Irgend jemand witzelte, dass Bambergs Bürgermeister Wolfgang Metzner (SPD) sich doch beim Kopfstand fotografieren lassen sollte, um seine roten Schuhe zur Geltung zu bringen. Er nahm die Frotzelei mit Humor, verzichtete aber auf die sportliche Einlage. Dabei hätte es genügend Zuschauer gegeben am Gabelmann-Brunnen, wo ein mobiles Fotostudio aufgebaut war: zwei schwarze Leinwände als Hintergrund, ein Scheinwerfer.
Metzner war der erste von 60 prominenten und weniger prominenten Bambergern, die am Samstag zwischen 10 und 14 Uhr Gesicht zeigten für die Kulturszene in der Stadt. "Köpfe für Kultur" lautete das Motto dieses Fotoshootings, das Bürgermeister Jonas Glüsenkamp (Grüne) initiiert hatte, "um Solidarität zu zeigen mit den Kulturschaffenden. Die Kulturszene steht in der Corona-Krise vor großen Herausforderungen", wie er gegenüber unserer Zeitung sagte. "Wir hatten alle Einschränkungen, einige starten wieder wie Gastronomie und Geschäfte, der Kulturbetrieb aber noch nicht."
So war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, sich auch den Stadtarchiv-Fotografen Jürgen Schraudner und Sonja Seufferth zu stellen. Und zwar, wie alle Mitstreiter, ein Mal mit Maske und ein Mal ohne. "Die Maske ist inzwischen zum Kulturgut geworden", meinte Glüsenkamp, sie sei eine "Erinnerung an die Zeit, in der wir aufeinander achten mussten, und die wie Abstand halten bis auf weiteres dazugehören wird".
Soloselbstständige in Existenz bedroht
Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) ließ es sich auch nicht nehmen, seinen Kopf für die Bamberger Kulturszene hinzuhalten. Mehrere Stadträte tauchten auf, Patricia Alberth vom Zentrum Weltkulturerbe kam, Martin Erzfeld als Leiter der Städtischen Musikschule oder Annemarie Renz-Sagstetter als Leiterin des Kulturamtes der Stadt. "Die Krise trifft die Kulturschaffenden enorm, besonders die Soloselbständigen im Bereich der kulturellen Bildung sind in ihrer Existenz bedroht", sagte Renz-Sagstetter. Kultur sei wie die Wirtschaft wichtig für die Gesellschaft, meinte sie und bedauerte, dass das "nicht so deutlich gesehen wird".
Stefan Kuhn, kulturpolitischer Sprecher der CSU-Stadtratsfraktion, war sich sicher, dass "Bamberg ohne seine freischaffenden Künstler deutlich ärmer wäre". Jetzt müssten kreative Möglichkeiten gefunden werden, wie die Künstler dennoch vor Publikum ihrer Kunst nachgehen könnten. Jedenfalls sei es ihm wichtig, so Kuhn, "Gesicht zu zeigen für die Kunst und Kultur". Er tat es also mit zwei Porträtfotos, die künftig wie die anderen Köpfe auf einer eigens geschaffenen Internetseite zu sehen sein werden.
Auch Kindern brauchen Kultur
Besondere Freude an der Aktion hatten der vierjährige Johannes und seine zweijährige Schwester Rieke, die mit ihrem Papa Michael Wagner zum Gabelmann gekommen waren. Auf dem väterlichen Schoß strahlten sie in die Kamera und unterstrichen damit die Worte Wagners: "Nicht nur Erwachsene brauchen Kultur, auch Kinder!" Den Kindern sei "zu viel verboten worden" in der Corona-Zeit. So wäre Kindertheater wieder schön, oder Aktivitäten von Chapeau Claque.
Allmählich füllte sich die Spendenbox am Gabelmann mit kleinen und großen Euro-Scheinen. Denn mit den Fotos allein war es für die Kulturbewegten nicht getan. Jeder, der sich ablichten ließ, spendete einen Beitrag in freiwilliger Höhe, mindestens jedoch fünf Euro. Diese Spendenaktion für die Bamberger Kulturszene geht weiter (Bankverbindung: Stadtkasse Bamberg, IBAN: DE71 7705 0000 0000 0057 77, Verwendungszweck: Köpfe für Kultur). "Viele Künstler können nur mit Spenden überleben, die Unterstützung von Bund und Land kam zu spät", erklärte Bürgermeister Metzner und warb um Unterstützung für die "reichhaltige Kulturszene in Bamberg".
Zweiter Fototermin in Planung
Der Bürgerverein Bamberg-Mitte ging bereits mit gutem Beispiel voran: Aus dem Erlös des Antikmarktes 2019 stellte er 4000 Euro für Künstler zur Verfügung, weitere 4000 Euro für den Corona-Hilfsfond der Stadt. Selbstredend, dass Vereinsvorsitzender Reiner Dietz zu denjenigen gehörte, die sich am Samstag fotografieren ließen.
Es wird ein zweites Fotoshooting am Gabelmann-Brunnen geben. Der Termin steht aber noch nicht fest. Wer vorher Lust hat mitzumachen, kann sich mit Jürgen Schraudner im Stadtarchiv in Verbindung setzen, Tel.: (09 51) 87 18 86, E-Mail: Juergen.Schraudner@stadt.bamberg.de