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Kreolische Messe erklingt in Königsberg
Im Juni dirigierte Matthias Göttemann beim Unterfränkischen Kirchentag 2014 in Rügheim Sänger aus ganz Unterfranken.
Foto: Sabine Meissner | Im Juni dirigierte Matthias Göttemann beim Unterfränkischen Kirchentag 2014 in Rügheim Sänger aus ganz Unterfranken.
Das Interview führte Sabine Meißner
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:24 Uhr

Die „Misa Criolla“ (kreolische Messe) des argentinischen Komponisten Ariel Ramirez gilt als Meisterwerk der südamerikanischen Kirchenmusik. Dekanatskantor Matthias Göttemann hat die Gesamtleitung inne beim Weihnachtskonzert am Sonntag, 21. Dezember, in der evangelischen Marienkirche in Königsberg, bei dem dieses Werk im Mittelpunkt stehen wird. Wir unterhielten uns im Vorfeld des Konzerts mit dem Dekanatskantor über seine Beweggründe, über die Beziehung des argentinischen Komponisten zur Region Unterfranken und darüber, was die Gäste am Sonntag in der evangelischen Marienkirche in Königsberg erwartet.

Herr Göttemann, für das Weihnachtskonzert 2014 haben Sie ein Werk des argentinischen Komponisten Ariel Ramirez gewählt. Suchen Sie den Gegensatz zu Kirchenmusik von Bach und Co.?

Der Gedanke „varietas delectat“ ist nicht neu. Denn offenbar wussten bereits die alten Lateiner, dass Abwechslung Freude bringt. Und zum Ende des Kirchenjahres wendet sich der Blick ab von Trauer und Trost sowie der Sehnsucht nach dem Paradies. Er erhebt sich Richtung Weihnachten als Freudenfest der Geburt Christi. Das findet im Konzertleben seinen Niederschlag.

Sie sind evangelischer Dekanatskantor. Sehen Sie sich mehr als Künstler oder als Kirchenmann?

Ich habe Musik studiert, nicht Theologie, bin aber froh, als Musiker im Dekanat Rügheim angestellt zu sein, um dort meine Berufung zu entfalten. Menschen in Konzerten mit Chor und Orchester anzusprechen, ist etwas sehr Schönes. Das gelingt im Konzert vielleicht leichter als in liturgisch gebundenen Gottesdiensten. Aber gleich wo – damit meine ich auch, egal ob im evangelischen oder katholischen Gotteshaus – kann Musik helfen, konfessionelle Grenzen zu überwinden.

Ist das die Erklärung, warum Sie für Ihre Konzerte immer wieder katholische Gotteshäuser wählen?

Ich bin sehr dankbar, auch in katholischen Kirchen zu Gast sein zu dürfen. Meine Passion ist in jedem Fall, Kirchen zum Klingen zu bringen, evangelische ebenso wie katholische. Hier in der Region Haßberge eignet sich eine evangelische Kirche für große Oratorien. Das ist die wunderschöne Marienkirche im historischen Städtchen Königsberg. Hingegen sind mehrere katholische Kirchen – beispielsweise die in Haßfurt, Knetzgau, Ebern oder Limbach – mit guter Akustik und entsprechendem Platzangebot ausgestattet. Sie bieten sich an, ihre Mauern zum Klingen zu bringen.

Die „Misa Criolla“ des Argentiniers Ramirez ist von den Eindrücken des Komponisten geprägt, die er bei seinem Besuch in Europa etwa zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs sammelte. Gibt es einen Bezug zu unserer Region?

Die Beziehung zwischen dieser weltberühmten Messe und Unterfranken gäbe Stoff für eine längere Geschichte. In Ariel Ramirez reifte während seines ersten Europa-Aufenthaltes Anfang der 1950er Jahre die Idee, ein religiöses Werk zu schreiben. Einige Zeit hatte er in einem Kloster in Würzburg gelebt. Dort sollen zwei Ordensschwestern ihm von der Zeit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft erzählt haben, während der sie heimlich einige Insassen eines nahegelegenen Konzentrationslagers mit Essen versorgten. Ganz klar, dass ich beim Musizieren eine Verbindung zu unserer unterfränkischen Heimat sehe.

Hat Sie das veranlasst, diese Kreolische Messe in Haßfurt aufzuführen?

Bei der Suche nach unterschiedlichen und das Publikum auf verschiedene Weise ansprechenden Stücken bin ich schon vor Jahren auf die „Misa Criolla“ gestoßen. Das mitreißende Werk ist hierzulande nicht zuletzt durch die CD-Aufnahme mit der argentinischen Sängerin Mercedes Sosa bekannt geworden. Wer es hört, mag es. Und natürlich hoffe ich, dass viele Besucher zu uns ins Konzert kommen.

Mit „uns“ meinen Sie…

… die Mitglieder des Oratorienchores Würzburg, die sich mit erfahrenen Chorsängern der „Kirchenmusik in den Haßbergen“ sowie Gästen von der Musikhochschule Würzburg zum „Ensemble Vokalissimo“ formieren. Als Solisten treten eine Argentinierin und ein Peruaner auf. Dazu musiziert das Ensemble Sayari-Pankara unter Leitung des Peruaners Juan Osorio. Die lateinamerikanischen Musiker spielen auf authentischen Panflöten, Gitarren und verschiedenen Schlaginstrumenten, was ich als wesentlich für die Wiedergabe der besonderen Stimmung dieser Messe ansehe.

Steht der künstlerische Leiter Göttemann vor einer neuen Herausforderung, dieses multikulturelle Konglomerat zur musikalischen Harmonie zu führen?

Ich bin sehr froh, vor einem Jahr Juan Osorio kennengelernt zu haben. Er suchte einen Chor, der mit ihm und seinem peruanischen Ensemble die „Misa Criolla“ aufführen sollte. Anlass war die „Nacht der offenen Kirchen in Schweinfurt“.

Das hat Sie gereizt?

Unbedingt! Sängerinnen aus den Haßbergen und aus Würzburg hatten das gemeinsame Musizieren gewagt und viel Freude dabei. Die Zusammenarbeit ist freundschaftlich, aber auch spannend, gibt es doch keine ausnotierte Partitur. Das bedeutet, dass sich Chor und Musiker, also die authentischen Panflöten, die Gitarren, Charangos und Schlaginstrumente, mehr als sonst aufeinander einlassen und sich gegenseitig zuhören müssen.

Was heißt das für den Konzertzuhörer?

Der kann gespannt sein. Ein bisschen Improvisation ist auf jeden Fall dabei.

Es gibt also bei einer Wiederholung des Konzertes wieder ein Unikat?

Das könnte man so sagen. Deshalb hatten Juan Osorio und ich bereits letztes Jahr die Idee, dieses tolle Werk zu einem Weihnachtskonzert 2014 zu wiederholen.

Konzert am 3. Advent

Das Weihnachtskonzert mit der „Misa Criolla“ des Argentiniers Ariel Ramirez findet am Sonntag, 21. Dezember, um 17.00 Uhr in der evangelischen Marienkirche in Königsberg statt. Ausführende Musiker sind Clementina Culzoni (Gesangssolo), das Ensemble Sayari-Pankara unter der Leitung von Juan Osorio und das Ensemble Vocalissimo. Die Gesamtleitung hat Dekanatskantor Matthias Göttemann inne.

Karten gibt es im Vorverkauf in der Geschäftsstelle des Haßfurter Tagblatts, Brückenstraße 14 in Haßfurt.

 
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