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Knetzgau
Knetzgau: "Supercharger" bringen 120 Kilometer in fünf Minuten
Am Euro-Rastpark in Knetzgau hat Tesla acht neue Schnell-Ladestationen installiert. Diese "Supercharger" laden die Akkus der amerikanischen E-Autos mit 250 Kilowatt.
Ingo Klaus lädt seinen Tesla an den neuen Superchargern in Knetzgau. In nur fünf Minuten fließt Strom für rund 120 Kilometer in seine Akkus. Für eine Vollladung wird knapp eine Stunde benötigt.
Foto: Matthias Lewin | Ingo Klaus lädt seinen Tesla an den neuen Superchargern in Knetzgau. In nur fünf Minuten fließt Strom für rund 120 Kilometer in seine Akkus. Für eine Vollladung wird knapp eine Stunde benötigt.
Matthias Lewin
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:41 Uhr

Ingo Klaus strahlt. Der Wonfurter hat sich vor gut fünf Jahren einen Tesla angeschafft. Und seit wenigen Tagen kann er nun fast vor der Haustür "tanken". Der Außendienstmitarbeiter ist täglich mehrere hundert Kilometer unterwegs und beginnt seinen Arbeitstag neuerdings in Knetzgau, um sein Elektro-Auto am Euro-Rastpark aufzuladen. Acht neue Supercharger sind dort seit kurzem installiert. Bislang bot an diesem Rasthof allein die unterfränkischen Überlandzentrale Ladesäulen an, darunter auch einen Schnell-Lader. Aber auch der kommt mit seinen 55 Kilowatt an die Leistung der Supercharger nicht heran. Die bieten bis zu 250 Kilowatt. Neben Ingo Klaus können in Knetzgau nun noch sieben weitere Teslafahrer gleichzeitig Strom tanken – und das relativ schnell: In nur fünf Minuten liefern die Supercharger ausreichend Strom für 120 Kilometer Reichweite. Die großen Tesla-Akkus versprechen insgesamt gut 500 Kilometer Reichweite, für eine Vollladung müsste etwa eine Stunde Zeit eingeplant werden.

Der US-amerikanische Elektro-Auto-Hersteller Tesla will seiner Marke in Europa einen gewaltigen Schub verleihen und der erst langsam in die Gänge kommenden europäische Konkurrenz die Rücklichter zeigen. Deshalb baut Firmenchef Elon Musk im brandenburgischen Grünheide aktuell eine nicht ganz unumstrittene "Gigafactory", mit angeblich über 10 000 Arbeitsplätzen. Das Werk soll aber nicht nur Elektro-Autos produzieren, sondern auch die weltgrößte Batteriefabrik beherbergen. Die Arbeiten an der Fabrik waren zwischenzeitlich gerichtlich gestoppt worden, weil Tesla zum einen Umweltschutz-Auflagen umsetzen musste und zum anderen eine geforderte Sicherheitsleistung im Wert von 100 Millionen Euro noch nicht hinterlegt hat.

Die Infrasktruktur muss einen Schritt voraus sein

Zum Plan des eigenwilligen Unternehmers aus Kalifornien gehört natürlich auch eine entsprechende Infrastruktur wie flächendeckende Lademöglichkeiten. Dazu sollen Ladeparks an den Autobahnen und Knotenpunkten, wo viele Säulen mit sehr hoher Leistung und entsprechender Ladegeschwindigkeit installiert sind, entstehen – ein Schnellladenetz also. Tesla arbeitet mit sogenannten "Superchargern", Schnell-Ladesäulen, die im Gegensatz zu den herkömmlichen Lademöglichkeiten die Akkus der E-Autos wesentlicher rascher mit Energie versorgen können – allerdings sind die Supercharger ausschließlich für Autos der Marke Tesla geeignet.

Allein 2020 wurden laut Tesla in Deutschland bislang zehn komplett neue Standorte in Betrieb genommen, davon acht mit der neuesten Generation der V3-Supercharger. Zudem wurden 20 bestehende Standorte ausgebaut und erweitert, acht hiervon mit der neuen Generation der Ladesäulen.

Bei Tesla kostet die Kilowattstunde im Durchschnitt 35 Cent. Ingo Klaus hingegen lädt kostenlos. Als er seinen Tesla kaufte, war das Stromtanken im Kaufpreis inbegriffen. Solange er seinen aktuellen Tesla fährt, bekommt er seinen "Sprit" also umsonst dazu. "Bei neueren Verträgen gilt das nicht mehr", weiß der 55-Jährige, dass auch der US-Autohersteller nichts mehr zu verschenken hat.

Soll die Elektromobilität die notwendige Akzeptanz finden, muss die Ladeinfrastruktur stark ausgebaut werden, heißt es in einer Studie, die von der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur beim Reiner-Lemoine-Institut (RLI) in Auftrag gegeben wurde. Sie geht davon aus, dass der Ausbau der Ladesäulen den Verkaufszahlen der E-Autos immer einen Schritt voraus sein muss. Warteschlangen vor den Stromtankstellen wären, so die Studie, ein Desaster. Der Bund schreibt den Aufbau von 1000 Schnellladeparks über die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur aus. Diese sollen so bedienungsfreundlich wie möglich werden.

Tesla selbst äußert sich allerdings nur sehr spärlich zu seinen konkreten Ausbauplänen. Auf der Webiste des amerikanischen Auto-Fabrikanten wird von einem "rasant wachsenden Supercharger-Netzes entlang der populärsten Routen" gesprochen. Und tatsächlich hat Tesla sein Netz auch in Mainfranken schon kräftig ausgebaut. Neben den neuen Lademöglichkeiten in Knetzgau sind an der A3 in Geiselwind und Wertheim je sechs, an der Raststätte Gramschatzer Wald (A7) acht und am Autobahnkreuz Dettelbach (A7/A3) sogar 18 Supercharger installiert. Europaweit sind es laut Tesla aktuell 550 Standorte mit mehr als 5400 Supercharger-Ladesäulen, Deutschland bietet (Stand Anfang 2020) 81 Standorte mit gut 755 Tesla Schnell-Ladesäulen.

"Das Supercharger-Netzwerk wird entsprechend dem wachsenden Bedarf ständig an strategisch sinnvollen Standorten ausgebaut – sowohl hinsichtlich neuer Standorte als auch der Erweiterung bestehender Standorte. Es dient primär der Unterstützung von Langstreckenreisen entlang aller wichtigen Europäischen Verkehrsrouten, versorgt aber auch lokale Kunden mit leistungsstarker Ladeinfrastruktur," schreibt der amerikanische Hersteller.

"Lade-Gipfel" der Politik

Insgesamt nahm die Zahl der öffentlichen Ladepunkte für Elektroautos in Deutschland in den vergangenen sechs Monaten um mehr als 5300 Ladepunkte zu. Das entspricht einem Zuwachs von 19 Prozent – und liegt damit immer noch weit unter den Neuzulassungs-Zahlen für E-Autos. Insgesamt sind aktuell gut 33 000 deutsche Ladepunkte im Ladesäulenregister des Energieverbands BDEW gemeldet. Dass bei der Ladeinfrastruktur schnell und dringend etwas geschehen muss, hat inzwischen aber auch die Politik erkannt. Das Bundesverkehrsministerium plant deshalb gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium und der Branche ein eigenes Spitzentreffen zum Thema Ladesäulen.

Immerhin: Ende Dezember 2020 erklärte Tesla-Chef Elon Musk auf Nachfrage bei Twitter, dass die eigenen Säulen grundsätzlich dafür vorbereitet sind, auch anderen Herstellern die nötige Energie zu bieten. Ein entsprechendes Angebot an andere Hersteller, die Supercharger zu nutzen, existiere. Bislang sei aber noch keine Kooperation für die Nutzung der Tesla Supercharger spruchreif.

Acht neue  Supercharger hat Tesla auf dem Autobahn-Ratsplatz der A70 in Knetzgau installiert.
Foto: Matthias Lewin | Acht neue Supercharger hat Tesla auf dem Autobahn-Ratsplatz der A70 in Knetzgau installiert.
 
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