Klimaschutz trifft Landwirtschaft: Kann Basaltmehl als natürlicher Dünger Kohlenstoffdioxid (CO2) langfristig binden? Die Jungs vom Start-up-Unternehmen ZeroEx sind davon fest überzeugt und stoßen ein Pilotprojekt an. Dafür werden auf einer Fläche von sechs Hektar in der Gemarkung Haßfurt Richtung Wonfurt 125 Tonnen des aus Basalt gewonnenen Urgesteinsmehl als Bodenhilfsstoff ausgebracht.
"Ich kenne das Urgesteinsmehl schon lange, es wurde in früheren Jahren öfter ausgebracht", sagt Landwirt Klaus Merkel und ergänzt: "Der Preis konnte im Laufe der Jahre mit dem des konventionellen Düngers aber nicht mehr mithalten". Der Landwirt aus Mariaburghausen bei Haßfurt bebaut die Ackerflächen, die für das Pilotprojekt ausgesucht wurden. Hier wird in den nächsten Tagen das Urgesteinsmehl im Verhältnis 1:1 mit Humus vermischt ausgebracht.
Beschleunigte Gesteinsverwitterung
Dem Basaltmehl wird nachgesagt, dass es zahlreiche positive Wirkungen auf Bodenleben und Pflanzenanbau erzielt. Deshalb zeigte Merkel auch Interesse. Denn ZeroEx stellt das Basaltmehl kostenfrei für die Landwirte zur Verfügung. Mit ihrem Enhanced Rock Weathering (ERW) Projekt, das so viel wie beschleunigte Gesteinsverwitterung bedeutet, will das Unternehmen die Landwirte bei einer nachhaltigen und klimafreundlichen Bewirtschaftung der Äcker unterstützen. Das Ziel von ZeroEx ist es, am Ende des Jahres 10.000 Tonnen Basaltmehl in ganz Deutschland ausgebracht zu haben.
Ernteerträge sollen gesteigert und gleichzeitig CO2 aus der Luft gebunden werden. "Dadurch leisten wir einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz", erklärt ZeroEx-Geschäftsführer Tony Oehm. Das Start-up-Unternehmen des aus dem Haßfurter Stadtteil Sylbach gebürtigen jungen Mannes hat seinen Hauptsitz in Stuttgart. Die Mitarbeitenden setzen sich aus Studierenden verschiedenster Fachrichtungen aus ganz Deutschland und Personen mit unternehmerischer Erfahrung zusammen.
Die Vision von ZeroEx lautet: "Eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft für alle schaffen". Das Start-up-Unternehmen beschäftigt sich primär mit der nachvollziehbaren Erfassung von Emissionen von Unternehmen oder Produkten. "Durch das Basaltprojekt kann Kalk eingespart werden, durch die Verwitterung wird der Boden vitaler und als Nebeneffekt werden die Meere entsäuert", erklärt Simon Brand aus dem Haßfurter Stadtteil Augsfeld.
Verbesserung der Bodenqualität
Den Anstoß für das Basaltprojekt gab Jakob Keese. Der Landwirt und Maschinenbaustudent aus Göttingen stammt aus einem Bio-Bauernhof und weiß von Haus aus, dass mineralischer Dünger zwar länger einwirken muss, dafür aber auch nachhaltiger ist. Die Attraktivität des Basaltprojektes liege insbesondere in der Dauerhaftigkeit der Einsparung und den weiteren Nutzen für die Landwirte als ökologische Düngerfunktion und der Verbesserung der Bodenqualität. Für eine lang anhaltende positive Wirkung komme nur geprüftes Urgesteinsmehl zum Einsatz. "Es lässt sich somit hochqualitativer Klimaschutz lokal in Deutschland betreiben und nicht im Regenwald, wo er nicht kontrollierbar ist", sagt Hannes Steinle aus Berlin.
"Es macht Spaß", sagt Carl Bödecke aus Braunschweig, der ebenfalls zum Kern-Team von ZeroEx zählt. Die fünf Jungs sind alle knapp über 20 und kommen eher aus der Software-Richtung. Gerne tauschten sie für zwei Tage das Büro gegen den Acker in der fränkischen Flur und nahmen an unterschiedlichsten Stellen von sandigen und lehmigen Bodentypen Proben.
Das Unternehmen führt gemeinsam mit internationalen Universitäten Forschungsversuche durch, um die verschiedenen Effekte von Urgesteinsmehl auf den Boden zu untersuchen. Die Proben der Ackerfläche aus Haßfurt werden anschließend als Forschungsprojekt in Kooperation mit der Uni in Würzburg zur Erhebung von langfristigen Daten über fünf Jahre hinweg ausgewertet. Dafür werden jährliche Bodenproben entnommen.