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Haßfurt
Kommentar: Bitte keine neue Diskussion über Klinikschließungen
Deutschlands Krankenhäuser haben die Coronakrise gemeistert. Debatten über eine Reform sind vorerst verstummt. Aber mit zunehmender Normalität gibt es neue Diskussionen.
Deutschlands Krankenhäuser haben die erste Welle der Corona-Pandemie trotz etlicher Widrigkeiten sehr gut gemeistert. Verantwortlich dafür waren die absolute Einsatzbereitschaft des medizinischen Personals sowie der glückliche Umstand, dass genügend Krankenhausbetten zur Verfügung standen.
Foto: Felix Kästle | Deutschlands Krankenhäuser haben die erste Welle der Corona-Pandemie trotz etlicher Widrigkeiten sehr gut gemeistert.
Wolfgang Sandler
 |  aktualisiert: 23.02.2024 00:20 Uhr

Ganz toll. Die erste Welle der Corona-Pandemie haben wir ja wunderbar gemeistert. Beinahe weltmeisterlich. Es entbehrt nicht eines gewissen Zynismusses, wenn man angesichts Tausender von Menschen, die durch das heimtückische Virus ihr Leben verloren oder sich ein lebenslanges Siechtum eingehandelt haben, sich auf die Schulter klopft, weil es hätte ja noch viel schlimmer kommen können. Glück gehabt, wäre vielleicht die trefflichere Formulierung.

Kleine Häuser für große opfern?

Glück gehabt auch, weil Empfehlungen von sogenannten Fachleuten noch nicht umgesetzt worden waren. Sonst hätte uns vielleicht nicht viel von der Katastrophe in Italien, Spanien oder anderen Hotspots auf der Welt unterschieden. Die Deutsche Akademie der Naturforscher "Leopoldina" hat vor vier Jahren die Ansicht vertreten, von den mehr als 1600 allgemeinen Krankenhäusern in Deutschland könnten die meisten - zum Beispiel die Häuser der Haßbergkliniken  in Haßfurt und Ebern - geschlossen werden. Die Wissenschaftler waren der Auffassung, dass in 330 Klinkzentren bundesweit eine effizientere und damit bessere Versorgung der Patienten möglich wäre.

Blick über den Teich

Gut, es muss diese sogenannten Experten wohl geben. Und sie müssen nicht zuletzt vielleicht auch zum Nachweis ihrer Existenzberechtigung solche Weisheiten absondern. Corona hat diesen Kritikastern ja mehr als deutlich gezeigt, wie es in der rauen Realität wirklich aussieht. Es gab in Deutschland eben keine Engpässe in der stationären Versorgung der Covid-19-Patienten wie anderswo. Die Sterberate war hierzulande deutlich niedriger als in anderen Ländern. Wer es nicht glaubt, muss nur mal einen Blick über den großen Teich wagen.

Wo sind die Helden des Alltags geblieben?

Und es war nicht zuletzt das Zusammenwirken solcher für Deutschland glücklicher Umstände wie die bedingungslose Einsatzbereitschaft des gesamten medizinischen Personals, angefangen von der Krankenschwester bis zum prominenten Virologen, gepaart mit verantwortungsbewusstem Handeln der Politik, auch hier empfiehlt sich der vergleichende Blick ins Land der unbeschränkten Möglichkeiten. Auf dem Höhepunkt der Pandemie, als noch täglich Helden des Alltag gefeiert wurden (von denen hört man übrigens nichts mehr!), verstummten angesichts der tödlichen Bedrohung durch das Virus die Debatten über den Tod der kleinen Krankenhäuser.

Ein Volk von Hypochondern?

Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebundes, machte seine Hoffnung deutlich, dass alle diejenigen, die in den letzten Jahren Krankauhausbetten streichen und Kliniken schließen wollten, nun gesehen hätten, wie gut es war, dass diese Kapazitäten vorhanden waren und zum Glück noch sind. In diesem Zusammenhang muss - kaum dass die Zahlen in diesem Land etwas Luft zum Atmen geben - eine erneute Diskussion über Krankenhausschließungen verwundern. Es gibt sogar Mediziner, die mutmaßen, die leeren Krankenhausbetten, die durch das Vorhalten der Kapazitäten für Covid-19 aufgetreten waren, und die leeren Wartezimmer bei den Hausärzten hätten gezeigt, dass die Deutschen wohl generell medizinische Leistungen in übertriebenem Maße in Anspruch nähmen.

Angesichts der weltweit weiterhin alarmierenden Corona-Zahlen und zusätzlicher paralleler Schreckensmeldungen über etwaige neue pandemieauslösende Viren aus China kann Otto Normalmundschutzträger dazu wahrlich nichts mehr einfallen.

 
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