Wie kann öffentlicher Nahverkehr richtig attraktiv werden? Lassen sich Fahrzeuge auch intelligent teilen, das Mitfahren fördern? Um diese und andere Fragen geht es bei der Europäischen Mobilitätswoche, die zur Zeit in Ebern stattfindet. Im Innenhof des Alten Rathauses wurde die Veranstaltungsreihe am Mittwoch offiziell eröffnet.
Keine Sekunde gezögert hat Bürgermeister Jürgen Hennemann nach seinen eigenen Worten, als Oliver Kunkel, der Vorsitzende des Vereins "Wir gestalten Heimat", auf ihn zukam mit dem Anliegen, die Mobilitätswoche in Ebern durchführen zu wollen. "Jetzt müssen wir die Stellschrauben drehen, damit wir später noch eine Welt zum Leben haben", sagte Hennemann, der gleichzeitig dazu aufrief, den Individualverkehr wieder zum Gemeinschaftsverkehr zu machen.
Ein Elektroauto für jede Ortschaft
Als Beispiel führte das Stadtoberhaupt eine Initiative der Baunach-Allianz an, die vor hat, Dorf-Elektroautos zu verwirklichen. Bei diesem Vorhaben soll jeder Ort ein Elektroauto bekommen, damit gewährleistet ist, dass auch Einwohner ohne eigenes Fahrzeug zu wichtigen Terminen wie zum Beispiel Arztbesuche kommen. Zu den restlichen Zeiten ist geplant, dass die Bevölkerung das Fahrzeug frei nutzen kann. Allerdings ist die Finanzierung noch unklar, erklärte Hennemann gegenüber dieser Redaktion. Er hofft, Sponsoren zu finden.
Unter der Federführung von Kunkels Stellvertreter Christian Wittmann rief der Verein "Wir gestalten Heimat" einen Ideenwettbewerb aus, bei der Eröffnung der Mobilitätswoche kürte der Verein die Preisträger. Der erste Preis, dotiert mit 750 Euro, ging an Samuel Schiessl aus Hallstadt. Der 31-Jährige hat in Ebern seinen Meister im Schreinerhandwerk gemacht und die Idee für eine Mitfahrsäule gehabt. Die Mitfahrbänke, die im Landkreis stehen, übersieht man laut Schiessl leicht und so machte er sich für eine bessere Kenntlichmachung stark.
Ein gelbes Blinklicht als Signal
Innovativ zeigt sich die Konstruktion aus heimischen Lerchenholz. So können Schilder mit Ortsnamen angebracht werden, die nachts auch beleuchtet sind und dem Autofahrer zeigen, wo hin die Person auf der Mitfahrbank fahren möchte. Weiterhin gibt es an der Mitfahrsäule einen Haltewunsch-Taster, der ein gelbes Blinklicht auslöst. An drei Seiten können Infoplakate angebracht werden, die die Nutzung der Mitfahrbank erklären.
An die Sicherheit hat Schiessl auch gedacht. In einem Fach befinden sich Mitfahrkarten, auf denen man vermerken kann, mit welchem Auto man wohin gefahren ist. Diese Karte wirft man in ein Fach ein, das dann zum Beispiel die Polizei leeren kann. Diese Einrichtung soll auch präventiv wirken und somit eventuelle Delikte verhindern. Der Prototyp der Mitfahrsäule soll in Rügheim einen Platz finden. Die Allianz "Hofheimer Land" hat sich daran finanziell beteiligt.
Den zweite Preis, dotiert mit 250 Euro, erhielt Tamara Schneider aus Kleinsteinach. Sie erarbeitete ein Konzept mit Bonussystem und richtete eine Handy-App ein, um die Nutzung der Mitfahrbänke zu stärken.
Die "Zeiler Zittherpartie" mit den beiden Musikern Klaus Neubert und Thomas Zrieschling umrahmte die Eröffnung der Mobilitätswoche. Passenderweise besitzen die beiden Künstler mit einem originellen Lastenfahrrad und einem Twike-Elektrofahrzeug alternative Gefährte, die sie perfekt in ihr Bühnenbild einbauten.