Das Leben war nicht immer leicht für Erna Daniel. Dennoch hat sich die Seniorin ihren Lebensmut nicht nehmen lassen. Am Freitag feierte sie bei geistiger Frische im AWO Seniorenzentrum in Knetzgau ihren 95. Geburtstag. Und dabei blickte die Jubilarin zufrieden auf ihr bisheriges Leben zurück.
Geboren wurde Erna Daniel am 12. Juli 1929 in Wickendorf in der damals preußischen Provinz Niederschlesien. Gemeinsam mit den Eltern, einer Schwester und einem Bruder wuchs sie dort wohlbehütet auf. Doch dann kam es zum Ausbruch des 2. Weltkriegs und das Leben veränderte sich schlagartig. Vater und Bruder waren im Krieg vermisst. Und sie wurde zusammen mit der Mutter und der Schwester von der Roten Armee verschleppt. Denn im Februar 1945 besetzten die Russen Niederschlesien und stellten es kurz darauf unter polnische Verwaltung.
Die Erinnerung an diese schreckliche Zeit ist bei der Jubilarin noch sehr präsent. Zumal sie acht Wochen lang alleine unterwegs war, ohne ein Zeichen von Mutter oder Schwester zu erhalten. Als ein Teil der Familie wieder vereint war, musste die damals Jugendliche nach der Verschleppung auf einem Bauernhof als Magd arbeiten, den Stall ausmisten und Kühe melken.
Immer wieder auf die Beine gekommen
"Ich bin immer wieder auf die Beine gekommen", sagte die 95-Jährige, die sich nicht entmutigen ließ. Nach den Kriegswirren kam Erna Daniel zunächst nach Oberwerrn bei Schweinfurt. Im Jahr 1956 ist sie dann mit Mutter und Schwester nach Schweinfurt gezogen. Hier verdiente sie ihren Lebensunterhalt zunächst als Dienstmädchen. "Mein Beruf war mein Kind", sagte die kinderlos gebliebene Jubilarin, die seit 1973 verwitwet ist. Lange Jahre war sie mit einem HNO-Arzt verheiratet und half als Sprechstundenhilfe in der Praxis ihres Ehemannes mit. Anfang der 1970-er Jahre hatte der Arzt seine Praxis aufgegeben. Dann blieb für Erna Daniel viel Zeit und Muße, um sich an der Arbeit in ihrem Garten zu erfreuen.
Hoffnungsvoller Blick nach vorne
Seit knapp einem Jahr lebt Erna Daniel nun im AWO-Seniorenzentrum in Knetzgau. Sie zeigte sich froh, dass sie in der Senioreneinrichtung in der Nähe eines Neffen untergekommen sei. Auch wenn die Seniorin viel Schreckliches in ihrem Leben ertragen musste, blickt sie hoffnungsfroh in die Zukunft und wünscht sich, dass das Leben für sie noch ein bisschen weitergeht. Als Christin erhofft sie sich dafür Kraft von oben, um jeden Tag neu erleben zu dürfen. Vor allem wünscht sie sich, die 100 Jahre vollzumachen, wie sie dem stellvertretenden Landrat Michael Ziegler erzählte. Er gratulierte gemeinsam mit Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus zum Ehrentag.