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Neubrunn
Klimawandel geht auch an der Jagd nicht spurlos vorüber
Die Gehörne mit 'Goldauszeichnungen' wurden besonders unter die Lupe genommen; hier freut sich Jungjäger Johannes Kunzelmann aus Ebelsbach über seine Auszeichnung.
Foto: Günther Geiling | Die Gehörne mit "Goldauszeichnungen" wurden besonders unter die Lupe genommen; hier freut sich Jungjäger Johannes Kunzelmann aus Ebelsbach über seine Auszeichnung.
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 26.04.2024 02:49 Uhr

In einer angenehmen jagdlichen Atmosphäre mit Gehörnausstellung des vergangenen Jagdjahres sowie Fachvorträgen und Informationen ging die Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Ebern des Bayerischen Jagdverbandes in der "Heilig-Länder-Halle" in Neubrunn über die Bühne. Vorsitzender Markus Oppelt sprach von einem unspektakulären Jahr mit der Pflege der Anliegen der Gemeinschaft. "Jäger haben nämlich nicht immer die beste Reputation. Wir wollen weiter daran arbeiten, als vernünftige Jäger und Verfechter der Jagdethik zu gelten."

Als ein großes Thema nannte er es, "wie wir mit unserem Wild umgehen, denn wir sind keine Totschießer und keine Schädlingsbekämpfer." Mit den zwei Schlagworten "Jagd ohne Hund ist Schund" und "wer die Waffe nicht beherrscht, sollte zu Hause bleiben" sprach er seine Jägerinnen und Jäger an, für die Jagdausübung gut gerüstet zu sein.

Der Referent für Naturschutz, Wolfgang Lappe, berichtete von Führungen von Schulklassen oder der Teilnahme am Ferienprogramm in Ebern. Es sei aber auch um den Steinmarder gegangen, der in bebautem Gelände Probleme bereite. Dabei gebe es Voraussetzungen, um den Marder fangen zu dürfen. Zunehmend würden auch PV-Freiflächenanlagen zu einem Problem, weil damit Flächen aus der Jagdpacht herausgenommen würden

Wie Wolfgang Lappe erläuterte, gehe auch der Klimawandel nicht spurlos vorüber. Die Anpassung der Brunft und Setzzeit sei 14 Tage nach vorne gelegt und 8 bis 9 Kitze von 10 würden schon vor dem 20. Mai gesetzt. Selbst der 6 bis7-monatige Winterschlaf des Siebenschläfers sei um 7 Wochen verkürzt. In diesem Zusammenhang verwies Lappe auf die Beschaffung einer Drohne, mit der man die Kitzrettung unterstützen wolle. Allerdings wären die Grundstückseigentümer verpflichtet, die Zeit ihrer Mahd zu melden.

Schließlich streifte er das jagdliche Schießen und den Treffsicherheitsnachweis. Das Laserschießkino arbeite problemlos und kostendeckend. "Aber es wird zu wenig geübt. Wir müssen uns in Übung halten, denn Schießen gehört zum Handwerkszeug." Hans Heinert informierte zu den Hundeführerlehrgängen, der Brauchbarkeitsprüfung und auch der neuen Prüfungsordnung. 15 Hunde hätten im letzten Jahr teilgenommen und sehr gute Ergebnisse erzielt.

Martin Schrauder von der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt sprach seinen Dank an die Revierleiter aus, dass es mit den Streckenlisten diesmal gut geklappt habe. Er ging auf die Leitlinien in "dauerhaft roten Hegegemeinschaften" ein, die darauf abzielten, eine nachhaltige Verbesserung der Situation der Waldverjüngung in Hegegemeinschaften zu erreichen, deren Verbiss-Belastung seit dem Jahr 2006 als "zu hoch" oder "deutlich zu hoch" bewertet wurden.

Über das "Netzwerk große Beutegreifer" informierte Christian Sandner als einer von 140 ehrenamtlichen Ansprechpartnern, deren Hauptaufgabe es sei, eine fundierte Dokumentation von möglichen Fährten und Rissen zu führen.

Der stellvertretende Jagdberater Elmar Brückner ging auf die Witterungsverhältnisse mit einem nassen Frühjahr ein. Dann habe es den heißen Sommer mit Rekordwerten und den wärmsten Herbst seit dem Vorliegen von Aufzeichnungen gegeben. Borkenkäfer und Trockenschäden hätten den Wald verändert. "Die Hegestrecken liegen aber alle im Soll und wir haben die Sauen im Griff." Bei letzteren sei der Abschuss von 310 (2022) auf 412 (2023) angestiegen. Beim Rehwild liege man bei einem Abschluss von 1565 (107 Prozent) mit 424 Böcken, 635 Geißen und 516 Kitzen.

Auffallend sah er eine steigende Tendenz bei den Füchsen von 329 (2022) auf 446 im Jahr 2023. Bei den Hühnern, speziell Rebhühnern, trauten sich die wenigsten noch Hühner zu schießen, während die Enten auf gleichem Niveau wären. "Was steigt, sind die Waschbären. Hier gibt es im Landkreis schon 65 und in Ebern auch schon 20. Waschbären sind Räuber für das Niederwild."

Nur kurz flackerte die Diskussion auf, ob Hegeschauen oder Gehörn-Prämierungen noch zeitgemäß seien. Ein Jäger meinte, man sollte sie einstellen, "denn wir sind dafür da, um unseren Wald hochkommen zu lassen". Mit dieser Meinung schien er aber allein dazustehen und ein Jägerkollege entgegnete "ein gutes Gehörn ist auch der Ausdruck eines gesunden Lebensraumes und gute Böcke zu schießen, ist keine Sünde".

Mit "Gold" wurden prämiert: Hans Heinert, Revier Gleusdorf; Johannes Kunzelmann, Revier Lußberg/Kottendorf; Karola Sieghörtner, Pettstadt und Hannes Hoch, Bramberg. Außerdem wurden 6 Gehörne mit Silber und 10 mit Bronze ausgezeichnet.

Ein besonderes Lob zollte Markus Oppelt der "Haus- und Hofkapelle" der Jagdhornbläsergruppe unter Leitung von Hornmeister Reinhard Lößlein, die die Veranstaltung umrahmte und den Schlusspunkt mit dem "Hubertusmarsch" und dem "Halali" setzte.

Die Jagdhornbläsergruppe umrahmte die Veranstaltung mit dem Vorstandsteam im Vordergrund (von links): Schatzmeister Jochen Miener, 2. Vorsitzender Wolfgang Jagla, Schriftführer Benjamin Wiest und Vorsitzender Markus Oppelt.
Foto: Günther Geiling | Die Jagdhornbläsergruppe umrahmte die Veranstaltung mit dem Vorstandsteam im Vordergrund (von links): Schatzmeister Jochen Miener, 2.
BJV-Kreisgruppenvorsitzender Markus Oppelt bei seinem Jahresbericht
Foto: Günther Geiling | BJV-Kreisgruppenvorsitzender Markus Oppelt bei seinem Jahresbericht
Zu den ausgezeichneten Jägerinnen zählte auch Karola Sieghörtner aus Pettstadt, hier bei der Begutachtung der Gehörne.
Foto: Günther Geiling | Zu den ausgezeichneten Jägerinnen zählte auch Karola Sieghörtner aus Pettstadt, hier bei der Begutachtung der Gehörne.
 
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