Das vertraute Bild in Bamberg rund um den Dreikönigstag am 6. Januar: Kleine Könige und Sternträger ziehen von Haus zu Haus, singen ein Lied und bringen den Segenswunsch „C+M+B“ für „Christus mansionem benedicat“ (Christus segne dieses Haus) an die Türen an. Die Kinder werden zumeist sehnsüchtig erwartet – auch wenn sie Spenden sammeln. Spenden für Kinder in Not.
Jetzt heißt es aber: Wegen der Corona-Pandemie wird es zum Jahreswechsel keine Hausbesuche von Sternsingern geben – und das bundesweit. Die Träger der Aktion Dreikönigssingen, das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sagten vor wenigen Tagen die Besuche von Haus zu Haus ab. Deshalb findet die Aktion auf neuen Wegen statt: kontaktlos und kreativ, bleibend solidarisch mit den Kindern in der Welt.
So ist es dem Bamberger Diözesanjugendseelsorger und Präses des BDKJ, Norbert Förster, ein Herzensanliegen zu sagen: „Die Sternsingeraktion fällt nicht aus, sie läuft nur anders.“ Schon der Start am 30. Dezember werde Corona konform via Livestream aus dem Dom übertragen: „Erzbischof Ludwig Schick wird die Sternsinger im Erzbistum Bamberg digital aussenden“, erklärt Förster. Und nur der Diözesanvorstand des BDKJ und er selbst werden – vermutlich als Caspar, Melchior und Balthasar gekleidet – im Dom dabei sein.
Die Bamberger Pfarreien, die jedes Jahr gleich mehrere Sternsingergruppen vorbereiten, einkleiden und auf den Weg schicken, haben auf die geänderten Umstände schnell reagiert. In der Gemeinde Sankt Heinrich etwa wird in der Kirche eine Nische zur Sternsingeraktion gestaltet mit Informationen zum aktuellen Beispielland Ukraine und mit kleinen Sternsingertüten samt Weihrauch, Kohle und Segensaufkleber zum Mitnehmen gegen eine kleine Spende. Geplant ist ferner, solche Sternsingertüten auf Wunsch und mit Abstand an die Haustüre zu bringen.
Ähnliches nehmen auch die Pfarreien im Seelsorgebereich Bamberger Westen in Angriff: Um den Dreikönigstag werden Ministranten, Kinder und Jugendliche im gesamten Bereich unterwegs sein, um den Segenswunsch, die Spendentüten und Infos in die Briefkästen zu geben. Natürlich nicht wahllos, sondern nur bei den Haushalten, die sich bis zum 4. Januar 2021 angemeldet haben. Entsprechende Formulare liegen ab sofort in den jeweiligen Kirchen aus oder können über die Homepage des Seelsorgebereichs heruntergeladen werden. Die Spendentütchen können dann bis zum 15. Januar 2021 nach den Gottesdiensten ins Kollektenkörbchen gelegt, bei den jeweiligen Pfarrbüros abgegeben oder per Überweisung eingezahlt werden.
Darüber hinaus finden am 6. Januar 2021 in verschiedenen Kirchen zwischen 15 und 17 Uhr kurze Sternsingerandachten statt, in denen unter anderem das Beispielland Ukraine vorgestellt wird. Ein osteuropäisches Land, in dem viele Kinder dort von Vater oder Mutter, manchmal sogar von beiden Eltern, getrennt leben, weil diese im Ausland arbeiten. Die Sternsinger-Aktion 2021 nimmt diese Kinder in den Blick, zeigt auf, warum ihre Eltern die Heimat verlassen, und was das für sie bedeutet.
Die Internationale Arbeitsorganisation ILO schätzt, dass mehr als 1,5 Millionen Ukrainer schweren Herzens ihre Kinder verlassen und im Ausland arbeiten – zumeist in Europa. Sie füllen dort Lücken auf dem Arbeitsmarkt in der Pflege, der Landwirtschaft oder der Fleischindustrie – auch in Deutschland. Etwa zwei Millionen Kinder wachsen in der Ukraine aufgrund dieser Arbeitsmigration mit nur einem Elternteil, bei Großeltern oder in Pflegefamilien auf. Die lange Abwesenheit der Eltern schadet den Kindern emotional und sozial. Sie fühlen sich verlassen und vernachlässigt.
Das Kindermissionswerk unterstützt mit Spendengeldern Projekte für diese Kinder. Und sensibilisiert die Kinder in Deutschland dafür, was Arbeitsmigration der Eltern und das Heranwachsen bedeutet. Darüber hinaus möchte die Aktion auch für die Situation von Kindern in ihrem eigenen Umkreis Aufmerksamkeit wecken, die ohne oder nur mit eingeschränkter Fürsorge ihrer Eltern aufwachsen müssen.
Eigenen Angaben zufolge förderte das Kindermissionswerk 2019 mehr als 1600 Projekte für Kinder in 108 Ländern mit insgesamt 62,6 Millionen Euro. Ein Großteil des Geldes, nämlich 52,4 Millionen Euro, stammte aus der Aktion Dreikönigssingen, an der deutschlandweit rund 300 000 Jungen und Mädchen teilnahmen.