Seit dem 16. März sind wegen der Corona-Epidemie alle bayerischen Schulen und Kitas zu und die Kinder müssen zu Hause bleiben. Die Schließung der Schule bedeutet aber nicht, dass Kinder und Lehrer Ferien haben. Jetzt heißt es „Schule zuhause“. Schüler sind also angehalten, weiter zu lernen und Lehrer sollen dazu Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellen. Wie das funktioniert, dieser Frage gingen wir in verschiedenen Schulen des Landkreises nach.
Ohne Zweifel bedeutet dies für viele Familien und Schulen eine große Umstellung und auch so manche Einschränkung. Manche Eltern finden die Belastung enorm. Sie selbst sollen vielleicht im Homeoffice arbeiten und müssen nebenbei ihre Kinder betreuen und dafür sorgen, dass diese ihre Aufgaben erledigen. „Eine riesige Herausforderung und manchmal kommt man sich schon vor, als müsste man den Lehrer ersetzen“, war nur eine der Aussagen einer Mutter, in die aber auch gleichzeitig Respekt einmündete, wie Lehrer und Schule in dieser Situation den Eltern hier Hilfe anbieten.
Schulleitung und Verwaltung ist als Ansprechpartner vor Ort
Die Eltern werden nicht allein gelassen. Rektorin Jutta Aumüller von der Johann-Baptist-Graser-Grundschule in Eltmann wies darauf hin, dass Schulleitung und Verwaltung in der Schule Anwesenheitspflicht hätten und immer ansprechbar seien. Auch für die Notfallbetreuung von Schülern sei gesorgt. „Wir haben derzeit zwei Schüler, aber das kann sich täglich ändern, weil sich in den letzten Tagen auch die Bedingungen geändert haben. Erst konnten dies nur Eltern in Anspruch nehmen, wenn beide im Bereich der kritischen Infrastruktur gearbeitet haben. Seit Montag gilt die Ausnahme, wenn nur ein Elternteil der Familie in diesem Bereich Gesundheit und Pflege, Nahverkehr, Polizei, Rettungskräfte oder in der Lebensmittelversorgung beschäftigt ist.“
Die Lehrer würden zum großen Teil von zu Hause aus arbeiten und ihren Schülern Wochenpläne und Lernmaterial zur Verfügung stellen. Natürlich könne man nicht garantieren, dass alle die entsprechende „Hardware“ zu Hause haben. Aber der größte Teil habe Internetzugang. „Meine Lehrer versuchen aber auch, die Eltern telefonisch zu erreichen und fragen sie, ob alles so funktioniert, wie man es sich vorstellt oder ob es Probleme gibt.“
Eltern halten immer Kontakt zu den Lehrern
Außerdem beziehe man dabei auch die Aufgabenstellungen in den Schulbüchern oder in Arbeitsheften mit ein, auf die Schüler leichter zugreifen können, denn sie haben ihre Schulbücher ja mit nach Hause bekommen. So gehe es nicht nur um Aufgaben, die online stünden. „Zu Elternbeschwerden ist es eigentlich noch nicht gekommen, höchstens einmal eine Anfrage, wenn einmal eine Seite nicht geöffnet werden konnte oder eine Aufgabenstellung nicht ganz klar gewesen ist," erzählt Jutta Aumüller.
Rektorin Claudia Gigglberger von der kleinen Grundschule Kirchlauter ist bisher ohne Notfallgruppe ausgekommen und bestätigte, dass es auch vom Arbeitspensum bisher keine negativen Rückmeldungen gegeben habe. Vielmehr seien die Eltern dankbar, dass immer auch ein Kontakt zu den Lehrern möglich sei. „Wir bieten Telefon-Sprechstunden an und haben auch Email-Adressen der Lehrer angegeben, über die sie bei Fragen erreichbar sind. Außerdem haben wir nachgefragt, ob jeder auf einen Drucker zurückgreifen könne, über den man die Arbeitsblätter ausdrucken kann."
Nicht in allen Schulen gibt es eine Notbetreuung
Positive Rückmeldung kam hier auch aus der Elternschaft. Elternbeirätin Kerstin sah von der Schule aus alles gut organisiert. „Schulleitung und Lehrern gebührt großer Respekt, denn sie haben es ja auch erst am Freitagvormittag erfahren, dass am Montag kein Unterricht mehr ist. Sofort sind Schüler und Eltern mit den wichtigsten Informationen versehen worden und so ist es jetzt auch mit den Unterrichtsmaterialien.“
Elternbeirätin Annika gibt unumwunden zu „es ist schwierig, alles unter einen Hut zu bringen, wenn beide Eltern berufstätig sind.“ Hier bleibe ihr nichts anderes übrig, als von Woche zu Woche, manchmal sogar von einen Tag auf den anderen, zu planen. Wie ihr als Arzthelferin gehe es sicher auch den Verkäuferinnen im Einzelhandel und anderen Berufstätigen. Sie hätte zwar Anspruch auf Unterbringung ihres Kindes in einer Notfallgruppe. Aber an der Schule sei keine eingerichtete und sie wisse auch, dass hier auch Eltern zurückhaltend seien, aus Angst vor Ansteckung.
Eltern helfen sich gegenseitig aus
„Die Hausaufgaben sind zu bewältigen und auch die Informationen über die Lehrer sind okay.“ Aus Elterngesprächen wisse sie aber auch eine gewisse Beunruhigung, wenn es um den Übertritt gehe und als Belastung fühle man es schon, wenn man sich in die Rolle des Lehrers gedrängt fühle, für die man ja sonst nicht zuständig sei.
Auch Rektorin Angelika Schmitt von der Grundschule Ebelsbach verwies darauf, dass ihre Schule die Wochenpläne auf die Homepage der Schule gestellt habe oder Kollegen ihre Arbeitsblätter über Email versandten, weil dies leichter zu öffnen sei. Schließlich seien ja nicht alle Eltern in diesem Bereich der digitalen Welt so fit. Probleme sehe sie natürlich in der Differenzierung und das spüre man in den Rückfragen von Eltern „den einen ist es zu wenig, weil ihre Kinder sehr schnell sind und anderen reicht es.“
„Wir bekommen aber auch mit, dass sich bei fehlender Hardware Eltern gegenseitig aushelfen und wenn jemand keinen Drucker hat, dann die Nachbarschaft aushilft und Arbeitsblätter ausdruckt.“ Im Moment bewegten natürlich auch Eltern Fragen des Übertritts in der 4. Jahrgangsstufe, wo die Schüler zur Notenverbesserung noch an freiwilligen Probearbeiten teilnehmen könnten.
Umstellung auf die Schule zuhause ist gelungen
Rektor Raimund Willert von der Georg-Göpfert-Hauptschule Eltmann sah die sehr kurzfristige Umstellung auf die Schule zu Hause doch als gelungen an, die natürlich Lehrer, Schüler und Eltern gleichermaßen fordere. Bei der Übermittlung der Arbeitsaufträge habe man auf benutzerfreundliche Programme gesetzt und da gebe es durchaus verschiedene Wege der einzelnen Lehrer. „Das A und O ist aber der ständige Kontakt mit den Schülern und Eltern und da ist für uns ein Telefonat in der Woche mit Eltern und Schülern das Ziel.“ Der Mittelschul-Rektor ist sich ganz sicher, dass Corona das digitale Arbeiten in der Schule beschleunige und sich auch auf die Arbeit nach Corona auswirke. In der aktuellen Situation sei die Arbeit für alle Beteiligten anstrengend und eine Herausforderung.
In den Gymnasien wird anscheinend mehr mit der Lernplattform des Kultusministeriums mit dem Namen „Mebis“ gearbeitet, die noch dazu gleich am ersten Tag Ziel von einem Hackerangriff geworden ist. Hier hört man aus der Elternschaft schon sehr unterschiedliche Herausforderungen, wenn Schüler der 5. oder 6. Jahrgangsstufe nun von heute auf morgen mit dieser Lernplattform arbeiten sollen, obwohl sie digital darauf nicht vorbereitet sind. Wenn da von Seiten des Elternhauses nicht Hilfestellung geleistet werden kann, führt dies nicht selten zu Problemen.
Auf der anderen Seite hört man aber auch, vor allem in höheren Jahrgangsstufen, von besonderem Engagement von Lehrern, die ihre Schüler mit besonderem Engagement auf die Abiturprüfung vorbereiten und dabei den Kontakt mit ihren Schülern über Videokonferenzen suchen und für all ihre Fragen zur Verfügung stehen. In einer solchen Zusammenarbeit kommt aber auch zum Ausdruck, dass die Digitalisierung nicht nur ein großes Aufgabenfeld bei den Schülern ist, sondern auch bei der Ausbildung der Lehrerschaft und der Anwendung im Unterricht.