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Kreis Haßberge
Kommentar: Mit Herzblut für die Demokratie
Wenn am 15. März gewählt wird, geht es nicht nur darum, wie es in den einzelnen Kommunen weitergeht. Es geht auch um ein Zeichen für die "Herrschaft des Volkes".
Noch eine Woche, dann stehen in Bayern Kommunalwahlen (Symbolbild) an. Gerade in Zeiten, in denen der rechte Rand immer stärker wird, geht es auch um ein Zeichen für die Demokratie.
Foto: Ronald Bonss, dpa | Noch eine Woche, dann stehen in Bayern Kommunalwahlen (Symbolbild) an. Gerade in Zeiten, in denen der rechte Rand immer stärker wird, geht es auch um ein Zeichen für die Demokratie.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:35 Uhr

Nur noch eine Woche, dann ist der große Tag da: Im Landkreis Haßberge werden, wie auch in ganz Bayern, für die nächsten sechs Jahre Kreis-, Stadt- und Gemeinderäte, Bürgermeister und Landräte gewählt. Dabei haben die verschiedenen Parteien sehr unterschiedliche Kandidaten aufgestellt. Erfahrene Politiker und Neulinge, quer durch alle Alters- und Berufsgruppen. Und auch Menschen mit Migrationshintergrund stehen da bei einigen Parteien auf den Listen.

Einige von ihnen sind in Deutschland geboren, haben aber Eltern, die aus einem anderen Land stammen. Andere sind in einem anderen Land geboren und aufgewachsen und erst später nach Deutschland gekommen. Dass sie auf den Listen zur Kommunalwahl auftauchen, ist ein gutes Zeichen, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen ist es ein Zeichen von gelebter Integration, wenn Menschen nicht nur eine neue Heimat finden, sondern sich in dieser auch aktiv einbringen. Zum anderen zeigt es auch die Bereitschaft der Einheimischen, Menschen mit Migrationshintergrund als einen Teil der Gesellschaft zu akzeptieren und sogar als Vertreter in ein politisches Gremium zu wählen.

Eigentlich hätte in dieser Woche ein Artikel erscheinen sollen, der einige dieser Kandidaten mit Wurzeln im Ausland vorgestellt und ihnen die Gelegenheit gegeben hätte, darüber zu sprechen, was sie dazu motiviert, in der "neuen Heimat" politisch aktiv zu werden. Leider ist es anders gekommen, denn nachdem ein paar Interviewtermine geplatzt sind, musste die Redaktion diese Geschichte verwerfen.

Dass nicht aus jedem Artikel, den man sich vorgenommen hat, etwas wird, daran muss man sich als Journalist gewöhnen: Es kommt halt mal vor, dass Gesprächspartner absagen oder dass sich eine spannende Geschichte bei näherer Recherche als laues Lüftchen entpuppt. Besonders ärgerlich ist es aber, wenn bis dahin schon Arbeit in die Story geflossen ist. Und wenn man, wie in diesem Fall, bereits ein interessantes Interview geführt hat, in dem Aussagen gefallen sind, die eigentlich zu schön waren, um sie dann nicht zu veröffentlichen.

So war es auch in diesem Fall, denn einen Kandidaten mit Migrationshintergrund hatte diese Redaktion bereits interviewt, bevor andere ihre Bereitschaft zu einem Gespräch zurückzogen: Gheorghe Popa kam 1991 im Alter von 23 Jahren aus Rumänien nach Deutschland, seit 2017 lebt er im Landkreis Haßberge und kandidiert nun für den Gemeinderat in Knetzgau. Für ihn ist es das erste Mal, dass er auf einer Liste steht.

Warum? Zum einen, weil er im kommunistischen Rumänien aufgewachsen ist und daher weiß, wie es ist, in einer Diktatur zu leben. Zum anderen, weil er den Rechtsruck und den Aufstieg der AfD mit Sorge betrachtet. "Demokratie ist für jedes Land auf dieser Welt ein Stück Freiheit", sagt er. Und eben dieses Stück Freiheit will er nun selbst als aktiver Politiker verteidigen.

Von dieser Haltung könnten sich viele von uns etwas abschauen. So mancher, der in einer Demokratie aufgewachsen ist, ist so verwöhnt, dass er die Vorzüge des Rechts auf freie Wahlen gar nicht erkennt. Dabei ist es gerade in der heutigen Zeit wichtig, die "Herrschaft des Volkes" zu verteidigen. Und zwar nicht nur bei Bundestags- und Landtagswahlen, sondern eben auch auf der "kleinen" Lokalebene.

 
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