
Die Stärkung des ländlichen Raums ist ein seit Jahren geprägtes Schlagwort der Politik, umgesetzt werden oft nur wenige Maßnahmen, die dieser Bezeichnung gerecht werden. Ein herausragendes Beispiel für die sinnvolle Investition zu eben jener Stärkung sei die Entscheidung des Bezirks gewesen, sein Kultur- und Tagungszentrum hier in Rügheim einzurichten, so Bürgermeister Wolfgang Borst in seinem Grußwort. Auch wenn die Stadt Hofheim mehr als sechs Millionen Mark für die Sanierung ausgegeben habe, könne man stolz sagen: „Die Investition hat sich gelohnt.“
Ziel war damals und heute, die kulturelle Arbeit zu fördern – auch in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen, ergänzte Barbara Goschenhofer. So sei unter anderem seit 1997 der Kulturverein Disharmonie als Partner und willkommene Ergänzung mit im Boot. Noch 1992 sei es fraglich gewesen, ob dieses Boot jemals zu Wasser gelassen werde. Dann, 1993, die erste große Ausstellung mit „Aqua – Wasser“. 1994 sucht KARO einen neuen Namen: aus KARO wird „Kultur e. V“. Die Schüttbau-Betreiber gründen eine GmbH, bestehend aus Bezirk, Stadt, Hotelier Hinze und „Kultur e. V.“, und geht 1995 in Konkurs.
Doch Kultur lässt sich nicht so leicht kleinkriegen, bereits im Dezember des gleichen Jahres gibt es einen Neuanfang mit einem Konzert. Seit der Gründung vor 20 Jahren habe es mehr als 200 Konzerte und Veranstaltungen gegeben, „der Laden läuft“, würde man landläufig sagen.
Das funktioniere jedoch nicht ohne viele fleißige Helfer, unter anderem dem Schüttbau-Team Ulrike Hirschlein, Pia Müller und Günter Rahm. Sie und viele weitere Helfer, beispielsweise aus dem Festkomitee, oder die Interpreten des Abends brachten Pohybs & Konsorten auf die Bühne. Die beiden Hofheimer Künstler überzeugten mit ihrem überragenden, und teils spontan-improvisierten Programm. So konnte die Feier mit Schmunzeln, Gelächter und richtig guter Laune gefeiert werden.
Und es wurde auch mit ganz besonderen kulturellen Leckerbissen aufgewartet – unter anderem spielte „il capriccio“, die ihren Sitz im Rügheimer Schüttbau haben, das Streichquintett von Felix Mendelssohn Bartholdy. Denis Forasacco übersetzte den Text des von Barbara Goschenhofer (Sopran), Susanne Zippe (Mezzosopran) und Roland Seiler (Bariton) vorgetragenen „Scherzi musicali“ (entstanden im 17. Jahrhundert). Textauszüge trug Roland Seiler vor. Begleitet wurde der Gesang von Friedemann Wezel und Dietlind Mayer (Violine), Irene Wehner (Blockflöten, Viola da Gamba), sowie William Buchanan (Laute).
Eine, die das Entstehen des Schüttbaus als Kulturzentrum von Beginn an begleitet hat, ist Bezirksrätin Karin Renner. „Es ist etwas tolles daraus geworden“, sagte sie in ihrem Grußwort. Sowohl der neu gestaltete Marktplatz, als auch der Schüttbau und die darin präsentierte Kultur seien Visitenkarten für Rügheim. Und dieses könne als Aushängeschild der Stadt angesehen werden.
Ausklang der Veranstaltung war ein Konzert der Bigband der Hofheimer Realschule, zu der Rügheimer Leckereien aufgetischt wurden.