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KNETZGAU
Knetzgau holt das Dorffest
Herzschlag-Finale mit Happyend: Es war nichts für Menschen mit schwachen Nerven: In der Verlängerung siegt Knetzgau beim Bayern-3-Wettbewerb.
Von unserem Redaktionsmitglied Alois Wohlfahrt
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:15 Uhr

Eigentlich, so grübelt der junge Mann, „müssen wir doch gar nicht mehr gewinnen. Wir haben mit dem Wettbewerb doch schon so viel Schönes erlebt.“ Eigentlich sagt er dies aber nur im Vertrauen und seinen Namen will er eigentlich lieber mal nicht verraten, denn: Mit „viel Schönes erlebt“ hätte ihm an diesem Morgen wohl niemand widersprochen, aber „nicht gewinnen müssen“, da wäre er mit seiner Meinung wohl mehr oder weniger alleine da gestanden zwischen den rund 300 Siegeshungrigen auf dem Knetzgauer Rathausplatz. Und das bereits beim Sechs-Uhr-Läuten.

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Und da gibt es nur ein Ziel, wahlweise umschrieben mit zwei oder drei Worten: „Wir gewinnen“, oder „Wir holen das Fest“. Der Freistaat hat inzwischen längst mitbekommen, dass Knetzgau schon frühmorgens die Betriebstemperatur für den Wettstreit mit Irchenrieth in der Oberpfalz erreicht hat. „Suuuuuper, super Knetzgau“ hallte es durch die Ortschaft und bayernweit aus den Rundfunkgeräten an den Frühstückstischen.

Derweil schauen Michael Medla und Marcus Fahn vom Bayern 3-Team und als Motivator Rüdiger Wolf, dass die Betriebstemperatur nicht nachlässt. Locker-flockige Sprüche gibt es, fetzige Musik, hausgemachte Musik vom Musikverein, verstärkt durch die Ex-Drummer Fahn und Medla, und natürlich sind auch diese beiden längst felsenfest davon überzeugt, dass Knetzgau das Dorffest nach Unterfranken holt.

Motivation ist an diesem Morgen angesagt – sollte man meinen, ist aber nicht so. Das Organisationsteam um Marco Depner hat die Spannung seit dem Halbfinale halten können und offenbar gar noch gesteigert, denn als Knetzgaus große Stunde dann schlägt, ab 8 Uhr, sind beinahe 1500 Besucher auf den Rathausplatz gekommen, wie später Bürgermeister Stefan Paulus die Zahl schätzt.

Knetzgau holt das Dorffest
Und die erleben ein Finale, das nichts für Menschen mit schwachen Nerven ist. Knetzgau legt einen grandiosen Start hin. Sprintqualitäten bewiesen Polizei, Feuerwehr und Geistlichkeit, als Axel Robert Müller aus dem Bayern 3-Studio die erste Aufgabe stellt: Möglichst schnell sollen die beiden Dörfer „Village People“ auf die Bühne bringen und sie den Song „YMCA“ singen lassen.

Nach wenigen Sekunden stehen bereits Egbert Wenzel von der Polizei, Kaplan Eugen Daigeler und die beiden Feuerwehrleute Jürgen Weißkopf und Harald Mantel auf der Bühne. Und sie bekommen gar weitere Verstärkung: Schwester Cornelia Bachmann von den Erlöserschwestern in Würzburg, zurzeit im Urlaub in Greßhausen, besuchte mit ihren vier Schwestern, von denen drei in Oberschwappach wohnen, das Dorffest-Finale, war begeistert und ließ sich nicht zweimal bitten, mit Gesang für Knetzgau mitzustreiten.

In Windeseile war der Text für „YMCA“ ausgedruckt, am Gesang gab es nichts auszusetzen, allerdings auch nicht bei den Oberpfälzern und so hieß es: Einen Punkt für jeden. „Glatte Fehlentscheidung“, sagt schmunzelnd eine Knetzgauerin, denn „mir hamm besser g'sunge“.

Knetzgau holt das Dorffest
Machte sich anschließend ein wenig Enttäuschung breit, hätte die eigentlich richtig um sich greifen müssen, als Irchenrieth auf 2:1 erhöhte: Erst das genaue Anhören des Mitschnitts hatte deutlich gemacht, dass die Oberpfälzer ein Lied, das nicht von Sasha war, schneller in einem Medley herausfanden. Dies war allerdings der Augenblick der Chef-Motivatoren Marco Depner und Rüdiger Wolf, zusammen mit dem Bayern 3-Team: Nichts ist verloren, lautete die Ansage. Und sie sollten schon wenig später Recht behalten.

Motiviert fühlten sich dabei vielleicht auch die Knetzgauer dadurch, dass sie nicht allein bangen müssen. Immer wieder gab es Anfeuerungsrufe in einem Fränkisch, das noch weitaus fränkischer klang, als es in Knetzgau gesprochen wird: Mittelfranken feuerten die Knetzgauer an. 30 Männer, Frauen und Jugendliche waren aus dem Burghaslacher Gemeindeteil Gleißenberg mit einem Bus angereist.

Es war ein Dankeschön-Besuch der Kirchweihveranstalter der Gemeinde, nachdem ihnen Rüdiger Wolf und die Knetzgauer aus der Patsche geholfen hatten, nachdem die eigentlich geplante Kirchweih-Musik abgesagt hatte. Wie berichtet, waren unter anderem Wolf und Depner in die etwa eine Autostunde entfernte Gemeinde gefahren und Wolf hatte als DJ für Stimmung gesorgt. Und dafür bedankte sich nun wiederum die Kirchweih-Burschen-Chef Martin (O-Ton „Maddin“) Hilpert mit lautstarker Unterstützung beim Knetzgauer Finale.

Knetzgau holt das Dorffest
Nicht nur lautstarke Unterstützung, sondern gar königliche gab es auch diesmal: Ihr Versprechen beim Halbfinale, sie werde Unterfrankens Bewerber um das Dorffest auch im Halbfinale unterstützen, machte die Fränkische Weinkönigin Anna Saum wahr und fieberten mit den Zuschauern mit.

Den Fieberbereich dürfte wohl auch die Betriebstemperatur erreicht haben, als dann kurz vor 9 Uhr Knetzgau den Ausgleich schaffte. Dass sie um drei Ecken denken können, das hatte Knetzgaus Gemeindeoberhaupt bei der kniffligen Frage schon im Halbfinale bewiesen. Und sie beherrschten das Metier auch diesmal: Was ist ein Freistaat zwischen zwei und vier?, lautete die Frage. Fast wie aus der Pistole geschossen kam die Antwort: Bayern 3.

„Spannender geht es nicht“ – was der Oberschwappacher Feuerwehrmann aussprach, dürften zu diesem Zeitpunkt fast alle gedacht haben. Franken gegen Oberpfalz muss in die Verlängerung. Im Vorjahr stand beim ersten Bayern 3-Dorffest-Wettbewerb zu diesem Zeitpunkt der Sieger längst fest. Die 9 Uhr-Nachrichten bringen keine wirkliche Entspannung.

Dann die Entscheidung: Wie viele Alben Sasha in seiner Karriere veröffentlicht? 17 sagt Irchenrieth. Sieben, oder doch 17? – Knetzgau entscheidet sich für sieben, „da hat uns einfach das Publikum geholfen“, sagt wenig später Stefan Paulus im Bier-nassen Hemd. Denn als München Knetzgau als Sieger nennt, gibt es auf dem Platz kein Halten mehr. Sogar Tränen kullern, die Menschen liegen sich in den Armen, auf der Bühne wird gefeiert und natürlich gibt es die Bierdusche für Paulus und Depner. Und ein Wort macht die Runde: „Wahnsinn, es ist a Wahnsinn.“

Depner steht unterdessen in Umhang und mit Krone auf dem Kopf auf der Bühne: Seine Mitstreiter vom Organisationsteam haben ihn zum König von Knetzgau ernannt. Depner ist dann mit den Gedanken schon ganz woanders: bei dem, wofür man eigentlich angetreten ist, dem Dorffest mit Sasha. Schon am Nachmittag beginnen die Vorbereitungen.

 

    
 
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