt Ihnen diese Heimat auch die Freiheit, die Sie als bildender Künstler brauchen?

Lüpertz: Heimat kann ich als freischaffender Künstler nur finden, wenn sie mir erlaubt, ungehindert meiner Kunst die Regeln zu geben. Auf  jegliche Einschränkung reagiere ich allergisch und breche ab.

Wo verorten Sie Ihre Position in den über 2000 Jahren christlicher Kultur und Kunst?

Lüpertz: Kunst ist ein Stückchen Ewigkeit, und in diese Ewigkeit finde ich mich mit meinen Beiträgen ein.

Sie verstehen Ihre Kunst als einen Auftrag, den Menschen die Welt mit ihren Geheimnissen zu erklären. Ist das ein Grund dafür, dass Ihre Skulpturen nicht den gängigen Vorstellungen von Schönheit entsprechen? Ich denke zum Beispiel an Ihren Apoll an der St. Elisabeth-Kirche und auch an Ihre recht androgyne Darstellung der heiligen Elisabeth auf den Fenstern.

Lüpertz: Ich betreibe keine Pädagogik, erkläre nichts, habe in dieser Hinsicht keinerlei Mission. Ich liefere Anreize, und wer darin einen Zugang findet, wird sich angeregt mit der Bildsprache auseinandersetzen.

Muss sich Kunst, bildende Kunst, kontinuierlich weiter entwickeln, um wahrgenommen, um respektiert zu werden?

Lüpertz: Diese Vorstellung von Kunst ist mir zu bürgerlich, denn Kunst ist nicht irgendein Produkt und kann nicht an aktuellen Verständnissen gemessen werden.

Wo sehen Sie die Grenzen einer solchen möglichen Entwicklung oder Fortschreibung?

Lüpertz: Kunst ereignet sich nicht in Form von Entwicklung, sondern in Form des Behauptens und erzeugt eine Hervorbringung, die ins Herz der Ewigkeit zielt.

Träumen Sie noch von einem großen Projekt, das Sie gern verwirklichen möchten? Glasfenster für eine Kathedrale oder eine Plastik für ein zentrales Gebäude oder, oder, oder?

Lüpertz: Wissen Sie – ich male und mache Skulpturen, und natürlich erwartet man eine Antwort auf sein Bemühen seitens der Gesellschaft. Jeden Auftrag sehe ich als Kompliment und Anerkennung meiner Leistung. Und ich hoffe, dass dieses Vertrauen, das man mir entgegenbringt, andauert. Was das Träumen betrifft, wahre ich meine Geheimnisse, bevor ich mich an die Umsetzung mache.

Welche Botschaft möchten Sie den Bambergern bezüglich „Lüpertz-Fenster in St. Elisabeth“ mitgeben?

Lüpertz: Nun, wie gesagt, sich angeregt mit den Geheimnissen und Fragen der Mystik zu beschäftigen und zu eigenen Positionen zu finden, und wenn ich mit meiner Arbeit dazu beitrage, ist uns allen gedient.

Markus Lüpertz in der Elisabethenkirche.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Markus Lüpertz in der Elisabethenkirche.

Übergabe der Fenster an Bamberg

Am Samstag, 25. Juni, werden die Glasfenster in Anwesenheit von Markus Lüpertz sowie den Schirmherren Erzbischof Ludwig Schick und Oberbürgermeister Andreas Starke geladenen Gästen präsentiert. Am Sonntag, 26. Juni, startet ein Bürgerfest für alle Interessierten, die das vollendete Werk betrachten wollen. Für Essen und Trinken auf dem Platz vor der Elisabethkirche sorgt die lokale Gastronomie.
Das Programm: 10 Uhr Gottesdienst in St. Elisabeth mit Pfarrer Hans Lyer, an der Orgel Lothar Mayer, Sebastian Hensiek, Trompete
11.30 bis 16.30 Uhr Führungen zu den Lüpertz-Fenstern in der Kirche
11 bis 16 Uhr Info-Stand der Glasmaler-Werkstatt Derix, Taunusstein
12 bis 15 Uhr Kunst zum Mitmachen für Kinder und Jugendliche
Für Essen und Trinken auf dem Platz vor der Elisabethkirche sorgt die lokale Gastronomie.
(mkh)
 
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