
Gemeinsam mit dem Bündnis "Ebern ist Bunt" setzten die örtliche IG Metall und die SPD Ebern unter dem Motto "Solidarisch gegen Corona" und "Arbeitsplätze und die Zukunft sichern" am Freitagabend mit einer Kundgebung auf dem Marktplatz in Ebern ein Zeichen. Gut 60 Teilnehmer unterstützten mit ihrer Anwesenheit diese Veranstaltung.
Es geht um 80 Arbeitsplätze
Die Zahl 80 war mit LED-Kerzen auf dem Boden des Marktplatzes aufgebaut. Das ist die Anzahl an Arbeitsplätzen, die nun nochmals demnächst bei Valeo in Ebern abgebaut werde. Insgesamt seien schon circa 350 Industriearbeitsplätze in den letzten fünf Jahren am Standort Ebern verloren gegangen, beklagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und Vertrauenskörperleiter Thomas Werner und versprach: "Wir Betriebsräte, die IG Metall, unser Landrat Wilhelm Schneider und Bürgermeister Jürgen Hennemann, unsere Mandatsträger in der Bundes - und Landespolitik wollen gemeinsam um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen". Man werde nichts unversucht lassen, erste Gespräche hätten schon stattgefunden. Nach der Vorlage einer Zukunftsvereinbarung der Betriebsräte beim Arbeitgeber im Dezember werden in zwei Wochen weitere Verhandlungen mit der Geschäftsführung stattfinden. "Wir müssen in den nächsten zwei Jahren die Weichen stellen, für neue Technologien und innovative Produkte."
Solidarität ist die Grundlage der Gewerkschaften
Weiterhin erklärte Werner den Zusammenhang zwischen dem Motto dem Motto "Solidarisch gegen Corona" und den drohenden Arbeitsplatzverlusten: "Solidarität ist eine Grundlage jeglicher gewerkschaftlicher Handlung und auch eine Pandemie wie Corona lässt sich am besten mit solidarischem Handeln bekämpfen." Jeder einzelne sei gefragt, sich bei der Bekämpfung der Pandemie zu beteiligen, da nutze es wenig, nichts zu tun. "Sicherlich können wir die Maßnahmen der Bundes - und Landesregierung nicht immer verstehen, jedoch hatte ich selbst nie bessere Ideen und Strategien, weil es hier keine Vorlagen gibt, keine Beispiele, wie zu handeln ist bei Covid 19."
Corona und Arbeitsplatzverlust bei Valeo verursachen große Existenzängste, ist sich der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende sicher. "Genau diese Ängste nutzen auch andere Gesinnungen, wie die Rechtsradikalen, aus", so Werner. Wer protestieren wolle, der dürfe das in unserem Land tun, genauso wie auch die Gewerkschaften, die unter Einhaltung der Regeln Protest kund tun. Werner verurteilt nach seinen Worten niemanden, der Bedenken zum Thema Impfen hat beziehungsweise wenn aus medizinischen Gründen etwas dagegen spricht. Dennoch machte der Gewerkschaftler unmissverständlich klar: "Wenn ich nun protestiere und mich auf den Weg mache, dann will ich auch wissen, mit wem ich laufe. Ich möchte keinen Millimeter bewusst mit einem Nazi laufen, nicht einen einzigen Millimeter!"
"Das Lieblingsthema der Querdenker: Ich, ich, ich"
Bürgermeister Jürgen Hennemann entschuldigte SPD-Ortsvereinsvorsitzende Eckardt Roeß, der gerne zu den drohenden Arbeitsplatzverlusten persönlich Stellung genommen hätte, jedoch aus gesundheitlichen Gründen verhindert war. Bereichsbetriebsrat Werner Strätz umrahmte mit seiner Mundharmonika und einer Gesangsdarbietung die Versammlung musikalisch.
Zum Thema Corona-Demonstrationen zitierte Bürgermeister Jürgen Hennemann aus einer Kolumne des Autors Hartmut El Kurdi, die dieser Tage in der überregionalen Tageszeitung TAZ erschienen war. Darin heißt es unter anderem: "Man darf gespannt sein, gegen welche totalitären Freiheitseinschränkungen die Querdenker-Partisanen kämpfen werden, wenn Corona besiegt sein sollte. Den Parkticket-Terror in den Innenstädten? Die Schulpflicht? Den Regen? Das Wetter im Allgemeinen?" Später heißt es in dem Text: "Die Tatsache, dass sich unter den Demonstranten so viele ,ganz normale Bürger' befinden, die man bisher noch nie auf Demos gesehen hat, sollte eigentlich nicht überraschen. Bisher haben sie nie demonstriert, weil sie sich für nix interessieren, außer für sich selbst. Und ihre Fernreise, ihren SUV oder ihre Yogamatte." Nun aber gehe es genau darum, "um ihr Lieblingsthema: Ich, ich, ich".
Empörung über Gewerkschaftsfahnen auf der Corona-Demo
Weiter zitierte Hennemann den TAZ-Kolumnisten: "Sie sollen kurz mal zurückstecken? Womöglich zum Wohl anderer? Es hackt wohl. Und so marschieren respektive spazieren sie neben einem notorisch rassistischen, antisemitischen Nazi-Mob – und kämpfen für ihr wohlstandsverwahrlostes Ego. Nazis wie Corona-Wutbürger werden weiter heldenhaft Widerstand leisten. Gegen eine Kuscheldiktatur, in der die schlimmste Strafe darin besteht, ohne Impfung nicht in die Pizzeria zu dürfen."

Für Empörung unter den Besuchern der Marktplatz-Veranstaltung sorgten zwei Männer, die mit großen Fahnen mit dem IG Metall-Logo bei der gleichzeitig stattfindenden Corona-Demonstration mitmarschierten. Die Verantwortlichen der Gewerkschaft distanzierten sich davon.
Eine Gruppe, die sich "Arbeitsgruppe Haßberge" nennt, hatte den Demonstrationszug gegen die Coronamaßnahmen angemeldet, der etwa eine Stunde durch das Stadtgebiet führte. Beim Abmarsch am Bahnhof wurden 193 Teilnehmer gezählt, unter ihnen auch wieder Mitglieder der rechtsextremistischen Gruppierung "Kollektiv Zukunft schaffen Heimat schützen", die auch bei den vergangenen Mittwochs-Demonstrationen präsent waren. Wie die Versammlungsleiterin vor Ort verkündete, habe man sich mit den Organisatoren der Mittwochs-Demonstrationen darauf verständigt, zukünftig keine Versammlungen mehr im Namen der "Arbeitsgruppe Haßberge" in Ebern anzumelden.