Nur ein Punkt stand auf der Tagesordnung der Sitzung des Stadtrates von Königsberg am Dienstag, die Energiewende im Landkreis Haßberge, auch für die Stadt. Über die derzeitige Situation und die Möglichkeiten der Umsetzung weiterer Projekte zur Erzeugung erneuerbarer Energie sprach der neue Ortssprecher von Unfinden, Marco Siller. Er ist Geschäftsführer der GUT, der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte Haßberge mbH, die vom Landkreis, seinen Kommunen und dem Bauernverband getragen wird.
Der größte Anteil an Wärmeenergie wird nach Zahlen aus den Jahr 2015 mit 46 Prozent in privaten Haushalten verbraucht. Strom dagegen floss zu 60 Prozent in Gewerbe, Industrie, Dienstleistungen, Handel und Landwirtschaft. Insgesamt werden rund 425 Gigawattstunden elektrische und rund 1000 Gigawattstunden thermische Energie im Landkreis verbraucht.
Bei der Strom- und Wärme-Erzeugung aus erneuerbaren Energien spielten Fotovoltaik, aber auch Windenergie, eine entscheidende Rolle. Damit könnte die Versorgung des Landkreises kohlendioxidneutral und eigenständig realisiert werden. Siller verdeutlichte aber auch die Schwierigkeiten. So müsste für eine maximale Wertschöpfung mittels Fotovoltaik allein für Königsberg eine Fläche von zehn Hektar mit Kollektoren überbaut werden. Auch der Erzeugung von Windenergie stehen etliche Vorschriften und Naturgegebenheiten entgegen.
Beteiligungsmodelle für Bürger
Erneuerbare-Energien-Projekte müssten so bürgernah wie möglich angegangen werden, so Siller. Das Gelingen der Energiewende hänge entscheidend von der Akzeptanz der Bürger ab. Ziel sei es, in jeder Kommune Beteiligungsmodelle für die Bürger zu entwickeln und auf diese Art und Weise die Energiewende mit größtmöglicher Wertschöpfung im Landkreis zu gestalten.
So wurde zum Beispiel im Juni 2019 in Unfinden eine Diskussion über ein zentrales Heizkraftwerk begonnen, da einige Heizkessel im Ort ihrem technischen Lebensende nahe sind. Prämisse war, dass es einen finanziellen Vorteil für die einzelnen Teilnehmer geben muss, gegenüber einem herkömmlichen System mit jeweils einem Heizkessel pro Haushalt. Der Brennstoff sollte aus erneuerbaren Ressourcen kommen.
Das Konzept einer Nahwärmeversorgung für Unfinden ist inzwischen durchkalkuliert. Es könnte auf Basis erneuerbarer Brennstoffe wirtschaftlich arbeiten, wenn sich etwa 40 Haushalte im Dorf beteiligten. Eine Bürgerversammlung diente dazu, das Interesse im Dorf abzuklopfen, um gegebenenfalls aus dem Nahwärme-Konzept ein Nahwärme-Projekt zu machen.
Arbeitskreis in Sachen Energiewende
Sillers stellte die Planungen für den Energienutzungsplan 2020 für den Landkreis Haßberge und Königsberg vor. Auf die Frage, wie lange die Umsetzung dauert, antwortete Siller: "Zehn Jahre". Er schloss mit der Bitte, bei der Identifikation realisierbarer Projekte in Königsberg und den Stadtteilen zu helfen. Nachfragen von Stadträten berührten unter anderem die Optik der Fotovoltaikanlagen und Möglichkeit der Energiespeicherung.
Bürgermeister Claus Bittenbrünn dankte Siller für den Vortrag. Er rief für die Vertiefung des Themas zur Bildung eines Arbeitskreises auf. Interessenten sollen sich an ihn wenden.
Staatsstraße nach Oberhohenried: Ausbau beginnt am 27. Juli
Die wohl wichtigste Mitteilung bei den Bekanntgaben war, dass die Staatsstraße 2278 von Königsberg Richtung Oberhohenried nach vielen Verzögerungen nun ausgebaut werden wird. Baubeginn ist der 27. Juli. Ob es dabei gleich zu einer Vollsperrung oder der Möglichkeit einer halbseitigen Befahrung kommen wird, konnte noch nicht mitgeteilt werden.