Die Sander sind immer für etwas Besonderes gut. So auch zur Kirchweih am vergangenen Wochenende. Nachdem ein Fest wie vor Corona derzeit noch nicht möglich ist, bot das Blasorchester Sand mit der kulturellen Veranstaltung "Musik am Altmain" eine erfolgreiche Alternative. Zusätzlich war zumindest für den Nachwuchs ein bisschen Kirchweih-Atmosphäre zu schnuppern. Zweiter Bürgermeister Julian Müller organisierte kurzerhand einen Schausteller, der mit einem Kinderkarussell und einem Süßwarenstand nach Sand kam, ganz coronakonform.
Auf dem Festplatz, auf den sonst zum Altmain-Weinfest täglich über 10 000 Besucher strömten, genossen jetzt einige Hundert Gäste bei schönstem Sonnenschein und freiem Eintritt Musik vom Feinsten. Ein vielfältiges Programm hatte das Blasorchester Sand auf die Beine gestellt. Mit dem Scharfen Blech, einer Böhmischen Abordnung und den Sander Blech Raasern zeigten die einheimischen Musiker ihr Können. Ebenso waren die Bands Saitensprung und Skarabäus vertreten, deren Akteure teilweise auch ihre musikalische Heimat beim Sander Blasorchester haben.
Der Name der Band Skarabäus, die am Samstagabend eine prächtige Stimmung vor den Kulissen des Altmains verbreitete, bedeutet je nach hieroglyphischer Schreibung im Altägyptischen auch Mistkäfer. Mist war es aber keinesfalls, was die neun Musiker aus dem Landkreis Haßberge, Würzburg, Bamberg und Forchheim von sich gaben. Vielmehr leitet sich der Anfang des Bandnamens von dem Musikgenre "Ska" ab, das in den 1950-er Jahren in Jamaika entstand und das die Hobbymusiker unter anderem interpretieren.
Bekannte Songs aus den vergangenen 50 Jahren mit einer Mischung aus eben Ska, Punk und Rock´n Roll präsentierte die erst 2019 gegründete Musikgruppe auf ihre ganz eigene Art. Der handgemachte Sound aus Trompeten, Posaune, Saxophon, Piano, Gitarren, Bass und Drums gefiel den Besuchern so sehr, dass sie den Auftritt mit lautstarken Zugabe-Rufen quittierten. Davor flog sogar ein Büstenhalter während des Konzertes auf die Bühne. "Jetzt haben wirs geschafft, davon haben wir immer geträumt", sagten dazu die Bandmitglieder scherzhaft zu der Huldigung eines weiblichen Fans.
Eigentlich war ursprünglich ein großes Festzelt geplant, denn das Blasorchester Sand feiert in diesem Jahr 65-jähriges Bestehen. Wegen der Pandemie musste aber umgeplant werden. "Es war schon sehr sportlich", beschreibt Nadine Rippstein, Schriftführerin des Blasorchesters, die Vorbereitungen zu dem Kulturereignis. Erst eine Woche vor der Veranstaltung kam die endgültige Genehmigung mit den aktuellen Corona-Vorschriften dafür.
Bis zu 1000 Besucher dürfen zur Zeit an Open-Air-Veranstaltungen teilnehmen, wenn sie einen festen Sitzplatz haben und der Aufenthalt dokumentiert wird. Das war in Sand gegeben und mit 700 Sitzplätzen lag der Veranstalter sogar noch darunter. "Endlich ist wieder was los bei uns", sagte ein Sander Ur-Einwohner. Ganz ohne Mund-Nasenschutz konnten die Gäste das erste größere Ereignis seit eineinhalb Jahren in der Korbmacher- und Winzergemeinde genießen.
Mit Sander Weinen, Göller-Bier aus der Nachbarstadt Zeil und den bekannten kulinarischen Spezialitäten sorgten die rund 70 Helfer des Vereins für die Verköstigung. Viele lobten eine Idee, die Vorsitzender Manuel Klauer aus Südtirol nach Unterfranken importiert hatte. Mit der ausgeklügelter Software einer Handy-App nahmen zahlreiche Bedienungen an den Tischen die Bestellungen auf und versorgten die Besucher in kurzer Zeit. Die Helfer an den Ständen erfuhren zeitgleich mit der Aufnahme der Bestellung, was gewünscht wurde und konnten so bereits die Tabletts mit Getränken oder einem Imbiss vorbereiten. Ganz nebenbei sorgte dieses Vorgehen ganz im Sinne der Hygienevorschiften auch für eine Entzerrung des Andrangs an den Buden. Lange Schlangen waren zu keiner Zeit zu sehen.