Paul Zyprian strahlt über das ganze Gesicht: Auf seinem Highboard steht ein Schild mit dem Prädikat "Die gute Form". Diesen Sonderpreis für ästhetische Gestaltung hat er bei der Bewertung der Gesellenstücke der diesjährigen Schreinerklasse an der Berufsschule Haßfurt errungen.
22 Azubis stellten der Prüfungskommission ihre Stücke vor, 20 davon kehrten nun als Handwerksgesellen und -gesellinnen an ihren Arbeitsplatz zurück.
Die Bewertung der Gesellenstücke ist der Höhepunkt der Abschlussprüfungen im Schreinerhandwerk. Am Samstag begutachtete die Prüfungskommission die Stücke, am Sonntag konnte sich die Öffentlichkeit in der Aula der Fachakademie für Sozialpädagogik ein Bild von handwerklich gefertigten Möbelstücken machen.
"Die gute Form", also das Verhältnis von Maßen, die optische Wirkung, Farbe und Oberflächengestaltung sind dabei nur ein Teil der Kriterien. Die Kommission schaut auch auf die inneren Werte – auf die Verzapfungen, die Schubladen, die Verbindung verschiedener Materialien, Grifflösungen. Paul Zyprian beispielsweise hat anstelle von Griffen eine Griffleiste gestaltet, die mit gebürstetem Metall abgesetzt ist.
Eiche ist schon seit Jahren das Trend-Holz
Ein Blick über die Gesellenstücke zeigt, dass Eiche schon seit einigen Jahren das Trend-Holz ist. Die meisten Azubis haben sich für Gebrauchsmöbel entschieden, für Kommoden, Sideboards, Highboards, Couchtische oder Flurmöbel.
Rund 80 Stunden investieren die Azubis im Schnitt in die Herstellung ihrer Gesellenstücke. Bevor aber das erste Stück Holz zugeschnitten wird, steht eine sorgfältige Vorplanung: Materialauswahl, Planungszeichnung, Modellbau und Abstimmung mit dem Ausbilder.
Der Ausbilder von David Müller hat erst mal etwas überrascht geschaut, als sein Azubi mitteilte, dass er einen Tischkicker bauen möchte. "Anspruchsvoll, aber machbar", war die Antwort. Dass es mit der geforderten Stundenzahl bei diesem Stück nicht getan sein wird, war beiden klar.
130 Stunden investierte David schließlich in dieses Gesellenstück, das bereits am Samstag von den Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausbidlungsjahrgang auf Funktionalität und Belastbarkeit getestet wurde. Helle Esche und fast schwarze Wenge suchte David Müller aus, "damit auch das Spielfeld deutlich markiert werden konnte".
Freisprechungsfeier der Innung ist am 10. September
Ist das Werk schon auf den ersten Blick eindrucksvoll – auch die Spielerfiguren wurden alle von Hand aus den beiden Holzarten gefertigt - , gibt es noch viele innere Werte, damit so ein Kicker auch funktioniert: "Die Ecken müssen etwas hochgezogen sein, damit der Ball nicht liegen bleibt", erklärt David Müller – und natürlich müssen die Bälle nach dem Torschuss wieder zur Verfügung stehen.
Mit diesem ausgefallenen Stück sicherte sich David den Respekt seiner Mit-Azubis und auch von Jochen Brüggemann, dem stellvertretenden Leiter der Heinrich-Thein-Berufsschule, der dann auch die Ergebnisse verkündete. Die Gesellenbriefe gibt es bei der Freisprechungsfeier der Innung am 10. September in einem feierlichen Rahmen.
Die Schreiner-Ausbildung umfasst drei Jahre und beginnt mit dem Berufsgrundschuljahr, in dem alle Azubis Vollzeit die Heinrich-Thein-Schule besuchen und dort neben der notwendigen Theorie auch die Grundfertigkeiten des Schreinerhandwerks erlernen.
Alle Handwerksbetriebe leiden unter dem Fachkräftemangel
Vor dem BGJ jedoch muss man bereits einen Ausbildungsvertrag haben. Einen solchen zu bekommen, war für Paul Zyprian kein Problem. Er verließ die Waldorfschule mit dem Mittelschulabschluss und entschied sich nach ein paar Praktika für die Schreinerei Kröner Objekt GmbH in Dampfach. Für den jetzt 18-Jährigen war natürlich mit entscheidend, dass er von seinem Wohnort Wohnau nicht zu weit zur Lehrstelle fahren musste.
Warum Schreiner? "Wir haben in der Schule schon viel mit Holz gemacht, und handwerklich bin ich von meinem Vater etwas vorbelastet, auch wenn der Metaller ist." – "Natürlich" erklärt er mit dem Brustton der Überzeugung auf die Frage, ob er auch Schreiner bleiben wird.
Das hören Ausbilder nicht immer. "Leider gehen viele Auszubildende nach dem Gesellenbrief ganz andere Wege", berichtet Jochen Brüggemann. So hat die Schreinerei Brückner aus Hofheim in diesem Abschluss-Jahrgang vier Azubis begleitet und kein einziger wird als Facharbeiter bleiben. "
Aus den unterschiedlichsten Gründen, aber das ist schon schmerzhaft, denn praktisch alle Handwerksbetriebe leiden unter dem Fachkräftemangel. Und Ausbildung bedeutet ja auch eine Kraftanstrengung für die Betriebe", erklärt der Lehrer, der immer auch den engen Kontakt zu den Ausbildungsbetrieben hält.
Die Absolventen
Ihre Ausbildung beendeten:
Aus der Innung Haßberge: Isabel Ankenbrand (Schreinerei Krines, Sand), Florian Büttner (Schreinerei Hau, Hofheim), Moritz Dautel (Schreinerei Kirchner, Ermershausen), Noah Ernst (Schreinerei Krines, Sand), Sascha Fenn (Schreinerei Brückner, Hofheim), Lena Gehring (Reitz Fenster, Limbach), Marwin Kehr (Schreinerei Brückner, Hofheim), Leon Krug (Treppenbau Grunewald, Ermershausen), Jonathan Lutz (Schreinerei Eichhorn, Prölsdorf), Madlen Ott (Schreinerei Brückner, Hofheim), Jan Schellenberger (Schreinerei Eck, Gädheim), Jakob Seemann (Schreinerei Brückner, Hofheim), Jakob Tempel (Schreinerei Kann, Zeil), Thomas Konrad (Schreinerei Vogel, Obertheres) und Paul Zyprian (Kröner Objekt GmbH, Dampfach).
Aus der Innung Schweinfurt: Hannes Altenfelder (Designwerk 7, Sennfeld), Daniel Kaiser (Schreinerei Markert, Gerolzhofen), David Müller (Schreinerei Hemmerlein, Schweinfurt, Lukas Reith (Hochrein und Hantscheil, Schweinfurt) und Justus Schmidt (Schreinerei Heusinger, Birnfeld).