Die Funken sprühen, wenn die 22-jährige Hufschmiedin Lena mit ihrem Hammer auf das 1200 Grad heiße und glühende Eisen schlägt. Die Schweißtropfen rinnen ihr nur so übers Gesicht. Ähnlich erging es den übrigen 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die bei der Premiere der Bayerischen Hufschmiede-Meisterschaft in Ebelsbach dabei waren und mit großer Leidenschaft um den Sieg kämpften. Aber auch die vielen Zuschauerinnen und Zuschauer waren begeistert, so ein Spektakel aus nächster Nähe verfolgen zu können.
Wie ein kleiner Wanderzirkus
"Hufeisen Bräutigam" hatte in den letzten Jahren mit seinem Betrieb für Hufschmiedebedarf schon öfter mit besonderen Veranstaltungen aufgewartet, bei denen man auch international bekannte Hufschmiede bei ihrer Arbeit beobachten konnte. "Ich freue mich auch riesig, dass diese Veranstaltung eine so große Resonanz gefunden hat und ich möchte diese als einen festen Bestandteil in Deutschland einbringen", sagte Sven Bräutigam.
Carsten Faehrmann stellte als "Chef-Steward" das Equipment und überwachte alles. Er ist Hufschmied und hat selbst an zahlreichen Europa- und Weltmeisterschaften teilgenommen. Nun organisiert er solche Wettbewerbe in ganz Deutschland und auch international. "Das Schöne ist dabei, dass man sehr viele Berufskollegen aus der ganzen Welt kennenlernt. Die Hufschmiede sind dabei wie eine kleine Gemeinde oder wie ein Wanderzirkus zwischen den Wettbewerben." So nahmen, anders als es der Name "Bayerische Meisterschaft" vermuten lässt, auch Schmiedinnen und Schmiede unter anderem aus den Niederlanden, Belgien und der Schweiz teil.
Schon als kleines Mädchen begeistert von Pferden
Von einem Nachwuchsmangel, den dieses Handwerk beklagt, war in Ebelsbach nichts zu bemerken: Unter den Teilnehmenden waren viele junge Leute und auch einige Frauen in dem als Männerdomäne geltenden Beruf. Eine von ihnen war die 22-jährige Schweizerin Lena Guggisberg. Sie ließ sich assistieren von ihrem Freund Laurin Bärtschi. Dass die beiden ein eingespieltes Team sind, sah man ihnen direkt an. Mit ihren schweizerischen Team nehmen sie an mehreren Wettbewerben im Jahr teil, auch in den USA.
"Schon als kleines Mädchen habe ich mit dem Reiten begonnen und bin mit Pferden groß geworden", erzählt Guggisberg. "Mein Großvater war sogar Huf- und Wagenschmied. Später stöberte ich mit meiner Oma in alten Schmökern und dabei erschien auch ein Hufschmied. Ich bin also in der 4. Klasse zu meiner Entscheidung gekommen, dass Hufschmied einmal mein Beruf werden solle. Es war wie eine Berufung."
Seite 2020 ist sie nun angestellt bei zwei Hufschmieden. "Es wäre vielleicht zu früh für eine Selbständigkeit. Außerdem möchte ich von erfahrenen Leuten noch lernen. Was noch nicht ist, kann ja noch werden."
Quereinsteiger: Vom Kfz-Mechaniker zum Hufschmied
Einer der wenigen aus der näheren Umgebung ist Fabian Zimmermann aus dem Landkreis Bad Kissingen. Er ist gelernter Kfz-Mechaniker. Sein Interesse als Quereinsteiger in den Beruf als Hufschmied beschrieb er: "Jeder Tag sieht anders aus und auf jeden Kunden muss man sich anders einstellen. Durch meine Arbeit kann ich den Kunden, aber auch den Pferden helfen. Was gibt es denn Besseres, als den eigenen Arbeitserfolg zu sehen und zu spüren? Dazu ist man den ganzen Tag an der frischen Luft."
Auslandsaufenthalt im Senegal
Markus Bottenberg, kurz vor dem 60. Lebensjahr, hat den Beruf eines Hufschmiedes von der Pike auf gelernt, ihn auch ausgeführt, bis zu einem Auslandseinsatz in Afrika. Dort hat er in einem Reitstall in Dakar im Senegal Pferde beschlagen. "Das geschah aber unter ganz anderen Voraussetzungen, denn da gab es gar nichts außer Kohlefeuer und Holzkohle. Ich musste mich mit dem einfachsten begnügen, hatte natürlich meine Werkzeuge dabei und musste mit Feuer, Amboss und Hammer auskommen."
Sein großer Erfahrungsschatz war dann auch bei Herstellern von Hufeisen und Werkzeugen rund um die Hufschmiedearbeit gefragt, so dass er inzwischen bei einer der ältesten Firmen von Schweden beschäftigt ist. "Hufschmied ist einer der ältesten Beruf, aber er hat sich sehr geändert. Heute kommen auch nicht mehr die Pferde in die Schmiedewerkstatt, sondern der Schmied mit seiner mobilen Werkstatt zum Pferdebesitzer."
Die Siegerinnen und Sieger kamen aus den Niederlanden und der Schweiz
Die Aufgaben der ersten Bayerischen Hufschmiedemeisterschaft erforderten das gesamte Können der Hufschmiede. Zwei Hufeisen in 60 Minuten, eines davon als "Überraschungseisen". Dann ein "Speed-Wettbewerb", ein vorgefertigtes Paar in 20 Minuten, bei dem vor allem immer wieder das Aufwärmen des Eisens Zeitprobleme bereitete. Schließlich dann der "Open Class Eagle Eye"-Wettbewerb, wo der Schmied ein Huf zehn Sekunden lang von allen Seiten anschauen kann und sein Eisen danach anfertigen muss.
Für die Finalprüfung mussten dann auch noch Hufeisen geschmiedet und ein Pferd damit beschlagen werden. Den beiden Juroren Paul Robinson aus Schottland und Hans Maier aus der Schweiz kam dann die verantwortungsvolle Aufgabe zu, die Hufe und damit die Arbeit der Hufschmiede zu gewichten.
Die Schweizerin Lena Guggisberg konnte am Ende tatsächlich einen Sieg davontragen: Sie gewann in der Intermediengruppe. Der Sieg in der Open Class ging an den Niederländer Maarten Abbink. Auch als bester Lehrling konnte sich ein Schweizer durchsetzen, nämlich Patrick Strobel.