Ein Chef, der seine menschliche Seite zeigt. Otto Kirchner hat in einer Webveranstaltung mit der IHK in beinahe brutal schonungsloser Offenheit die Wahrheit gesagt. Die Wahrheit über einen Krieg, den Hacker im Internet führen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Existenzen werden vernichtet, Arbeitsplätze zerstört. Die alleine in Deutschland angerichteten Schäden belaufen sich pro Jahr auf zwei- bis dreistellige Milliardenbeträge. Die geraubten Kundendaten tauchen kurze Zeit später irgendwo auf, hierzulande verbleibt nur verbrannte Erde.
Viele vor allem kleine und mittlere Unternehmen haben den Ernst der Lage noch nicht kapiert. Otto Kirchner lässt da keine Zweifel aufkommen. "Wir hätten mehr tun können." Die "Fränkische" in Königsberg ist wohl noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Verdanken kann sie dies einer weitgehend unversehrt gebliebenen ERP-Software, also einem Zufall, und einer weit über das Selbstverständliche hinausgehenden Solidarität ihrer Mitarbeiter.
Die Geschäftsführung von "Fränkische" hat die Zeichen einer unmenschlichen Zeit erkannt. Es hilft nicht, den Kopf in den Sand zu stecken und das Floriansgebet zu murmeln. "Die Hacker sind clever", warnt Kirchner. Sie entwickeln sich immer weiter in ihrer kriminellen Energie, finden immer neue Wege in die Firmen. Und wenn die - pandemiegeschwächt - schon leicht flackern, können ganz schnell auch die Lichter ausgehen.