Wie feiert man einen Geburtstag, wenn gleichzeitig laute Stimmen zu hören sind, dass das Geburtstagskind gar nicht existieren sollte? Vor dieser schwierigen Aufgabe steht der Landkreis Haßberge an diesem Wochenende.
50 Jahre ist es her, dass der Kreis im Rahmen der Gebietsreform aus drei Altlandkreisen zusammengesetzt wurde, deren Bewohnerinnen und Bewohner sich bis heute nicht als Einheit verstehen. Das macht es schwierig, das Jubiläum angemessen zu feiern.
Zumindest bei der Wahl des Ortes, an dem der Landkreis sein 50-jähriges Bestehen feiert, hat das Landratsamt ein gutes Händchen bewiesen. Hätte man in Haßfurt gefeiert, weil das nun einmal die Kreisstadt ist, hätte man damit diejenigen verärgert, die sowieso kritisieren, alles sei zu stark zentralisiert. Hätte die Feier in Hofheim oder Ebern stattgefunden – einer der beiden Städte also, die durch die Gebietsreform ihren Status als Kreisstadt verloren haben – hätte das wohl im Maintal für Verstimmungen gesorgt. Sicher wäre dann schnell der Vorwurf laut geworden, hier würde zu viel Rücksicht auf die Befindlichkeiten des nördlichen Landkreises genommen. Gerade Haßfurt und Ebern sind in den Köpfen der Menschen noch nicht zu einem gemeinsamen Landkreis zusammengewachsen und es scheint unwahrscheinlich, dass das in absehbarer Zeit passieren wird.
Trotz dieser schwierigen Ausgangslage haben die Verantwortlichen mit Königsberg aus mehreren Gründen den idealen Ort für ihr Festwochenende gefunden. So liegt die Stadt ziemlich in der Mitte des Landkreises. Und nicht nur das: Nachdem im Zuge der Gebietsreform mehrere umliegende Dörfer nach Königsberg eingemeindet wurden, setzt sich die Kommune heute tatsächlich aus Teilen aller drei Altlandkreise zusammen. Das macht Königsberg in seiner heutigen Form in gewisser Weise zum „neutralen Boden“ zwischen den alten Konkurrenten.
Dazu kommt, dass Königsberg mit seinen vielen Fachwerkhäusern und der Burg, die über der Stadt thront, gleich zwei Dinge vereint, für die der Landkreis Haßberge über seine Grenzen hinaus bekannt und bei Touristen beliebt ist. Und ganz abgesehen von allen ideologischen und symbolischen Begründungen, warum sich Königsberg als Ort der Jubiläumsfeier anbietet: Die schöne Altstadt bietet auch die richtige Atmosphäre für die Veranstaltung.
Diejenigen, die sagen, der uneinige Landkreis hätte gar nicht erst gegründet werden sollen, wird das wohl nicht überzeugen. Sie werden weiterhin sagen: „Es wächst nicht zusammen, was nicht zusammen gehört.“ Aber ist es denn überhaupt nötig, sich mit einem Landkreis zu identifizieren? Waren denn vor der Gebietsreform alle Maroldsweisacher stolze Bewohner des Landkreises Ebern? Haben sich alle Bundorfer darüber definiert, dass sie im Landkreis Hofheim lebten? Und haben sich alle Zeiler mit Haßfurt identifiziert, das damals schon ihre Kreisstadt war?
Die wenigsten Menschen denken in Landkreisen und Kreisgrenzen. Landkreise sind in erster Linie Verwaltungseinheiten, nicht mehr und nicht weniger. Und diese können auch sehr gut funktionieren, ohne von der Bevölkerung zum Identifikationsraum verklärt zu werden.