„Komm, zieh' deinen Antrag zurück“, raunte Kreisrat Willi Sendelbeck am Montag in der Kreistagssitzung seinem Hintermann noch schnell zu, aber das half gar nichts: Herbert Baums Entschluss, die SPD-Kreistagsfraktion zu verlassen, der auch Sendelbeck angehört, war unumstößlich. Und seinen Antrag bewilligte das Gremium einstimmig, also auch mit den Stimmen der Sozialdemokraten.
29 Jahre Sozialdemokrat
Am Rande der Sitzung erklärte Herbert Baum dieser Redaktion, dass er nicht nur der SPD-Kreistagsfraktion den Rücken gekehrt hat, sondern der Sozialdemokratie insgesamt. 29 Jahre lang war der Landwirt aus Maroldsweisach Parteimitglied, nun hat er einen Schlussstrich gezogen. Die Begründung: Baum fühlt sich von seiner eigenen Partei im Stich gelassen, weil sie mehrheitlich hinter dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ stand. „Artenschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, soll aber auf dem Rücken von uns Landwirten ausgetragen werden“, kritisierte der frustrierte Kommunalpolitiker. Dass die SPD sich hinter das überaus erfolgreiche Volksbegehren gestellt hat, war aber vielleicht nicht der letzte Tropfen, aber wohl der letzte Krug Wasser, der für Baum das Fass zum Überlaufen brachte:
In der kurzen Zeit, die die Kreistagssitzung für ein Gespräch mit der Presse ermöglichte, sagte der Kreisrat, er habe in der jüngsten Vergangenheit zu landwirtschaftlichen Themen mehrere Briefe an die Bundes-SPD geschickt – ohne auch nur eine Antwort zu erhalten. Dass eine Volkspartei so mit einem in Amt und Würden stehenden Mitglied umgeht, scheint Baum der SPD also nicht verziehen zu haben.
Jetzt fraktionsloser Kreisrat
Der Landwirt gehörte der SPD-Fraktion seit Mai 2014 an und war seither einer jener Räte, die sich am intensivsten an den Diskussionen im Kreistag beteiligen. Engagiert wird Baum auch weiterarbeiten können, denn er behält sein Mandat bei, nur dass er fortan als fraktionsloses Mitglied geführt wird. Was bedeutet, dass er seinen Sitz in den Ausschüssen verliert. Baum gehörte dem Verwaltungsrat der Haßberg-Kliniken an und war Stellvertreter im Rechnungsprüfungsausschuss und im Ausschuss für Bau und Verkehr.
Die SPD-Fraktion wiederum schrumpft von 13 auf zwölf Köpfe und verliert damit gewissermaßen doppelt an Gewicht, weil sich das Stärkeverhältnis auf die Besetzung der Kreistagsausschüsse auswirkt. Wer für Herbert Baum in den besagten Ausschüssen nachrückt, soll bis zur nächsten Kreistagssitzung im Juni geklärt sein.