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HAßBERGKREIS
Kritik an einer Fusion der Sparkassen
sparkasse       -  Zum Jahresbeginn 2018 will die Sparkasse Ostunterfranken mit der Sparkasse Schweinfurt fusionieren. Doch das Vorhaben hat auch Kritiker.
Foto: ArchivHT | Zum Jahresbeginn 2018 will die Sparkasse Ostunterfranken mit der Sparkasse Schweinfurt fusionieren. Doch das Vorhaben hat auch Kritiker.
Von unserem Redaktionsmitglied Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:07 Uhr

Am kommenden Freitag steht im Kreistag eine wichtige Entscheidung an. Es geht darum, ob die Politik einer Fusion der Sparkasse Ostunterfranken mit der Sparkasse Schweinfurt zustimmt. Im Vorfeld der Abstimmung laden fünf der sechs Gruppierungen im Knetzgauer Gemeinderat zu einer Veranstaltung mit Sparkassenkritiker Dr. Rainer Gottwald ein. Am Dienstagabend, 7. November, will er im Knetzgauer Ratssaal die Veränderungen beleuchten, die sich durch einen Zusammenschluss auch für die Kunden ergeben würden.

„Es geht den Veranstaltern nicht darum, Partei zu ergreifen“, betont Stefan Paulus im Gespräch mit dem Haßfurter Tagblatt. Vielmehr, so berichtet der Knetzgauer Bürgermeister, wollen die verschiedenen Parteien des Gemeinderats dafür sorgen, dass es einen Austausch gibt, in dem alle Argumente von beiden Seiten auf den Tisch kommen. Veranstalter sind Junge Liste, SPD, CWG, FDP und Bündnis 90/Die Grünen. Um eine möglichst ausgewogene Diskussion zu ermöglichen, haben sie neben Sparkassenkritiker Gottwald auch Landrat Wilhelm Schneider und den Haßfurter Sparkassenchef Peter Schleich eingeladen. Beide haben ihr Kommen bereits zugesagt.

Im Juli war bekannt geworden, dass die beiden Sparkassen mit Sitz in Haßfurt und Schweinfurt zum 1. Januar 2018 zur Sparkasse Schweinfurt-Haßberge fusionieren wollen. „Eine größere Sparkasse bietet mehr Entwicklungsmöglichkeiten, sichert die Hauptstellenfunktion in der Region und bringt mehr Kostenvorteile und Stabilität in einer anspruchsvollen Zeit“, hatten die beiden Vorstandsvorsitzenden Peter Schleich und Johannes Rieger damals verlauten lassen. Glaubt man der Darstellung der Verantwortlichen bei den Sparkassen, so gäbe es im Fall des Zusammenschlusses nur Gewinner: „Wenn zwei leistungsstarke Partner ihre Kräfte und ihre Kompetenzen bündeln, entstehen Vorteile für die gesamte Region, für die Bürgerinnen und Bürger, für die Kunden und für die Mitarbeiter.“

Dr. Rainer Gottwald sieht das allerdings anders. Er verweist darauf, dass Sparkassen im Gegensatz zu anderen Banken keine reinen Wirtschaftsunternehmen sind. „Sparkassen sind öffentliche Einrichtungen, sie haben einen öffentlichen Auftrag und sind dem Gemeinwohl verpflichtet“, heißt es in einer Pressemitteilung der Knetzgauer Veranstalter. Die „Art und Weise, wie Entscheidungen in und zu Sparkassen zustande kommen, und die Kommunikationspolitik von Sparkassen“ sollten daher zum Status öffentlicher Unternehmen passen.

Gottwald stellt allerdings infrage, ob eine größere Sparkasse diesen Ansprüchen noch gerecht werden kann.

Zu den Kernaufgaben der Geldinstitute gehöre die Unterstützung der „Aufgabenerfüllung der Kommunen im wirtschaftlichen, regionalpolitischen, sozialen und kulturellen Bereich“, die Berücksichtigung „der wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungskreise“ sowie die Gewährleistung der Örtlichkeit und der Versorgung in der Fläche. Es müsse also nicht nur nach den Konsequenzen einer Fusion für Kunden und Mitarbeiter, nach der künftigen Anzahl von Geschäftsstellen und nach der vorgesehenen Verteilung der Gewerbesteuer gefragt werden, heißt es in der Ankündigung zu Gottwalds Vortrag mit anschließender Diskussion.

Es gehe auch um die Frage, „ob ein fusioniertes Institut mit einem derart großen Geschäftsbereich und damit großem Bedienungsgebiet die Gewährleistung der Örtlichkeit und die Bedienung in der Fläche bedenkt.“

Der promovierte Betriebswirt Dr. Rainer Gottwald stammt aus Landsberg am Lech. Er war bereits in Rente, als er durch einen anonymen Hinweis erfuhr, dass bei der Sparkasse seines Heimatortes „ein Millionenschatz“ liege. Der pensionierte Experte prüfte die Bilanzen des Unternehmens und fand tatsächlich größere Summen, die das Geldinstitut theoretisch an ihren Träger, die Kommune, ausschütten könnte, wenn sie wollte. Daraufhin nahm sich der Controller im Ruhestand weitere Sparkassen vor und kam zum Ergebnis, dass bayernweit mehr als zwei Milliarden Euro bei den Sparkassen lägen, die seiner Rechnung zufolge an die Träger zurückfließen könnten und sollten. Mit der Veröffentlichung dieser Berechnungen machte sich Gottwald überregional einen Namen als Kritiker der Sparkassen.

Bevor die Sparkassen Ostunterfranken und Schweinfurt sich tatsächlich zur Sparkasse Schweinfurt-Haßberge zusammenschließen können, sind noch einige Hürden zu nehmen. Unter anderem bedarf es der Zustimmung beider Kreistage. Im Landkreis Haßberge steht die entsprechende Abstimmung am 10.

November an, weshalb die Knetzgauer Veranstalter den Vortrag mit anschließender Diskussion noch vorher über die Bühne bringen wollen – als letzte Gelegenheit für Kreisräte und interessierte Bürger, noch vor der Sitzung die Argumente von beiden Seiten zu hören. Danach steht noch die Abstimmung im Schweinfurter Kreistag an, diese ist für den 14. Dezember angesetzt.

Der Vortrag mit anschließender Diskussion im Knetzgauer Ratssaal findet am Dienstag, 7. November, um 19.30 Uhr statt.

Dr. Rainer Gottwald hat sich als Kritiker der Sparkassen einen Namen gemacht. Am Dienstag präsentiert er in Knetzgau seine Sicht zur geplanten Fusion.
Foto: Privat | Dr. Rainer Gottwald hat sich als Kritiker der Sparkassen einen Namen gemacht. Am Dienstag präsentiert er in Knetzgau seine Sicht zur geplanten Fusion.
 
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