Die ÖDP im Landkreis Haßberge ist sehr stark mit dem Namen Klemens Albert verbunden. Doch obwohl die Bürger ihn zum mittlerweile fünften Mal in den Kreistag gewählt haben, gab der 69-Jährige nun bekannt, dass er dem Gremium künftig nicht mehr angehören wird.

Lange war Klemens Albert im Kreistag der einzige Vertreter seiner Partei, nachdem er vor 24 Jahren erstmals ins Gremium gewählt wurde. Vor zwölf Jahren kam ein zweiter Sitz für die ÖDP dazu, seitdem sitzt Albert zusammen mit Rainer Baumgärtner im Kreistag. Einen dritten Sitz konnte die Partei nun bei der Kommunalwahl 2020 dazugewinnen und hat damit auch endlich den lange ersehnten Fraktionsstatus erreicht. Doch zwei Wochen nach der Wahl gab ÖDP-Urgestein Albert bekannt, dass er sein Mandat nicht antreten wird.

"Über Jahrzehnte zu viel gemacht"

"Der Grund ist mein gesundheitlicher Zustand", erklärt Klemens Albert im Gespräch mit dieser Redaktion. Vier Wochen hat er kürzlich in einer Klinik verbracht, in dieser Zeit sei ihm klar geworden, dass er zurückschrauben muss. "Das war bei der Nominierung noch nicht abzusehen", sagt der pensionierte Sonderschulrektor aus dem Pfarrweisacher Ortsteil Kraisdorf. "Ich habe über Jahrzehte zu viel gemacht."

Dennoch gibt er zu, dass ihm die Enscheidung durchaus schwer gefallen sei, gerade jetzt, da seine Partei im Kreistag den Fraktionsstatus gewonnen hat. "Aber ich werde in diesem Jahr 70 und muss auch auf meinen Körper hören", sagt er.

Die Nachfolgerin ist ein politischer Neuling

Seine Nachfolgerin im Gremium wird Monika Schraut aus Zeil, die als parteilose Kandidatin auf der Liste der ÖDP angetreten war, da sie mit dieser Partei die meisten Gemeinsamkeiten sah. Neben den beiden bisherigen Kreisräten Klemens Albert und Rainer Baumgärtner sowie dem ÖDP-Kreisvorsitzenden Stefan Zettelmeier hatte sie bei der Wahl die viertmeisten Stimmen von allen ÖDP-Kandidaten bekommen. Daher wird sie nun zusammen mit Baumgärtner und Zettelmeier in den Kreistag einziehen.

Für die Diplom-Theologin und Singschullehrerin, die ihre eigene Singschule betreibt, ist es das erste Mal, dass sie für ein politisches Amt kandidiert hat. "Ich habe bis jetzt null Erfahrung in der politischen Arbeit", sagt sie. "Ich mache mir schon Sorgen, ob ich dem gewachsen bin." Denn für sie sei das alles neu, eine Kreistagssitzung habe sie bisher noch nicht besucht – auch nicht als Zuhörerin. Als freie Journalistin hatte sie zwar bisher schon gelegentlich über Stadtratssitzungen berichtet, doch den Betrieb im großen Kreistag mit seinen 60 Sitzen kennt sie bisher nicht.

Dennoch zeigt sie sich optimistisch, dass sie einen sinnvollen Beitrag zur Politik im Landkreis liefern kann. "Was ich bieten kann, ist eine Portion gesunden Menschenverstand", sagt Schraut.