Wenn es um den Klimaschutz geht, sind Anreize ein besseres Mittel als Verbote. Wer die Menschen also dazu bewegen will, das Auto öfter mal stehen zu lassen, sollte vor allem dafür sorgen, dass möglichst viele Orte möglichst gut mit dem ÖPNV, dem Fahrrad oder zu Fuß zu erreichen sind. So gesehen ist der Bau eines Fuß- und Radwegs eine durchaus sinnvolle Maßnahme zum Klimaschutz.
Paradox wird es daher, wenn ausgerechnet die Menschen, die sich für den Schutz unserer Umwelt einsetzen, den Bau von Fahrradwegen verhindern. Doch genau das passiert seit einigen Jahren in der Gemeinde Oberaurach. Denn zwischen Unterschleichach und Tretzendorf gibt es als Alternative zur Staatsstraße nur einen Schotterweg durch den Wald. Dass Fußgänger auf der Staatsstraße nichts verloren haben, versteht sich von selbst, und auch Radfahrer leben dort gefährlich.
Eine Schotterpiste als "zumutbare Alternative"
Die Schotterpiste mag eine Alternative für halbwegs sichere Radfahrer und Fußgänger sein. Doch dass ältere und behinderte Menschen Angst haben, auf dem Schotter zu stürzen, ist ebenso nachvollziehbar, wie die Angst vieler Frauen und Kinder vor einem dunklen Waldweg. Wer will es da Eltern verübeln, wenn sie ihren Kindern den Besuch bei Freundinnen und Freunden im Nachbardorf verbieten? "Du fährst mir da nicht alleine durch den Wald!"
Also müsste ein gut ausgebauter Radweg entlang der Staatsstraße her. Doch den verhinderte der Bund Naturschutz mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht, weil der Weg durch ein Naturschutzgebiet führen würde. Eine Ausnahmegenehmigung gibt es nicht, weil es mit dem Schotterweg ja eine "zumutbare Alternative" gebe, so das Urteil.
Wenn das Auto die einzige Alternative bleibt
Diese "zumutbare Alternative" ist aber eben nicht für alle zumutbar. Die Alternative zur Alternative, die daher wohl meist gewählt wird: Das Auto. Erwachsene fahren selbst, Kinder lassen sich von Mama oder Papa zu ihren Freudinnen und Freunden bringen und wieder abholen. Menschen brauche eben auch ihre Sozialkontakte. Mutter Natur kriegt dafür die Abgase ab.
Klar, die Naturschützer haben ihre Gründe. Der Radweg würde durch den Lebensraum bedrohter Tierarten führen. Aber ist diesen und anderen Tierarten denn damit geholfen, wenn sie in naher Zukunft durch den Klimawandel ausgerottet werden, weil die Menschen weiterhin nicht auf ihre Autos verzichten können?