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Bamberg
Kunst als Blick über den Tellerrand: fotorealistische Malerei von Elke Völkl bei Karstadt im Treppenhaus
Elke Völkl interessiert sich in der Porträtmalerei besonders für die Darstellung von Menschen anderer Herkunft und Kultur.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Elke Völkl interessiert sich in der Porträtmalerei besonders für die Darstellung von Menschen anderer Herkunft und Kultur.
Marion Krüger-Hundrup
 |  aktualisiert: 20.04.2023 02:38 Uhr

Die gestalterischen Mittel wie Umrisslinien, Pinselrhythmen, einzelne Lichtpunkte, Schraffuren lösen sich aus der Nähe betrachtet zu dem auf, was sie sind: Farben und Formen in eigener Handschrift auf Papier, Leinwand oder Lkw-Plane. Elke Völkl beherrscht die naturgetreue Wiedergabe der sichtbaren Wirklichkeit: Die Künstlerin, 1967 in Bamberg geboren, malt naturalistische Porträts. Realistisch wie Fotografien – und doch ganz anders: „Der Materialcharakter des Bildnerischen und die Bewegungsrhythmen der malenden Hand erweisen sich als ebenso lebendige wie wesentliche Bestandteile eines Porträts“, sagt Kunsthistoriker Matthias Liebel. Bei der Fotografie gebe es, solange sie nicht tricktechnisch nachgearbeitet werde, so etwas grundsätzlich erstmal nicht.

Niederschwellige Berührung mit Kunst

Liebel, der die Reihe „Kunst im Treppenturm“ im Kaufhaus Karstadt kuratiert, führte jetzt im Rahmen einer viel beachteten Vernissage in die dort präsentierten Werke von Elke Völkl ein. Bis zum 13. Mai können ihre einzigartigen Gemälde betrachtet werden. Und zwar „in einem idealen Ausstellungsraum, der niederschwellige Berührung mit Kunst ermöglicht“, freut sich die Künstlerin auch über die „edel wirkende graue Wand und die gute Beleuchtung“, die ihre Arbeiten adäquat in Szene setzen.

Elke Völkl, die erwerbsberuflich als pädagogische Mitarbeiterin und Fachkraft für Musik und bildende Kunst an der Bamberger Montessori-Schule tätig ist, interessiert sich besonders für den Blick über den Tellerrand: für die Darstellung von Menschen anderer Herkunft und Kultur. Sie unternahm mehrere Studien- und Wüstenreisen – unter anderem nach Tunesien und Marokko, wo sie Kontakte zu Menschen knüpfte, sie fotografierte und dann nach diesen fotografischen Vorlagen im heimischen Atelier porträtierte.

Lebensecht wirkt zum Beispiel die Präsidentin einer senegalesischen Frauenkooperative, die lässig auf einem Süßholzstummel kaut. Veredelt wird ihr Bildnis durch die goldenen Ohrringe, die sie trägt, und durch ihren mit Blattgold wiedergegeben Kopfputz: „Das Ganze mutet an wie die postmoderne Transformation einer spätmittelalterlichen Ikone“, erklärt Kurator Liebel.

Etwas befremdlich wirkt dieses Bildnis eines Afrikaners, der die Schildmütze eines NVA-Soldaten trägt.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Etwas befremdlich wirkt dieses Bildnis eines Afrikaners, der die Schildmütze eines NVA-Soldaten trägt.

Der Betrachter begegnet einem Mädchen, das mit einem blau-gelb karierten Tuch um seine Schultern und Kopf ihn aus großen dunklen Augen entgegen blickt. Oder der kleinen Emmi, die genüsslich aus einer Limonadenflasche schlürft, oder dem Mädchen Eva im Unterhemd mit burschikos verschränkten Armen. Etwas befremdlicher als diese Frauenporträts wirkt das schwarz-weiße Bildnis eines bärtigen Afrikaners, der ebenso stolz wie naiv die Schildmütze eines NVA-Soldaten trägt. Selbstsicher und nonchalant nimmt er den Betrachter hinter seinen dicken Augengläsern ins Visier.

Handwerkliche Meisterschaft

Unbestritten zeigen die fotorealistischen Porträts von Elke Völkl eine handwerkliche Meisterschaft und Fähigkeit, die Porträtierten aus ihrem realweltlichen Kontext herauszulösen. Völkl konzentriert sich auf die Gestaltung der Bildfigur, akzentuiert Details, spart Motivisches aus. Das Ergebnis ihrer Malerei in Öl oder Pastellkreide ist augentäuschende Echtheit. Das Bild als optische Täuschung, als dingliche Illusion, worin der große Unterschied zwischen Malerei und Fotografie liegt.

Für Elke Völkl ist diese aktuelle Ausstellung bereits die zweite Chance, im Karstadt mit ihren Werken präsent zu sein. Im vergangenen Sommer waren anlässlich des Jazz- & Bluesfestivals in den Schaufenstern zum Maxplatz einige ihrer Musikerporträts beispielsweise von Tony Bulluck zu sehen. Karstadt-Chef Mathias Baluses zeigt sich entsprechend froh, dass es mit der „Kunst im Treppenturm“ so attraktiv weitergeht. Zumal diese Vernissage die erste Veranstaltung nach der sicheren Nachricht sei, „dass Karstadt in Bamberg erhalten bleibt“.

 
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