
Fünf Monate war Alexander Köpf alt, als Zeil am Main sein Zuhause wurde. Die leiblichen Eltern kennt er nicht, er weiß nur aus Erzählungen, dass ihn jemand in Kenia vor einem Kloster nahe Nairobi ausgesetzt hatte. 26 Jahre ist dies nun her. Mittlerweile arbeitet Köpf im Amt für Ländliche Entwicklung in Bamberg, komponiert in seiner Freizeit und hat sich einen Namen gemacht als Musiker und Fotograf, neuerdings auch als Koch: Kürzlich wurde ihm der erste Preis bei der Kochshow "Das perfekte Dinner" verliehen. Im Gespräch mit der Redaktion berichtet das Multitalent über seinen bisherigen Lebensweg und weitere Ziele.
Musik im Blut, Komponieren im Herzen
Beobachten, erkennen, zeichnen. Dies waren die ersten Schritte des musisch orientierten Kindes. Hinzu kam die Musik: als Neunjähriger kam Alexander Köpf bei einem Freund mit dem Klavier in Berührung: "Ich war sogleich angefixt". Die Eltern registrierten die Tiefe des Interesses und reagierten: Das erste bessere Keyboard kam ins Haus; Alexander wechselte folgerichtig ans musische E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium in Bamberg.
Dort spielten die Fächer Kunst und Musik eine große Rolle. "Musik", so berichtet er über einen Meilenstein seiner Fortschritte, "war zum Beispiel Hauptfach, geprägt durch regelmäßiges Vorspielen vor Lehrern und Schülern". Diese erlernte Routine gab ihm innere Sicherheit, machte Lust auf mehr: Es folgten erste Bandauftritte mit Freunden aus Zeil. "Außerdem begann ich ab der 5. Klasse im Chor zu singen bis zum Abitur in der 12. Klasse".
Filmmusiker Hans Zimmer ist sein Vorbild
Doch dabei blieb es nicht, Köpf liebäugelte ab dem Jahr 2013 mit der Komposition, also einer weiteren Königsklasse im Bereich der Musik. "Man of steel" von Hans Zimmer. Diese Filmmusik aus der Superman-Neuinterpretation ließ den Jugendlichen nicht mehr los, er fühlte sich "nachhaltig inspiriert". Doch komponieren war nicht im Lehrplan vorgesehen, er nahm freiwillig Kurse; biss sich durch, bis das Abitur nahte. Dann stand sein der Schulzeit gewidmetes Stück: "the Finish" im Programmheft. "Das hätte ich nie geglaubt", lautete der Kommentar seines gestrengen Lehrers.

Es waren keine kleinen Fußstapfen, von denen er sich angezogen fühlte, "Hans Zimmer kommt ja gebürtig aus Frankfurt am Main und ist heute einer der, wenn nicht der erfolgreichste Filmkomponist Hollywoods beziehungsweise der Welt". Seine Kompositionen orientierten sich weitgehend am Stil seines Vorbildes, sprich orchestral, episch, dramatisch.
Fotografie: der Sucher und die Perfektion
2017 gesellte sich dem Musikfreund eine weitere Leidenschaft hinzu: "Als ich mir für einen Urlaub am Gardasee die Kamera meines Vaters geliehen habe, habe ich entdeckt, dass mir das Fotografieren großen Spaß macht."
Der "große Spaß" entpuppte sich in der Folge als seine nächste leidenschaftliche Herausforderung. Köpf: "Für mich ist es ähnlich wie bei der Komposition: Die Suche nach der Perfektion, konkret nach dem perfekten Foto beziehungsweise den perfekten Klängen." Natürlich weiß er, dass es unmöglich ist, Perfektion in Reinform zu erlangen, aber wie heißt es so schön: Der Weg ist das Ziel, und genau das mache die Sachen so spannend. Köpf findet klare, verständliche Worte: "Ein gutes Foto zeichnet sich für mich dadurch aus, dass die Leidenschaft des Künstlers dahinter erkennbar ist".
Fotokurse beim Profi Sacha Leyendecker
Köpf nimmt Kurs bei Sacha Leyendecker in Köln: "Er hat die größten Models der Welt unter Vertrag." Das Erlernte perfektioniert er in der regionalen Szene, spannt einen thematischen Bogen: Portraits, sinnliche Bilder, Hochzeitsfotografie. "Gerade bei der Hochzeitsfotografie zeigt sich das am Besten. Eine Hochzeit bedeutet für mich sechs Stunden zu fotografieren, zirka mehrere Tausend Bilder zu sichten, auszusortieren und zu bearbeiten." Viel Fleißarbeit, aber für ihn sei dies Lebensqualität, für ihn bedeute das Spaß.
Kochkunst: Das Experimentieren begann in der Studentenbude
Kochen wurde für ihn ein Thema, berichtet Köpf, als er für sein Studium nach Würzburg gezogen ist. "Damals war ich quasi ,gezwungen´, mich mit dem Kochen auseinanderzusetzen." Anfangs kam ihm das viel zu anstrengend und nicht lohnenswert vor. Doch das habe sich schnell geändert, "als ich mit Rinderfilet und Soßen experimentiert habe". Die Entwicklung von Tütensoßen hin zu fünf Stunden eingekochter Rinderjus, meint er, verdeutliche wohl am besten seinen Werdegang als Hobbykoch.
Der Sieg beim perfekten Dinner, bekennt er offen und ehrlich, sei vollkommen unerwartet eingetreten. Beim Gedanken daran leuchten seine Augen, die gesamte Reise sei unabhängig vom Sieg ein absolutes Highlight seines Lebens gewesen. "Der Sieg an sich fühlt sich immer noch surreal an, aber natürlich freue ich mich nach wie vor wahnsinnig darüber."

Köpf steht mitten im Leben, sprüht vor Energie: "Ja, Kochkunst, Fotografie und Komposition und Musik haben alle denselben Ursprung, für mich zumindest. Alle verbindet die aufrichtige Hingabe und Leidenschaft, die einen antreibt, das Bestmögliche zu kreieren. Und im besten Fall bereitet man anderen eine Freude." Seine weiteren Pläne hat er vor Augen: Videografie bringe er sich erst noch selbst bei, aber das sei die Richtung, in die er sich als nächstes weiterbilden möchte.
Insbesondere reizen ihn Werbe- und Imagefilme. Und Hochzeitsvideos, doch alles zu seiner Zeit: "Sobald ich etwas fitter in dem Bereich bin." Er sieht seinen Weg vorgezeichnet: "Meine derzeitigen Ziele sind weitere Gänge Menüs für Freunde zu kochen, noch besser als Fotograf zu werden, aber mich in erster Linie in den Bereichen Videodreh, -schnitt und -produktion weiterzubilden."
Zurück zu seinen Wurzeln: Reise nach Kenia geplant
Nairobi hat Köpf bisher nie wieder gesehen. Doch das wird sich ändern. Im Frühherbst 2024, so sein aktueller Plan, möchte er mit seinem Vater und Freunden nach Kenia reisen, dem Kloster nahe Nairobi einen Besuch abstatten. In dem Kinderheim "Das Nest", wo für ihn alles begann, einen Film drehen. Es soll ein Werbefilm werden, als "Dankeschön" für das Gute, das ihm dort widerfahren ist. Hinterlegt mit Musik des Komponisten Hans Zimmer. Oder mit Musik des Komponisten Alexander Köpf, der zu der Thematik passend afrikanische und europäische Einflüsse miteinander verschmelzen lässt. Orchestral, episch, dramatisch. Eben genauso wie sein bisheriger Lebensweg.
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