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Oberaurach
Können Artenschutz und Holznutzung im Steigerwald gelingen?
Totholz ist ein Lebensraum für viele seltene Pilz- und Insektenarten.
Foto: Christian Licha | Totholz ist ein Lebensraum für viele seltene Pilz- und Insektenarten.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:33 Uhr

Ein Naturschutzkonzept des Forstbetriebes Ebrach könnte möglicherweise auch im Gemeindewald Oberaurach umgesetzt werden. Das sogenannte Trittsteinkonzept stellte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Julian Bayer, am Donnerstag dem Gemeinderat in seiner Sitzung vor. Vorausgegangen dazu war ein schriftlicher Antrag an den Gemeinderat. Von Seiten der Gemeindeverwaltung wurde eine Stellungnahme von Förster Albrecht Hartung angefordert, die dieser voraussichtlich in der nächsten Gemeinderatssitzung vorstellen wird.

480 Käferarten

Der Steigerwald ist eines der bedeutendsten Laubwaldgebiete Deutschlands. Der obere und nördliche Steigerwald ist geprägt von großen zusammenhängenden Staatswäldern. Wegen ihrer Naturnähe und der verbliebenen Artenfülle haben die Laubwälder des Steigerwalds eine europa- und weltweite Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt (Biodiversität). Allein die Anzahl der das Holz bewohnenden Käferarten, eine der wichtigsten Weisergruppen für die Biodiversität in Wäldern, wird auf 480 Arten geschätzt. 440 davon seien bereits in den vom Forstbetrieb Ebrach betreuten Staatswaldungen nachgewiesen.

Das ‚Regionale Naturschutzkonzept‘ des Forstbetriebs Ebrach ist ein integratives Konzept, welches ein Nebeneinander von Artenschutz und Holznutzung auf der gesamten Waldfläche des Forstbetriebs anstrebt. Für die Sicherung der Biodiversität auch in Wirtschaftswäldern seien Strukturvielfalt und der Zugang zum Holz lebender und abgestorbener Bäume entscheidend. Kern des Konzeptes sei ein sorgfältig ausgewähltes und vernetztes System von dauerhaften Hiebsruhe- und Extensivierungsflächen.

Fünf Prozent der Waldfläche in Hiebsruhe

Ein Ziel des Trittsteinkonzeptes sei es, Teilflächen aus der Bewirtschaftung zu nehmen. Nach dem Willen der Grünen in Oberaurach sollen dort fünf Prozent der Waldfläche in Hiebsruhe gestellt werden. Diese sollen über die gesamte Waldfläche verteilt sein (sogenannte Trittsteine). Weiterhin sollen Biotopbäume erhalten werden, die mit Spechthöhlen, Faulstellen, Pilzkonsolen, Astabbrüchen und Greifvogelhorsten Lebensräume für seltene Arten bieten. Solche Biotopbäume entstehen in Wäldern immer wieder durch Naturereignisse (Stürme, Schneebruch) oder durch Spechte, wie Bayer erklärte. Für den Gemeindewald Oberaurach wünschen sich die Antragsteller zehn Biotopbäume pro Hektar, die markiert und erhalten bleiben sollen.  Durch das Vertragsnaturschutzprogramm Wald werde das Vorhaben mit 125 bis 195 Euro je Baum gefördert.

Erhaltung von Totholz

Auch die Erhaltung von Totholz, ein Lebensraum für viele seltene Pilz- und Insektenarten, sieht der Antrag vor. Durch Nutzungsverzicht abgestorbener und von Kronen gefällter Bäume könne Totholz gezielt angereichert werden. Angestrebt werde eine Verteilung mit 15 Kubikmeter liegendes Totholz, fünf Kubikmeter stehendes Totholz inklusive Kronen-Totholz und 5 Kubikmeter Stöcke. Da Totholz, je nach Baumart und Stärke, 30 bis 50 Jahre im Wald verbleibt, bis es komplett zersetzt ist, bedeutet dies einen jährlichen Nutzungsverzicht von rund 0,5 Festmetern je Hektar, heißt es im Antrag. Bei einem jährlichen Zuwachs von mindestens 7 Festmetern je Hektar und Jahr entspräche der Nutzungsverzicht nur rund sieben Prozent. Das wertvolle Stammholz und ein Großteil des Brennholzes könnten also weiter genutzt werden, stellte Bayer klar. Für stärkeres Totholz über 40 Zentimeter Durchmesser könne ebenfalls ein Zuschuss nach dem Vertragsnaturschutzprogramm Wald gewährt werden. Dieser betrage 90 Euro je Stück.

Baugebiet "Löhlein" in Tretzendorf

Jan-Michael Derra vom Ingenieurbüro Stubenrauch aus Königsberg stellte dem Gremium die Planungen für die Erweiterung des Baugebietes "Löhlein" in Tretzendorf vor. Auf Vorschlag von Bürgermeister Thomas Sechser wurde der Beschluss über die Billigung des Vorentwurfes der zweiten Änderung des Bebauungsplanes auf die nächste Sitzung vertagt. Grund dafür ist eine bei der Vorstellung aufgekommene Diskussion über die Regenrückhaltebecken in dem Baugebiet. Ursprünglich vorgesehen war ein großes Becken für einige Grundstücke zusammen und separate Einzel-Rückhaltebecken bei bestimmten Bauplätzen. Im Zuge der Gleichbehandlung sprach sich der Gemeinderat dafür aus, das jedes Grundstück ein eigenes Regenrückhaltebecken vorhalten soll. Diese Änderung wird nun vom Ingenieurbüro in den Plan mit eingearbeitet.

 
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