Outfits mit bunten Irokesen-Schnitten, Nieten, Buttons und Chucks waren keine Seltenheit. Manch ein Mann traute sich modisch noch mehr. Einer war mit Plastik-Prinzessinnenkrone auf dem Kopf unterwegs. Ein anderer trug lieber nur ein Hawaii-Shirt und einer ein gelbes T-Shirt mit Spongebob drauf und dazu einen Anglerhut. Viele jüngere Männer machten es sich ganz einfach und gingen bei der Hitze einfach oben ohne.
Am Freitag heizten zunächst Bands wie „Berlin Blackouts“, „Fainest Idea“ oder die Coburger Formation „Rawside“ ein. Später rockten dann Mr. Irish Bastard mit Liedern wie „I only like you, when I'm drunk“, „I hope they sell beer in hell“ die Bühne.
Beim Headliner des Abends „Terrorgruppe“ ging es besonders zur Sache. Wer sich da nah an die Bühne traute, musste schon hartgesotten sein. Der Sänger der Band, „Mc Motherfucker“, rief wieder zum berühmt-berüchtigten „Blut-Pogo“ aus. Was auch immer man sich darunter vorzustellen hat – schon von Beginn an sprangen die Leute extrem wild in der Gegend herum und schubsten sich ganz in Punker-Manier gegenseitig hin und her. Dafür verschenkte die Band beim „Blut-Pogo-Contest“einen richtigen Preis. Es gab eine weiße Frisbeescheibe mit schwarzem Terrorgruppe- und Krach-am-Bach-Schriftzug darauf zu gewinnen. Der Sänger schmiss die Scheibe in die Menge. Ein junger Mann fing das gute Stück und trug es schnell davon. Später erzählte „Mc Motherfucker“ stolz, dass sein Bandkollege Zip Schlitzer seit sieben Monaten kein Heroin mehr genommen habe.
Nachts ab kurz nach 1.00 Uhr spielten zum Abschluss noch die „Zwangsversteigerten Doppelhaushälften“ auf. Bei der leicht nach J.B.O. klingenden Truppe ging es dann relativ gediegen zu. Aber das Thema „Saufen“ durfte auch hier nicht fehlen. In Gedenken an den kürzlich verstorbenen Schlagersänger Chris Roberts spielten sie zwei seiner Lieder in leicht modifizierter Version. Aus „Du kannst nicht immer 17 sein“ wurde kurzerhand „Du kannst nicht immer bsufa sein“. Die Sicherheitsleute mussten sich da schon was gefallen lassen. Der Sänger kam nämlich das ein oder andere Mal auf sie zu, umarmte und knutschte sie fast schon ab.
Im Publikum stand währenddessen ein Mann in einer leeren Mülltonne herum, der da so schnell auch nicht raus wollte. Als er dann doch ausstieg, trommelte er in seiner Feierlaune noch eine Runde auf die Tonne. Auf die Frage, wie die Band auf ihren speziellen Namen gekommen sei, antwortete der Sänger, er sei früher im Gemeinderat gewesen und da stand bei einer Sitzung das Thema Zwangsversteigerung auf der Tagesordnung. Außerdem wollte er einen Namen, den man nicht auf Englisch übersetzen könne.
Am Samstag ging es mit der Punk-Party weiter. Die Stimmung war wieder wild und wurde dem Namen Krach-am-Bach gerecht. Es wurde ordentlich gefeiert, dennoch waren die meisten Leute rücksichtsvoll. Punkfans lassen es gerne krachen, sind im Allgemeinen aber keine Rowdys. Immer wieder gab es typische Ausrufe wie „Alerta, Alerta, Antifascista“. Antifascista, dafür steht der Punk. Punks zeigen meist politisches Interesse, sind gegen Faschismus, gegen Rechts, gegen Ungerechtigkeit und Kapitalismus. Für ein buntes Miteinander.
Als die Hamburger Gruppe „Swiss und die Andern“ auf die Bühne trat, fragte Frontmann Swiss schmunzelnd, ob jemand am Vortag beim G20-Gipfel gewesen sei. „Wahrscheinlich eher nicht“, meinte er. Er sagte, dass sie eigentlich in Hamburg hätten bleiben sollen, aber die Band habe sich gedacht, Krach am Bach sei „geiler“. Für Liebhaber solcher Musik war der Auftritt sehenswert. Ein charismatischer Sänger mit guter Optik, gepaart mit musikalischer Qualität. Punkrock mit Einflüssen von Reggae, Rap und dem bekannten Riff vom Fußballstadion-Klassiker der White Stripes. Im Anschluss an ihren Auftritt konnte man die Jungs aus Hamburg noch für Selfies und Autogramme am Merchandise-Stand antreffen.
Während der Umbauphasen gab es Musik auf der kleineren Nebenbühne im Zelt. Am Freitag waren da „Crispy Jones“ und „Kotov Syndrom“. Auch dort waren rockige Töne mit Rap-Einlagen zu hören. Am Samstag trat „Karaoke Bash“ aus Österreich auf. Die kamen besonders gut an. Die ganze Meute sang mit, manche stürmten spät nachts auch die Bühne. Das störte aber nicht, ganz im Gegenteil.
Nach eineinhalb Stunden Verspätung hatten endlich „CJ Ramones“ ihren Auftritt. Ein Aggregat war ausgefallen. Auf die Schnelle musste laut Besucheraussagen aus Bamberg oder Haßfurt Ersatz geholt werden. Die Amerikaner legten einen guten Auftritt hin, wenn auch um Einiges kürzer als geplant. Gute Musik sei von ihnen auch zu erwarten gewesen. Immerhin handelt es sich bei dem Sänger um das letzte noch lebende Mitglied der berühmten Ramones. Er war zwar nicht Gründungsmitglied, spielte aber später als Bassist mit.
Bei „Come Back Kid“ ging?s dann wieder ähnlich rund wie am Freitag bei der Terrorgruppe. Wer direkt an der Bühne stand, hatte vor lauter umherspringender Leute einen wahren Abenteuertrip. Beendet wurde das Festival von den „Lost Ideals“, die meinten, es sei zwar schon spät, aber sie würden trotzdem noch mal alles geben. Die fränkische Band gibt es laut ihrem Sänger eigentlich nicht mehr, aber sie spiele dennoch gerne beim Krach-am-Bach.
Die Veranstaltung bleib im Wesentlichen friedlich. Am Samstagabend kam es laut Polizeibericht zur Auseinandersetzung zwischen einer 45-jährigen Frau und einem Security-Mitarbeiter (wir berichteten). Im Verlauf des Streits wurde die Frau zu Boden gedrückt und zog sich leicht blutende Wunden am Ohr zu. Später soll ihre Sonnenbrille von dem Sicherheitsmitarbeiter mutwillig zertreten worden seien. Die Polizeiinspektion Haßfurt hat die Ermittlung übernommen. Zeugen können sich unter der 09521 / 9270 bei der Polizei melden.