Langjährige Ortsbäuerinnen und Ortsobmänner standen im Mittelpunkt eines Ehrenabends, den der Bayerische Bauernverband im Landkreis Haßberge in der Heilig-Länder-Halle in Neubrunn veranstaltete. Dabei wurden verdiente Funktionäre für ihr jahrzehntelanges Engagement in ihren Gemeinden geehrt. Rudi Ruß und Klaus Merkel wurden außergewöhnliche Auszeichnungen zuteil.
Kreisobmann Dieter Reisenweber stellte die zu ehrenden Funktionäre, welche die Kultur des Berufsstandes weitertragen und auch in Zukunft diese Chance nutzen sollten, in den Mittelpunkt des Abends.
Bezirksbäuerin Maria Hofmann dankte allen anwesenden für die Übernahme ihres Ehrenamtes, mit dem sie sich für die Landwirtschaft und die Arbeit im ländlichen Raum einsetzen und sich dabei immer wieder auf die Suche nach neuen Ideen machten. Den Landfrauen sprach sie ihre Anerkennung aus, dass sie wieder den Ernteball anboten, sich aber auch an der Mainfrankenmesse beteiligten. Ebenso hätten sie den Tag für das bayernweite Projekt "Landfrauen machen Schule" super vorbereitet.
Landrat Wilhelm Schneider gratulierte einerseits Dieter Reisenweber zu seinem neuen Amt als BBV-Kreisobmann, sein Dank galt aber auch Klaus Merkel für seine engagierte Arbeit als Kreisobmann in den letzten 15 Jahren. "Wir brauchen Menschen, die Verantwortung übernehmen und das gerade in einer nicht so freundlichen Zeit für die Landwirtschaft. Deswegen schätze ich es ganz hoch ein, dass ihr den Kopf nicht in den Sand steckt. Ich hoffe, dass die Rahmenbedingungen wieder besser und verlässlicher werden, denn die Landwirtschaft braucht mehr Planungssicherheit."
Vernetzung spielt wichtige Rolle
Als Vertreter des Landwirtschaftsamtes schrieb Joachim Dömling den Frauen und Obmännern eine wichtige Funktion zu, "denn sie vertreten den Berufsstand gegenüber der Politik. Auch wir schätzen sie als Institution für notwendige Hintergrundinformationen. Ortsobmänner sind für uns die ideale Anlaufstelle dafür, was sich in den Ortschaften abspielt. Diese Vernetzung ist in der heutigen Zeit wahnsinnig wichtig, zumal die Landwirte weniger werden. Erheben sie ihre Stimme, das dient der Sache!"
BBV-Geschäftsführer Klaus Pieroth bezeichnete die BBV-Funktionsträger in den Gemeinden als wichtige Ansprechpartner vor Ort und zum Glück habe man auch mit der neuen Kreisvorstandschaft wieder ein gutes Team. Der Berufsverband und die Gesellschaft profitiere vom Engagement der Ehrenamtlichen und deswegen wolle man den Ortsobmännern und Ortsbäuerinnen, die teilweise schon bis zu 60 Jahre ihr Amt ausüben, Dank und besondere Anerkennung aussprechen.
Es waren über 170 Frauen und Männer. Sie erhielten für 15-jährige Tätigkeit die "Silberne Ähre" überreicht, einige wurden sogar für 50 oder 60 Jahre in ihrem Amt ausgezeichnet.
Kiesabbau und Gänse als Steckenpferd
Zwei Persönlichkeiten erhielten eine ganz besondere Ehrung. BBV-Kreisobmann Dieter Reisenweber ging auf die Verdienste von Rudi Ruß ein, der seit 1972 und damit 50 Jahre Ortsobmann in seiner Heimatgemeinde Sand sei und die Mitglieder zu Brennpunktthemen zusammengeführt und vernetzt habe. "Der Kiesabbau ist immer ein Thema gewesen und auch beim Mainausbau hat er die Interessen seiner Bauern gebündelt." Ebenso habe der Wein immer eine Rolle gespielt und selbst Winzer, habe er sich für seine Berufskollegen engagiert bis hin zu Bewässerungsprojekten oder der Vermarktung.
Einer der letzten Schwerpunkte sei das Gänsemanagement gewesen. Nun sei die Nilgans im Jagdrecht verankert und es sei eine Gelege-Behandlung möglich. Unter großem Beifall wurde Rudi Ruß zum "Ehren-Obmann" ernannt.
Überdurchschnittliches Engagement gezeigt
Der Präsident des BBV-Unterfranken, Stefan Köhler würdigte nach einem Streifzug in die Vergangenheit besonders Klaus Merkel, der von 2007 bis 2022 an der Spitze des Kreisverbandes stand. "Lieber Klaus, ich bedaure, dass Du schon so früh dieses Amt aufgibst, denn Du hast überdurchschnittliches Engagement für den Berufsstand gezeigt. Du hast sowohl fachlich als auch im Zusammenhalt im Kreisverband hervorragende Arbeit geleistet."
Dabei erwähnte er seinen Einsatz im Acker- und Pflanzenbau oder im Umweltausschuss des BBV. Ihm gehöre auch der Respekt der unterfränkischen Saatgetreideerzeuger, die Organisation der Feldtage in Mariaburghausen sei einer der großen Höhepunkte gewesen. Vergessen dürfe man auch nicht den Einsatz bei der Diskussion um den Nationalpark Steigerwald und im Gänsemanagement, wo man jetzt noch die Jäger auf die eigene Seite bringen wolle.
Vorträge über moderne Landwirtschaft
Bei all dem habe Klaus Merkel immer mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf die Themen aufmerksam gemacht. Als herausragende Veranstaltung bezeichnete er den Ernteumzug in Neubrunn mit Präsident Heidl. Außerdem habe er im Kreistag, aber auch in der Öffentlichkeit den Berufsstand mit seinen Vorträgen über eine moderne Landwirtschaft sehr gut vertreten. Vor diesem Hintergrund zeichnete er Klaus Merkel mit dem Ehrentitel "Ehren-Kreisobmann" aus.
Klaus Merkel richtete seinen Dank an alle Anwesenden und griff dabei die Worte von Landrat Wilhelm Schneider auf, "dass die Landwirte nicht an allem schuld sind". Dies unterstrich er mit dem Hinweis, dass man Kühe hinsichtlich des Methanausstoßes als "Klimakiller" bezeichne. "Es wäre besser, wenn sich solche Leute mit Verstand ums Klima kümmern und nicht mit Parolen an diese Sache herangehen."
Emotional bewegte Ministerin
Die "Nationalparkdiskussion" um den Steigerwald bezeichnete Merkel als ein besonderes Highlight seiner Amtszeit. Sie habe gezeigt, wie radikal Umweltschützer werden könnten. Mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber habe er aber die emotionalste Veranstaltung hinsichtlich des Gänsemanagements erlebt. "Es war das erste Mal, dass eine Ministerin danach auf mich zugegangen ist und nach eignen Aussagen geflasht von den Emotionen war." Darauf habe sich aber auch etwas bewegt.
Klaus Merkel bedankte sich bei den Landfrauen für die gute Zusammenarbeit und meinte "auf euch war immer Verlass, egal ob es bei der jetzigen Kreisbäuerin Cäcilie Werner oder ihrer Vorgängerin Astrid Baum war. Ich halte es aber für wichtig, dass ihr nicht nur eure Arbeit tut, sondern euch auch politisch engagiert".
Auszeichnungen als Ortsobmann oder Ortsbäuerin:
60 Jahre: Anton Limpert (Reutersbrunn).
50 Jahre: Ludwig Engel (Roßstadt), Rudi Ruß (Sand), Henriette Schad (Gleusdorf), Lothar Greb (Ottendorf).
40 Jahre: Anna Krug (Happertshausen), Gertrud Leyh (Losbergsgereuth), Ilse Merz (Gückelhirn), Ilse Schmidt (Wasmuthhausen), Willi Ebert (Hohnhausen), Helga Gehringer (Sailershausen), Heinrich Gerd (Lendershausen), Horst Pleiner (Sylbach), Josef Zehendner (Gleisenau), Manfred Kettler (Rabelsdorf), Helga Limpert (Reutersbrunn), Manfred Schmitt (Limbach).